Den Klassiker, den Spreewaldmarathon mit der berühmten Gurke, den kennen alle. Fast alle. Eigentlich könnten das viel mehr sein, aber dank der Pandemie sind zwei Austragungen ausgefallen. Nun aber was ganz anderes. Einmal längs durch die Gegend, Querung genannt. Von Groß Wasserburg nach Burg/Bismarckturm. 51 km durch alles, was den Spreewald so ausmacht. Und welch ein Glück – ein Superwetter für diese erste Austragung!
Was haben sich alle drauf gefreut! So lange gab es nix. Aber nun: Auf Laufstrecken von 800 bis 51000 Metern und einer 80 km-Radstrecke toben sie los, über 400 Teilnehmer! Und die Veranstalter haben mal wieder ihr ganzes Herzblut investiert. An den VPs ist das deutlich zu spüren! Zum Auftakt wird am Freitag eine Party beim Leineweber angeboten, Wer dann noch kann, versucht irgendwie zum Start zu kommen, je nach Startzeit kann das fies früh sein. Der erste Bus rollt um 5:45 los.
Es sind die Wanderer, die um 7 starten, die Läufer können um 8 lostraben, einen Bus später. Marathon und die 30er noch später und andere können richtig ausschlafen. Die HalbMaras und kürzere drehen am Ziel, dem Bismarckturm ihre Runden. Sehr schön das Frühstück am Start! Alles da, die Fettbemme, Kaffee, natürlich auch Gurken. Am Feuer im Garten des Bogen-Biwaks lässt sich der Bodenfrost gut ertragen. Bogen hat übrigens mit Bogenschießen zu tun…
Um 8 ist Start. Alles ist zu sehen: kurz-kurz, lang-lang und gemischt. Die nicht so verfrorenen vertrauen dem Wetter: 17° und stahlblauer Himmel werden uns verheißen! Die anderen legen dann nach und nach ab, müssen den Kram aber schön weiter tragen! Die erste Stunde ist wirklich noch frisch. Meine Finger sind steif von Kälte und Wind. Die ersten Bilder sind auch noch nicht wirklich was geworden. Aber dann – schlagartig ist alles perfekt und total angenehm. Wie vorhergesagt.
Perfekt auch die Strecke. Weicher Sandboden, Wald und Dämme und Wasser überall in Fließen und Teichen. Frühnebel über den Wiesen, Begeisterung überall! So abwechslungsreich ist alles. Ein kleiner Ort wird gequert, die Privatbrauerei ist aber leider noch zu. An Schleuse und Hafen vorbei wieder ins Gelände, immer der aufgehenden Sonne entgegen. Die steht noch tief und blendet ordentlich, das bleibt irgendwie so bis ins Ziel. Immer von vorn! Die Augen werden zu Sehschlitzen oder die Mützen tief runtergezogen.
Höhenmeter gibt es nicht viel. Mal einen Damm hoch, das wars. Und so schaut man auch flach über die Seen, die in der ersten Hälfte alles dominieren, drüber weg. Ein Gewässer folgt dem anderen und jedes heißt anders. Wenn man nicht gut aufpasst und eine der deutlichen Markierungen verpasst, könnte man sogar den Roten Nil bei Lübben erreichen. Das wär aber ein ordentlicher Umweg und der Wasserpark im Stadtgebiet ist viel besser. Erst zwischen den Häusern durch und dann in den Park. Spree, Fließe, Umfluter bilden ein wunderschönes gepflegtes Parkgelände mitten in Lübben mit Blick auf das Schloss. Da haben sich die Lübbener richtig ins Zeug gelegt für!
VP im Park. Der ist gleichzeitig Start für die Marathonis und die 30er. Natürlich sind die alle schon weg. Kein Gedränge also. Der Marathon macht hier eine große Schleife und dann noch einmal am Ziel und kommt so auf die korrekte Distanz. Die folgende Strecke hinter Lübben lädt zum Meditieren ein: Etwa 5 km Radweg mit gutem Asphalt und schnurgerade, alles auf einem Damm mit weitem Blick in die Runde. Felder, Fließe, Schilf. Wildgänse in geordneter Formation über uns. Sie grüßen mit lautem Geschnatter – sie haben den gleichen Kurs: der Sonne entgegen! Genau da, wo ich sie fotografiere, ist die 25 km-Marke. Ich hätte die Hälfte, aber die Gänse wohl nicht… Meditation macht hungrig und durstig. „I wish you were beer“ steht auf dem Rucksack von Ilona. Genauso schnell wie sie wandert, kann ich gerade noch laufen. Welch ein Tempo! Am VP kurz darauf gibt es leider keinen Hopfentee, dafür mit Liebe zubereitete Bemmen. Kaffee, Tee, Kuchen… Hunger und Durst haben keine Chance. Alle 5 km steht so eine Oase.
Weiter ins Gelände. Richtig toll wird es nun im Wald. Auf niedrigen Treppen hoch und runter über die Fließe. Über manche versumpfte Stelle führt ein Bohlenwegen. Super schön ist es hier, keine Frage! Aber auf den Dämmen kann es auch ganz hübsch windig sein. Käme der Wind nicht immer nur von vorn. Wind und Sonne im Einklang – mit uns oder gegen uns? Egal. Km 30, 35, 40. Immer entlang des Nordumfluters, ein wichtiges Gewässer zum Hochwasserschutz. Von hier wird Wasser in die Fließe abgeleitet, die westlich von uns das traumhaft schöne Gelände durchziehen, auf dem die Kähne entlangstaken. Oder finstere Krimis entstehen.
Mal laufen wir am linken, mal am rechten Ufer, mal mit, mal ohne Windschatten, von einem VP zum nächsten. Hier der Kuchen, da die Suppe. Manchmal begegnen wir auch den Radlern, aber wir kommen uns nicht ins Gehege. Die Strecken sind säuberlich getrennt und berühren sich nur punktuell. Gut organisiert! Und dann kommts! Läufer von vorn! Was geht da vor?
Die Läufer sind auf der abschließenden Schleife vor dem Ziel. Wir biegen gemeinsam auf die Zielgerade ein. Ich schleiche so dahin, die anderen flitzen an mir vorbei. Sehen sie, worauf wir uns bewegen? Es ist eine alte Trasse der Spreewaldbahn, einst das wichtigste Transportmittel in der Gegend. Die ungewöhnlich soliden Stahlbrücken sind Überbleibsel und im Spreewald häufig zu sehen.
Am Bismarckturm ist großer Trubel. Zielbogen, Ansage mit Begrüßung, Medaille (ein Flusskahn, wo gibt’s denn sowas!), Urkunde, Siegerehrung, diverse hopfenhaltige Getränke mit warmer Mahlzeit. Große Party. Kurz nach mir ist auch Ilona im Ziel. Die Begeisterung steht auch ihr ins Gesicht geschrieben. Der Tag hat sich gelohnt!
Fazit
Ein absolut schöner Lauf in einem abenteuerlichen Gelände. Gut laufbare Strecken, spezielle Ausrüstung nicht erforderlich. Toll organisiert. Beste Markierungen, leckere Versorgung. Alles top. Wer von Auswärts kommt, sollte ein, zwei Tage dranhängen und die Gegend erkunden! Hier gibt es gerade in der Nachsaison viel zu entdecken
16.09.21 | NEU: Einmal quer durch den Spreewald |