Ein erstmalig veranstalteter abwechslungsreicher Lauf, bei dem sogar das Wetter mitgespielt hat. Sehr gut organisiert, sehr gut zu laufen und doch mitten in den tief geschnittenen Flusstälern und Hochebenen der Ardennen.
Da ich über die Osterferien im Familienurlaub bin, muss im März noch ein Trail her. Erstmalig findet dieses Jahr der Trail des Sangliers statt, ausgerichtet von trailrun.be. Mal was Einfaches, aber schön mitten im Herzen der Ardennen. 44 km (15, 26 und 75 wären auch im Angebot gewesen), 1.350 HM und Punkte als UMTB-Index-Lauf. Und bei der Anmeldung kann man nicht nur auswählen, ob man ein Laufhemd haben möchte (nein), einen Becher (nein), eine Versicherung (nein) etc., sondern auch auf die Medaille verzichten (die nehme ich dann doch für 5 Euro extra – ist allerdings auch nur aus bedrucktem Holz, simpel und umweltfreundlich). In Summe dann 60 Euro, nicht ganz so günstig aber noch ok.
Der Lauf ist übrigens nicht mit dem Trail du Sanglier zu verwechseln, der am Wochenende danach in der Nähe von Lyon stattfindet und zwischen 10 und 40 km im Programm hat, dafür aber mehr Höhenmeter – und nur die Hälfte kostet.
Der Lauf startet in dem 290-Seelen- Dorf Bérismenil, in der Mitte zwischen La Roche-en-Ardenne und Houffalize gelegen, und führt in drei verschiedenen Rundstrecken kleeblattartig vom Ort weg und zurück, so dass man 3x15 km vor sich hat und sich jedes Mal bei der Versorgungsstation am Start stärken kann. Für die Veranstalter sehr gut zu organisieren, aber auch ohne Nachteil für die Läufer, da sich die einzelnen Schleifen stark unterscheiden und es dadurch recht abwechslungsreich bleibt. Und man hat es so natürlich bei einem DNF leichter, wieder zurück zum Start zu kommen, maximal 7,5 km. Die gleichen Strecken werden übrigens von allen Distanzen genutzt, allerdings nie zur gleichen Zeit, so dass es sich nur ganz am Anfang an ein paar steilen Stellen staut, später aber recht einsam wird.
Mit dem Wetter ist das mal wieder so eine Sache. Die Woche davor war es wunderschön, am Samstag selbst dann auf der ersten Schleife Nieselregen, auf der zweiten bewölkt mit kühlem Wind auf den Höhen, auf der dritten dann aber sogar etwas Sonnenschein. Bei 10 bis 16 Grad eigentlich ideal zu laufen. Nicht so angenehm ist, dass es schon um 7 Uhr losgeht, sprich ich fahre um 4 Uhr mitten in der Nacht in Düsseldorf los. Die Entfernung ist aber einfach zu kurz, als dass man sich ein Zimmer nehmen müsste, und man ist ja dafür am Nachmittag auch schon wieder zuhause.
Schön ist die Strecke, die u.a. durch ein geschütztes Gebiet namens „Le Hérou – Le Parc naturel des deux Ourthes“ führt. Es gibt also zwei Flüsse mit dem gleichen Namen, die hier zusammenfließen. Daneben gibt es auch ein keltisches Fort namens „Le Cheslé“, das aber im Wesentlichen aus einigen Mauerresten mit neu aufgesetzten Holzzäunen besteht.
Auf der Strecke gibt es nur ein einziges Denkmal mit einem Flugzeugpropeller. Dieser stammt von einer dort 1944 abgestürzten englischen B-17, die Besatzungsmitglieder haben bis auf eine Person wohl alle überlebt. Der Trail ist naturbelassen, bietet aber auch keine der zahlreichen größeren Burgen und Schlössern in Wallonien. Bis auf kurze Strecken durch den Ort Bérismenil selbst läuft man auch wirklich nur durch den Wald und etwas auf Wiesen und kreuzt keine Straßen. Sehr angenehm, es braucht also auch keine Streckenposten oder Helfer für Überquerungen. Mir persönlich gefällt das deutlich besser als von Dorf zu Dorf zu laufen, wie es das ja auch manchmal gibt.
Die erste Schleife ist die interessanteste, mit Blick auf die Flüsse, steilen Abhängen und ein paar felsigen Kletterpartien. Man bewegt sich vor allem auf Trampelpfaden fort, was aber auch zu den erwähnten Staus führt. Ist aber alles ganz entspannt und die steilen Stellen auch eher kurz. Überhaupt hätte man nicht unbedingt seine Stöcke gebraucht. Ich hatte erstmalig einen Köcher dabei, was ideal war, um die Stöcke nicht ständig in der Hand haben zu müssen. An 3-4 Stellen waren diese aber durchaus sehr hilfreich.
Die zweite Schleife findet dann großenteils auf schmalen Wald- und Forstwegen statt und ist deutlich flacher, so dass man wirklich gut ans Laufen kommt. Die Hügel sind teilweise gerodet, evtl. wegen Sturmschäden. Nicht nur hier, sondern auch im Bestand findet man mehr in gerade Linien gepflanzte Baumreihen als man denken sollte. Es ist dann doch nicht alles komplett naturbelassen, aber Natur.
Die dritte Schleife biete die breitesten Wege und viele flache Stellen, an denen sich auch schon einmal das Wasser gesammelt hat. Aber alles gut zu umlaufen, so dass es diesmal keine Matschorgie gab, wie so oft über den Winter auf ähnlichen Strecken. Beim zweiten Verpflegungsstopp, also auf 2/3 er Strecke, kommen mit mir gleichzeitig die ersten 44-km-Läufer ins Ziel und starten die 26-km-Läufer. Von denen kommen dann wiederum die ersten ins Ziel als ich fertig bin.
Auch wenn man schon nicht die Strecke gleichzeitig miteinander teilt, so ist zumindest die Stimmung aufgrund der vielen Leute noch einmal besser. Immerhin sind fast 1.000 Leute auf der Strecke gewesen, 114 bei 75 km, 203 bei 44, 407 bei 26 und 239 bei 15. Die letzte Strecke ist für mein Gefühl deutlich zu kurz, die 75 vermutlich die beste Wahl.
Unterwegs waren auch einige internationale Teilnehmer, wobei die Belgier und Niederländer aber 90% ausmachten. Holländisch hat man deutlich mehr gehört – auch bei den Einstimmungsanfeuerrufen vor dem Start – als Französisch. In Summe waren acht Deutsche über alle Strecken mit dabei, die Hälfte davon auf den 44 km. Getroffen habe ich von Ihnen allerdings keinen – ich hatte auch die Ehre, als deutlich letzter Deutscher durchs Ziel zu gehen. Die anderen waren wohl echte Sportler, während ich ja eher ein Schönwetterwohlfühlausflügler bin.
Generell war es aber ein eher ruhiger Lauf, morgens um 7 sowieso, aber auch später, als sich das Feld auseinandergezogen hatte. Parken war übrigens sehr gut organisiert, sogar mit Einweisern, aber es lohnt sich, früh da zu sein und im Dunkeln auf Wildwechsel zu achten. Es hat schon einen Grund, warum die Mülltonnen vor den Häusern in der Gegend alle mit Drahtgittern eingefasst sind. Aber ein paar Rehe im Scheinwerferlicht haben ja auch etwas Schönes, sofern man rechtzeitig bremsen kann.
Auf dem Rückweg, am Samstagnachmittag, kann man übrigens unbedingt empfehlen, noch einmal in einem der netten Städtchen auf dem Weg eine Pause einzulegen. Fühlt sich wie ein kleiner Urlaub an.