Die trauen sich was! Juli bis September ist die klassische hochalpine Berglaufsaison. In Umhausen am Eingang des berühmten Ötztals, eingekesselt zwischen den 3000ern der Ötztaler- und Stubaier Alpen, lässt man sich aber davon nicht beeindrucken. Schon Mitte Mai ruft man dort, 2019 zum vierten Mal, die Berglaufenthusiasten zum Stuiben Trailrun bis in Höhen von 2.750 Metern. Auf Schneeschuhe wird dennoch im Katalog der Pflichtausrüstung verzichtet. Kann das funktionieren? Ich bin gespannt.
Gegenüber dem Vorjahr völlig neu aufgestellt hat man sich beim Streckenangebot. Behalten hat man die „Kurzdistanzen“ des 4K und 12K, den bisherigen 33K jedoch durch einen kürzeren 24K und einen längeren 42K ersetzt. Man ist also auch hier in der prestigeträchtigen Marathonliga angekommen, auch wenn Puristen vielleicht bemängeln werden, dass der 42K mit 41,7 km etwas zu kurz geraten ist, was aber satte 3.200 Meter in der Vertikalen locker kompensieren. So früh im Jahr fühle ich mich noch nicht reif für so viele Höhenmeter und bescheide mich daher mit dem 24K, der auf 24,2 km immerhin auch noch 1.670 Höhenmeter bis jenseits der 2.300 Meter abverlangt.
Allen Distanzen gemeinsam ist der namengebene „Stuiben“. Dahinter verbirgt sich Tirols höchster Wasserfall mit einer Fallhöhe von 159 Metern. Diesen zu „erklimmen“ gehört zum Programm eines jeden Laufs, ob kurz oder lang. „Spüre die Urkraft des Wassers“ - mit diesem Slogan rücken die Veranstalter den Stuibenfall in den Mittelpunkt des Geschehens. Und ohne Zweifel ist es vor allem dieses Erlebnis, das mich und sicher auch viele andere Teilnehmer besonders motiviert.
Drei Tage vor dem Lauf bekomme ich eine E-Mail vom Veranstalter. „Liebe Teilnehmer des Stuiben Trail 24 K ...“, heißt es da und mir wird mitteilt, was ich irgendwie schon geahnt habe. Denn nach frühsommerlichen Gefühlen zur Osterzeit hatten die Eisheiligen ihrem Namen einmal mehr alle Ehre gemacht und erst jüngst nochmals eine ordentliche Portion Schnee über den Bergen abgeladen. In der Quintessenz bedeutet das: Geänderte Streckenführung, 400 Längen- und Höhenmeter weniger, im Maximum „nur“ 1.904 m, kein Gipfelerlebnis. Aber, und das ist die Hauptsache: Die Passage am Stuiben ist auch bei der Ersatzstrecke „gesetzt“.
Im 1.800 Einwohner-Dorf Umhausen, noch relativ weit vorne im 65 km langen Ötztal gelegen, schlägt das Herz der Veranstaltung. Und im Zentrum des Herzens, auf dem Murplatz gleich bei der Dorfkirche, geht es los und kommen wir auch wieder an.
Schon am Freitag, sozusagen als Prolog, startet in den Abendstunden der Stuiben Sprint. Im 30 Sekunden-Takt werden die Läufer einzeln auf die Strecke geschickt und stehen vor der Aufgabe, 4 km mit 450 Höhenmetern mit Ziel oberhalb des Stuibenfalls möglichst schnell zu bewältigen. Klingt eigentlich recht locker – ist es aber nicht. Nachdem ich mir am Nachmittag aus der Perspektive diverser, bequem mit dem Auto erreichbarer Aussichtsplätze einen ersten Eindruck vom Laufparcours am Wasserfall verschaffen konnte, verband sich mit der Vorfreude und dem Gefühl des „Wow“ auch ein kräftiges „Uff“.
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Für die Marathonis bedeutet der Start am Samstag zunächst einmal eines: früh aufzustehen: Schon um 7 Uhr beginnt für sie die Laufreise durch die Berge. Da habe ich es besser und kann noch gemütlich frühstücken. Das Race Briefing um 8:30 Uhr lasse ich mir aber nicht entgehen. Mittels Infoscreen bekommen wir letzte Hinweise zu Strecke, Markierungen und vor allem, wo wir Schneekontakt haben werden. Alles halb so wild. Vor dem Zugang zum Startkorridor wird das Pflichtgepäck kontrolliert – Vertrauen ist gut, Kontrolle aber sicherer.
Dann ist es soweit: Ein veritabler Kanonenböller lässt um Punkt 9 Uhr auch den letzten Dorfbewohner wissen, dass hier etwas im Gange ist. Mit Schwung setzt sich der Pulk der 160 24K-Starter in Bewegung, die damit ein Drittel der etwa 500 Eventteilnehmer stellen.
Vorbei an blühenden Obstbäumen und durch die Wiesen geht es gen Süden, zunächst noch auf Asphalt, hinaus aus dem beschaulichen Ort. Auch wenn das Tempo flott ist, so ist die stetige leichte Steigung taleinwärts deutlich zu merken. Hinter dem Kneipphäusl tauchen wir nach links ab in den Wald. Ein kurzer knackiger Anstieg stellt uns erstmals konditionell auf die Probe, dann ist Entspannung entlang des Waalwegs angesagt. Ein künstlich angelegter Bewässerungskanal bestimmt den Verlauf des schmalen, flach durch den Wald führenden Höhenwegs. Wenig später ändert sich die Szenerie: Auf einem breiten Naturweg folgen wir nun dem rauschenden Horlachbach, jenem Gebirgsbach, der, aus den Resten des Zwieselbachferners in den Stubaier Alpen entspringend, als Stuibenfall zwischendurch so spektakulär in die Tiefe stürzt.
Und dann taucht er am Horizont auf. Erst nur ein bisschen, dann immer mehr gibt der Wald den Blick frei auf die im unteren Teil weiß gischtend über den Fels stürzenden Fluten. Vom breiten Naturweg abzweigend läutet ein im steilen Zickzack durch den Wald nach oben führender Pfad das Ende der Gemütlichkeit ein.
Treppenläufe sind eigentlich etwas wirklich Fieses. Zumindest habe ich das so erlebt, als ich in der Münchner ADAC-Zentrale zur Winterzeit so etwas einmal mitgemacht und dabei die weise Erkenntnis gewonnen habe: Bei keiner anderen läuferischen Betätigung merkt man schneller, wie die Beine schwerer werden, wie die Lunge brennt und wie sich das Gefühl der totalen Plättung einstellt. Dabei waren das nur 472 Stufen und gerade einmal 93 Höhenmeter. Nun ja: Der Schrecken ist verblasst, das besondere Erlebnis ist geblieben, ebenso wie der Respekt.
728 Stufen lautet die Herausforderung hier nun. 728 Stufen, zumeist über einen erst im Mai 2016 eingeweihten stählernen Treppensteig führend. Ein beeindruckendes Ungetüm, das nicht jeder als optische Bereicherung der Landschaft empfinden wird, den Wasserfall für die Besucher jedoch optimal und sicher erschließt und auf alle Fälle einen besonderen Akzent setzt.
Im bereits besagten Zickzackkurs geht es über Naturstufen zunächst einmal los. Während wir schwer schnaufend versuchen, den steilen Weg in schnellem Walking-Schritt zu erklimmen, wird der Ausblick immer beeindruckender, auf die hinab stürzenden Fluten ebenso wie auf den nahenden Treppenaufgang. Vor allem dessen „Einstieg“ übt schon aus der Ferne eine ungemeine Faszination aus: Scheinbar in der Luft schwebt eine 80 Meter lange Hängebrücke, die gestuft jäh nach oben ansteigt.
Und dann stehen wir auf einmal an ihrem Zugang. Ehrfürchtig blicke ich nach oben, auf die sich am Horizont im langen Anstieg verlierenden bunten Punkte der Läufer und das daneben gen Tal tosende Wasser. Was für eine Kulisse! Hochmotiviert wage auch ich mich auf diese Brücke zwischen Himmel und Erde und muss sogleich feststellen, dass mir ganz komisch wird. Als wäre ich besoffen oder auf hoher See: Die Hängebrücke schwankt unter den Läuferbeinen in einer Weise auf und ab, dass man fast seekrank werden könnte. Nicht nur ich halte mich an der „Reling“ ein und versuche in schnellem Schritt wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Andererseits: Ich bin begeistert – das ist absolut einmalig. Die harte Steigarbeit setzt sich danach fort. Eine Kehre reiht sich an die andere. Durch den Gitterrost des Bodens haben wir stets freie Sicht in alle Himmelsrichtungen.
Immer wieder kommen wir den tosenden Fluten ganz nahe, können den kalten Hauch des am Fels zerstäubenden Wasser ganz physisch spüren. Die „Urkraft des Wassers“, hier wird sie ganz real und greifbar. Und auch klar, warum der Wasserfall den Namen „Stuiben“ trägt. Denn dieser Begriff steht für nichts anderes als für das Zerstäuben des Wassers beim harten Aufprall auf den Fels.
Je höher wir kommen, desto mehr trennen uns Fels und Natur vom Wasser, auch wenn das Tosen uns weiter begleitet. Auf einmal sind wir oben, an der Kante des Tauferbergs. Über eine kleine Hängebrücke überqueren wir den Bach, der sich hier nur noch als ganz normaler munterer Gebirgsbach präsentiert, während er wenige Meter weiter so spektakulär mit voller Wucht und Kraft in die Tiefe donnert. Ich bin noch ganz euphorisiert und wäre für dieses Erlebnis gerne auch noch ein paar Hundert Stufen weiter gestiegen, aber jetzt muss ich wieder mit alpiner „Normalkost“ vorlieb nehmen.
Für Abenteuerlustige gibt übrigens auch noch einen anderen Weg nach oben: Unweit des Wassers ist ein umfassend seilgesicherter und (angeblich) auch nicht allzu schwerer Klettersteig angelegt, bei dem man allerdings zum einen schwindelfrei und zum anderen nicht wasserscheu sein darf. Den hebe ich mir für das nächste Mal auf.
Ein Weilchen noch folgen wir zunächst auf einem Waldpfad, dann über einen Forstweg dem Horlachbach, bis wir nach vier Kilometern am Waldrand das Gasthaus Stuibenfall (1.481 m üNN) und damit den ersten Verpflegungsstopp erreichen. 40 Minuten bin ich unterwegs, aber immerhin stehen auch die ersten 450 Höhenmeter auf der Habenseite.
Entspanntes Laufen steht nun auf dem Streckenprogramm. Durch saftig grüne Wiesen führt der Kurs, mit weitem Blick hinein ins Horlachtal und die noch schneebedeckten Berge rundum. Niederthai liegt vor uns, ein Ortsteil von Umhausen, aber eben 500 Meter höher als der Hauptort. Auf viele verstreute kleine Weiler verteilen sich die gerade einmal 300 Einwohner. Ein spezieller läuferischer Gimmick erwartet uns hier. Denn es gilt ein Stück Wiese der Kategorie „supersteil“ zu bewältigen. Zwei Seile mit Halteschleifen sind ausgelegt, sodass man mit Armkraft den Vortrieb nach oben unterstützen kann. Bei den Läufern kommt das gut an, jedenfalls sieht man mehr lachende als gestresste Gesichter.
Auf einem autofreien Sträßlein geht es oben angekommen quer zum Hang weiter. Auch hier geht es läuferisch locker dahin. Besonders beeindruckend ist der Blick aus dieser Höhe auf den mächtigen, mit viel Weiß überladenen Gebirgsriegel auf der anderen Seite des Ötztals. Wildromantisch eingebettet zwischen alten Holzhäusern ist die nächste Verpflegung in Bichl. Große Augen bekomme ich bei Anblick der leckeren Blechkuchenteile, nur will sich der Hunger bei mir noch nicht so recht einstellen. Dass es Sinn macht, trotzdem einige Kalorien zu sich zu nehmen, darf ich auf dem folgenden Wegstück feststellen.
Ein Stück weit folgen wir noch dem Sträßlein, das sich alsbald auf Naturboden fortsetzt, bis uns ein plötzlicher Abzweig auf einen schmalen Pfad lotst. Fels, Wurzeln, Matsch, ja selbst ein seilgesicherter Knüppelsteig bestimmen den Charakter des ausgesetzten Single Trails durch den Bergwald, der sich Kurve um Kurve in die Höhe schraubt, ohne dass ein Ende absehbar wäre. Wohl dem, der hier Laufstöcke dabei hat. Ich nicht, sodass ich mich mühselig Schritt für Schritt nach oben schleppe.
Doch jeder Anstieg hat ein Ende und so auch dieser. Zwei mitten im Wald harrende Streckenposten signalisieren uns, dass wir nach 8 km auf 1904 m üNN den höchsten Streckenpunkt des heutigen Kurses und damit zumindest imaginär den „Gipfel“ erreicht haben. Der richtige Gipfel auf der Normalroute mit auch sehr viel mehr Panorama wäre der Narrenkogel (2.303 m üNN) gewesen. Aber auf den lässt man uns schneebedingt nicht. Zugegebenermaßen nicht unglücklich bin ich jedoch im Hier und Jetzt, nicht noch weitere 400 Höhenmeter bewältigen zu müssen. Leicht wird es dadurch aber noch längst nicht. Und die nun folgende Bergabpassage geht deutlich mehr in die Beine als der Anstieg.
Vergleichsweise harmlos sind noch die kleineren Schneeflecken im Wald, die wir queren müssen. Aber dann stürzt der Kurs durch den von einem dichten Nadelteppich bedeckten Waldboden geradezu in die Tiefe ab. Aufpassen muss man, nicht an einer der Wurzeln oder Steine hängen zu bleiben. Dennoch gibt es einige Läufer, die sich in geradezu halsbrecherischem Tempo in die Tiefe stürzen. Froh bin ich, dass ich keinen von ihnen unterwegs in misslicher Lage wiedersehe.
Durch einen ausgeholzten Teil des Abhangs hindurch sehe ich tief unter mir das Horlachtal und Niederthai. So habe ich zumindest eine gewisse Vorstellung, wie lange ich meine Beinmuskulatur noch malträtieren muss. Fast wie aus dem Nichts ist auf einmal ein erhöht über dem Tal entlang führender breiter Naturweg erreicht. Diesem folgen wir nun weiter taleinwärts.
Die vor uns liegende, nur leicht bergan führende Passage wäre eigentlich ideal zum flotten Dahintraben geeignet. Es dauert bei mir allerdings eine Weile, bis mir meine müden Beine signalisieren, dass sie dazu wieder bereit sind. Einsam ist es um mich herum. Keine Häuser, kaum ein Läufer, für Geräusch sorgt nur der tief unten rauschende Horlachbach. Bergmahderweg heißt der Weg, dem wir folgen, benannt nach den steilen Hangwiesen. Am gegenüber liegenden Hang reicht der Schnee zwischen dem Nadelgehölz bis zum Talgrund hinunter. Noch bewegen wir uns entlang des sonnenverwöhnten Südhangs des Horlachtals. Aber ich weiß schon jetzt: Der Rückweg aus dem Tal führt auf der anderen Talseite entlang.
Langsam nähern wir uns dem Talgrund und dort ein paar alten, wie ausgestorben wirkenden Holzhäusern. Es ist die anscheinend noch nicht geöffnete Larstigalm (1.777 m üNN), die wir nach knapp 12 km weit hinten im Tal erreichen. Kalt und schattig ist es hier. Und es wird fürs erste auch nicht wärmer.
Die folgende talauswärts führende Passage ist tendenziell, weil auf breiten Wegen meist leicht hinab führend, eigentlich eine, die man richtig flott absolvieren kann. Dafür müssen wir aber nun, wie schon erwartet, längere Teilstücke durch sulzigen Schnee bewältigen. Ein wirkliches Problem ist das zwar nicht, aber der Gleichgewichtssinn ist durchaus gefragt.
Wie eine Oase in dieser doch etwas ungemütlichen Umgebung wirkt die Labestation Grastal nach gut 13 km. In dicke Jacken gepackt, aber gut gelaunt werden wir einmal mehr empfangen. Und wieder gibt es verschiedene tolle Kuchen, auch Wurst und Käse. Ein besonderes Lob an dieser Stelle für das Verpflegungskonzept des Veranstalters: Denn dieses ist nicht nur ein in hohem Grade leckeres, sondern auch ein wirklich durchdachtes. Während es an den Stationen - außer Wasser und Isodrink - mit Obst und Rohgemüse zunächst eher leichte Kost gibt, ergänzt nach den kraftraubenden Anstiegen Deftiges und Kalorienreiches das Angebot. Für zusätzlichen Antrieb im Schlussteil sorgen dann Cola und Red Bull. Besser geht’s nicht.
Allmählich wird der Schnee weniger, der Kurs noch etwas abschüssiger. Vor uns tauchen die Häuser von Niederthai im Wiesenmeer auf. Direkt durch das Hauptsiedlungsgebiet rund um die pittoreske Dorfkirche führt der Kurs. An einem Wiesenhang schließt sich sozusagen der Kreis. Und zwar dort, wo wir uns, nun zum zweiten Mal, mit Hilfe der beiden Seile empor hangeln dürfen.
Bekanntes Laufrevier ist für uns auch das folgende Sträßlein nach Bichl, wo ich mir nun, nach 17,6 km, etwas mehr Zeit lasse, das kulinarisch Gebotene zu würdigen.
Quer durch eine abschüssige weite Wiese führt der weitere Weg hinab. Knapp 500 Meter unter uns im Tal, gar nicht einmal mehr so weit entfernt, breitet sich Umhausen aus. Lärmfetzen dringen bereits hier aus der Tiefe zu uns herauf. Kein Zweifel: Das stammt vom Zielgelände. Nicht ganz dazu passt allerdings das Wissen, dass der Streckenplan noch einige Kilometer vorsieht.
Auf einem breiten Forstweg geht es durch den Wald flott weiter. Schmale Pfade sorgen zwischendurch für etwas Würze, Abwechslung und auch reduziertes Tempo im Abgalopp. Näher und näher rückt der Zielort und irgendwie erstaunt bin ich, als nach 20,7 km, schon ganz nahe an den Häusern von Umhausen, nochmals eine Streckenverpflegung aufgebaut ist.
Des Rätsels Lösung dürfen wir schon kurz darauf erkennen. Denn über den sogenannten Steppsteig, einen flach durch den Wald führenden Naturlehrpfad, entfernen wir uns, oberhalb Umhausens laufend, geradewegs wieder aus dem Ort in Richtung Stuibenfall. Ein wahrer Naturgenuss ist dieser Steig, die moosüberwucherten Felswände und -brocken entlang des Weges geben der Landschaft fast etwas Mystisches. Nur: So richtig empfänglich bin ich nicht mehr dafür und freue mich, als der Steig beim Stuböbele endlich auf Asphalt trifft, jene Straße, die von hier aus in entgegen gesetzter Richtung nun direkt zum Ziel führt.
Die Zielwitterung aufnehmend lege ich beim Jog durch die löwenzahnblühenden Wiesen nochmals an Tempo zu. Der aus dem Ort ragende spitze Kirchturm zeigt mir genau, wie weit es noch ist. Dann ist er endlich da: Der rot leuchtende Bogen über dem Zieleinlauf.
Jeder der eintröpfelnden Läufer, sei es vom 12K, 24K oder 42K, wird vom nimmermüden Zielmoderator und auch vom Orga-Chef Simon Scheiber höchstpersönlich per Handschlag begrüßt.
90er-Jahre Rockmusik erfüllt den Platz und auch sonst ist richtig viel los. Selten habe ich eine Veranstaltung erlebt, wo direkt im Ziel so ausgiebig, ausdauernd und familiär nachgefeiert wurde wie hier. Leckere Pasta mit dreierlei Saucenvariation und natürlich auch den famosen Kuchen gibt es für die Läufer, darüber hinaus so viel Bier, wie man trinken mag. Auch sonst ist gastronomisch einiges für Läufer, Begleiter und sonstige Zaungäste geboten.
Über die große Video-Screen werden immer wieder Ergebnisse und Videos von einzelnen Streckenabschnitten aller drei Läufe gezeigt. Da macht es einfach Spaß zu bleiben, zuzuschauen, anzufeuern. Vor allem, als die Letzten des 12K und des 24K mit dem Besenmann einlaufen, geht einschließlich Zündung einer Konfettikanone richtig „die Post ab“.
Die Siegerehrung um 16:30 Uhr schwänze ich dann allerdings. Die warmen Thermen des Aqua Dome, ein paar Kilometer entfernt in Längenfeld, waren einfach zu verlockend. In den spacigen, sprudelnden Freiluftschüsseln der Therme mit Blick auf die umgebenden 3000er liegend geht für mich ein wunderbarer Lauftag zu Ende.
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28.05.22 | Auf stahlharten Wegen |
Bernie Manhard |