Dieses Motto ist in Steinfurt auch in diesem Jahr Programm. Nach der erfolgreichen Umstellung des Konzeptes im vergangenen Jahr wird auch heuer die Marathontradition fortgeführt.
Die durchweg positiven Eindrücken aus 2012 in Erinnerung, fiebere ich dem erneuten Start bereits Wochen vorher entgegen. Ebenso unsere Freunde vor Ort, Anne und Manfred, so daß ich mit meiner Familie bereits am Samstag anreise. Für die Abholung der Unterlagen bin ich dann auch etwas zu früh in den Technischen Schulen des Kreises Steinfurt. Obwohl die Ausgabe der Startunterlagen offiziell erst ab 15.00 Uhr beginnt, bekomme ich bereits eine Stunde vorher meine Startnummer. Da ist man im Münsterland flexibel. Genau wie während des gesamten Laufes. Neben Bad Salzuflen bietet Steinfurt nämlich mittlerweile auch ein Baukastensystem an. Dabei kann man sich bereits bei der Anmeldung oder auch während des Laufes über das Flexiticket für eine Strecke von 16, 29 oder 42 KM entscheiden.
Durch die schnelle Bedienung bleibt noch Zeit, den Nachmittag im Sonnenschein zu genießen. Ob ich morgen die Möglichkeit habe, darüber gibt der Wetterfrosch noch keine eindeutige Prognose. Ein Besuch der Hollicher Mühle weckt Erinnerungen an den alten Steinfurt Marathon.
Nach einer geruhsamen Nacht dämpft ein Blick nach draußen zu große Erwartungen auf gutes Laufwetter. Die Straße ist noch nass vom nächtlichen Regen und eine graue Wolkenmasse bedeckt den Himmel. Doch schon während des Frühstücks erreichen die ersten Sonnenstrahlen das Münsterland und so geht es um 9.45 Uhr froh gestimmt zum Start. Das gute Wetter sorgt für zahlreiche Nachmeldungen, so daß auch dieses Jahr wieder über 500 Teilnehmer die Herausforderung von Bagno und Buchenberg angenommen haben.
Mir bleibt noch die Gelegenheit, den alten Start- und Zielbereich in Augenschein zu nehmen. Gegenüber vom Schloss erinnert ein Denkmal an die Gründung des Gymnasiums Arnoldinum, ursprünglich als Universität, im Jahre 1558 durch Graf Arnold III. Gemeinsam mit der 1591 eingerichteten hohen Schule machte es Steinfurt bereits im Mittelalter zu einem bedeutenden Wissenschaftsstandort.
Jetzt ist Gelegenheit, alte Bekannte zu begrüßen. Auch dieses Jahr ist HaWe wieder dabei. Als es auf den Start zugeht, schickt er mich nach vorne. Man kennt halt seine Zielzeiten. Die letzten Minuten steigt die Spannung. Noch einmal Uhr kontrollieren und dann geht es um 10.00 Uhr pünktlich auf die Strecke.
Die ersten drei Kilometer schickt uns der Turnerbund erst einmal auf einer kleinen Runde durch das Herz des Bagno, einer im Jahr 1765 als französicher Garten angelegten Parkanlage. Typisch sind die schnurgeraden Wege. Eine Verbindungsallee bringt uns auf dem dritten Kilometer direkt zum Schloß zurück. Das Feld ist noch dicht gedrängt. Da fällt es schwer, den zahlreichen Pfützen, die sich über Nacht gebildet haben, auszuweichen. So kommt gleich zu Beginn das richtige Trailfeeling auf. Ein Läufer fragt mich: „Wer ersetzt bei Euch denn jetzt den Joe?“ „Das ist unmöglich, also keiner.“ Hoffentlich schafft er es nach seinem Achillessehnenriss bald wieder auf die Piste.
Die nächsten Kilometer führen Richtung Borghorst. Noch fällt die schnurgerade Linie im großen Läuferfeld nicht auf. Ich schwimme mit der Masse. Neben mir taucht Birgit auf. Sie hatte beim M4Y-Voting eine Reise zum Marathon nach Mallorca gewonnen und ist dort fast zeitgleich mit Kollege Wolfgang durchs Ziel gegangen. Ihn hat sie verpasst, mich nicht. Mein Glück, denn die nächsten Kilometer sind sehr unterhaltsam. An der L510, einem der wenigen kurzen Asphaltabschnitte auf der Strecke, erreichen wir etwa bei KM 6,5 den nächsten Verpflegungspunkt. Das etwas reduzierte Angebot wird durch den köstlichen Rosinenstuten wettgemacht. Laut Birgit mit ein Grund dafür , dass sie hier ein zweites Mal antritt.
Bevor wir nach wenigen Metern die Landstraße nach links in den Wald Richtung Kanonikusbusch wieder verlassen, genießen wir die kurz die wärmenden Strahlen der Sonne, bevor wir wieder im Wald verschwinden. Nur ganz vereinzelt gibt es ein paar Zuschauer. Genau wie im letzten Jahr wird uns mit einer Tröte den Marsch geblasen. Mit diesem Rückenwind erreichen wir Borghorst. Auch hier treiben uns ein paar Anfeuerungsrufe weiter.
Da es sich beim Steinhart 500 um einen Cross- oder Landschaftslauf handelt, verwundert es nicht, daß der Ortsteil bereits nach wenigen Minuten hinter uns liegt. Zunächst führt die Strecke noch flach durch die Bauernschaften, die früher von mehreren Bauernhöfen gebildet wurden, um Borghorst. Nach einer erneuten Stärkung geht es erstmals hinauf auf den Buchenberg. Einige Läufer werden zu Walkern. Aber nicht allzu lange, denn schnell liegt der heftige aber kurze Anstieg hinter uns. Jetzt geht es wieder hinab zum Verpflegungspunkt an der L510. Das anschließende Begegnungsstück bei KM 11 gehört uns noch allein. Die Führenden sind dann doch nicht so schnell, um uns hier schon entgegen zu kommen.
Wir folgen weiter den langen Geraden, die auf dem folgenden Kilometer lediglich von einer Links-Rechts-Kombination unterbrochen wird, als die Strecke unter der Bundesstraße nach Münster herführt. Die nächsten Kurven führen uns über den Vorplatz der Konzertgalerie. Dadurch lassen wir den ältesten freistehenden Konzertsaal nicht einfach links liegen, sondern bekommen ihn von seiner schönsten Seite zu sehen. Anschließend überqueren wir den Hauptplatz des Bagno. Auf der heute freien Fläche standen bis ins 19. Jahrhundert noch zahlreiche Gebäude, die aber wegen der hohen Instandhaltungskosten bis auf drei sämtlich abgerissen wurden. Die heute freie Sicht erlaubt es mir, meinen persönlichen Fanclub sofort zu erblicken. Mittlerweile haben sie den Standort gewechselt und Silke nutzt die Gelegenheit, aus einer weiteren Perspektive Fotos zu schießen, um meinen Bericht anzureichern.