Bei der Verpflegung Sentiero Abies haben wir 21,6 km hinter uns. Hier verlässt die Strecke den Weg Nr. 16 und wir laufen auf toller Strecke den Weg S.N.2. Es gilt einige Treppen hoch zu steigen. Über uns sind hoch hinaus Sicherungen gegen Steinschlag.
Beim weiteren Aufstieg sehe ich wieder die seltenen Nebrodis, quere einige Blockhalden und überhole 14km-Läufer. Hier sind ohne Wettkampf Kind und Kegel unterwegs. Aber alle machen bereitwillig Platz und lassen mich überholen.
Am Abzweig des Ecotrails (Corto) werde ich von den beiden Führenden des Ecotrails eingeholt aber nicht überholt, da sie dem Pfeil Corto folgen und nach rechts abbiegen. Ich folge der Markierung Lungo und steige und steige. Der Weg ist bekannt aber trotzdem noch weit. Ich überhole immer wieder Läufer und bin gut drauf. Es war absolut richtig langsam zu beginnen und die Kräfte einzuteilen.
Wir kommen wieder auf den Weg Nr. 16 und später auf Nr. 3. Der Untergrund wie die Landschaft wechseln. Ich freue mich auf den Gipfel und schreite rasch voran. Da ist der höchste Punkt auch schon erreicht. Ich sehe das Meer, leider aber nicht den Ätna.
Durch Wald geht es auf schmalem Weg steil hinunter zu einer Scharte und von dort hinauf zur Madonna dell'Alto. Auch von hier habe ich einen schönen Weitblick. Wir umlaufen das Santuario und es geht eine lange, breite und steile Serpentinenautobahn nach unten. Zeit kann man beim Abstieg jedoch nicht viel gut machen. Der Weg ist nicht schön zu laufen und erfordert höchste Aufmerksamkeit.
Aber irgendwann geht auch diese Schinderei zu Ende. Für Abwechslung ist gesorgt. Ich erreiche einen Wald und freue mich über den Schatten. Dafür geht’s weiter hinab. Wir erreichen wieder Weg Nr. 16 an der Verpflegung bei km 37,6. Von rechts kommen die Läufer des Ecotrails. Jetzt ist es nicht mehr weit, der Weg ist mir bekannt und ich bin in Hochstimmung.
Die letzten Kilometer vergehen wie im Flug. Ich freue mich auf das verabredete Eis in der Gelateria in Polizzi und laufe den Berg hinab. Gottlob hat es zum Teil Schatten. Die Sonne strahlt mächtig und setzt jedem Läufer arg zu. Kurz vor Polizzi geht es über die SP 119 ein letztes kurzes Stück steil hinunter, dann stoßen wir bei der Chiesa Madonna della Pieta auf den Hinweg. Ein Schild zeigt an, dass es nur noch 1,3 km bis zum Ziel sind.
Unmittelbar vor dem Ortseingang von Polizzi ist eine letzte kurze Steigung zu bewältigen. Kein Problem. Unter den großen Torbögen laufen wir nach Polizzi hinein. Es geht rechts zwischen Häusern über wenige Treppen vorbei an der Chiesa del Carmine über die Piazza Matteotti. Über die Via Borgese laufen wir ins Zentrum und zum Ziel an der Piazza Trinità.
Mir kommen einige Läufer entgegen, alle feuern mich an. So auch die älteren Herrschaften, die auf den Bänken in der Sonne sitzen. Ich bin in Hochstimmung und werde auf den letzten Meter frenetisch angefeuert.
Im Ziel warten Dieter, Frank und Peter. Ich bitte Peter, mir Wasser über den Kopf zu schütten. Ich brauche Abkühlung dringender als Trinkbares. Die Medaille ist etwas Besonderes, sie ist in Flüchtlingsdörfern der Sahara gefertigt.
Der Chip zur Ortung ist nicht mehr notwendig, ich gebe ihn ab und hole mir Verpflegung. Auf Suppe verzichte ich, aber Brot und Käse lasse ich mir gerne schmecken. Auch Wasser trinke ich nun im Schatten sitzend.
Dieter und Peter haben erfolgreich den Ecotrail über 23 km absolviert und sind ebenfalls von ihrem Lauf begeistert.
Beim verdienten Eisgenuß in der Gelateria sind wir uns einig, dieser Lauf ist ein Erlebnis. Er ist aber sehr schwer. Ich bin hier länger unterwegs gewesen als in Oberstaufen, Zermatt oder beim Jungfrau-Marathon, dennoch bin ich begeistert. Einen solch abwechslungsreichen und zugleich schwierigen Marathon habe ich noch nicht gemacht.
Apropos Marathon, in der Ausschreibung ist von einem Marathon die Rede, zugleich wird an mehreren Stellen von einem Lauf über 43 km gesprochen. Ich glaube selbst eher an 43 als an 42,195 km. Die Kilometer sind übrigens nicht markiert. Nur an den Verpflegungsstellen gibt es Entfernungsangaben.
Egal, der Lauf ist einfach nur Klasse und zur Nachahmung empfohlen – allerdings nur für geübte und gut trainierte Bergläufer. Mal eben so hier einen Marathon mitmachen, ist nicht drin.
Am Montag können sich Peter und Frank ein Badevergnügen am Strand in Cefalu. Dieter und mich zieht es auf den markanten Felsen. 260 Höhenmeter sind zu bewältigen und belohnen uns mit unschlagbaren Ausblicken. Ein empfehlenswerter Ausflug.
Ein Wort noch zur Abfolge der Fotos. Nicht verwundert sein, ich habe zwischendurch Fotos von unseren Wanderungen gemäß dem Ablauf des Laufes eingestreut.
Ciao Polizzi Generosa und auf ein Arrivederci Ecomaratona in 2011!
Sieger
Frauen
1. Carmela Vergura ITA 4.50,54 Std.
2. Luisa Balsamo ITA 5.07,49 Std.
3. Claudia Occhipinti ITA 5.47,09 Std.
Männer
1. Marco Zarantonello ITA 3.46,58 Std.
2. Guiseppe Veletti ITA 3.59,36 Std.
3. Roberto Bellanca ITA 4.04,18 Std.
Bester und einziger Deutscher: 99. Klaus Klein 6.18,24 Std.