8:30 - Start der 50 km Läufer, 1500 treten an. Ich komme nicht von der Matte hoch.
9:30 - Start der 25 km Läufer, anschliessend der 15 km Läufer, danach 2000 15 km Wanderer.
Fernando nimmt mich auf die Strecke mit. Wir klappern die Buffetstationen ab, die ich gestern verpasst habe:
Poio km 77: die Sopa à Lavrador, Suppe, mit viel Fleisch, geräucherten Würstchen und Knoblauch. Fas gibt Fahrtwind! Die Bratwürste werden mit Selbstgebranntem flambiert.
Casmilo km 93: Febras sind knusprige Schweinerippchen. Es sind jetzt 6000 Läufer durch und immer noch sind die Körbe gefüllt mit Leckereien. Die Dorfbewohner feiern einfach weiter. Ich lerne den Queijo Rabaçal lieben, der ist zwar aus Ziegen- oder Schafsmilch, aber, ich schwöre, das schmeckt man nicht! Es gibt diesen Käse in verschiedenen Reifegraden, auch als Frischkäse, der dann mit reichlich Honig beträufelt wird. Honigtöpfe stehen hier überall, man tunkt das Brot oder den Käse hinein, oder nimmt gleich den Plastiklöffel.
In Zambuja, km 100, lässt man mich am Zapfhahn nicht vorbei. Man stellt mir einen Tisch und einen Stuhl hin, serviert mir Sopa da Pedra, Steinsuppe. Die liegt wirklich schwer im Magen. Ihren Namen hat sie aber von einer Legende: Ein Einsiedler ging in den Dörfern nach Nahrung betteln, doch er bekam nichts, außer einem Stein. „ Ich mache euch eine Suppe aus diesem Stein, bringt mir eure Reste!“ Die Dorfbewohner brachten Fleischreste, Schwarten, und Wurstzipfel. In Suppen wurde damals normalerweise kein Fleisch gegeben. Die heutige Sopa da Perda ist ein kräftiger Hochgenuß mit Bohnen und Kartoffeln, vor allem aber dicken Speck.
Jérome Rodrigues, der Gewinner der 111 km, setzt sich zu mir an den Tisch. Er kann gut Englisch und Biertrinken. Zusammen beobachten wir die Läufer, die am Buffettisch vorbeifetzen und keinen Blick für die Köstlichkeiten haben. Suchende Blicke, die nichts entdecken. Wie eine Übersprungshandlung, so sieht es aus, wenn die Schnellen sich ein Wasser und eine Banane greifen und die Kartoffelships liegen lassen.
Mauro (40 Minuten für 10 Km) war gestern um 15 Uhr hier. Er brauchte noch 3,5 Stunden für die folgenden 11 km bis ins Ziel. Eine Buffetstation habe ich nicht gesehen: Tapeus km 87. Dort gibt es leitão assado, Spanferkelchen! Mauro erzählt, dass gestern, als er dort war, noch acht ganze Ferkelchen auf langen Spießen auf mich warteten. Ich komme wieder! Nächstes Jahr. Der Trail ist locker machbar und technisch (bis auf die letzten 10 km) nicht schwierig. Wetter und Ausrüstung müssen aber stimmen.
Sonst stimmt alles: Verpflegung ist Weltklasse, die Leute, ob Helfer oder Dorfbewohner, sind unglaublich zuvorkommend, richtig gute Freunde. Man tanzt und singt, trinkt und isst, und gibt mit vollen Händen. Es ist ein unglaublich liebevolles Fleckchen Erde: Terras de Sicó.
Mein DNF und das von 122 anderen Kämpfern wird mit einer dicken Tüte einheimischer Produkte versüßt: Honig, Wein, Schnaps und viele Käsesorten.
Der Trail de Conímbriga Terras de Sicó ist meine zweite offene Rechnung, nach dem UTAT.
Nächstes Jahr komme ich hochgerüstet wieder!
Webseite: www.ultrasico.com