Immer Anfang September zieht es einen Kreis von Trailrunnern in den Thüringer Wald. Genauer gesagt zum Südthüringentrail in Suhl. Mit einer Meldung darf der interessierte Läufer nicht allzu lange warten, denn die begrenzten Plätze könnten bereits vor Meldeschluss ausgebucht sein. Und wer sich zu spät für eine Teilnahme entschließt, darf hoffen, über eine Warteliste noch zum Zug zu kommen. „Der Trail mit Herz“, so das Motto, sagt schon alles: Die Veranstaltung lebt vom freundlichen Helferteam, den überaus interessanten, aber doch auch fordernden Strecken in der wunderschönen Natur und auch dem Ambiente rundherum um das Start- und Zielgelände am Simson-Gewerbepark in Suhl-Heinrichs.
Drei Strecken stehen zur Auswahl, vom Wichteltrail (17,4 Kilometer, 559 Höhenmeter) über den Riesentrail (47,5 Kilometer, 1932 Höhenmeter) bis hin zum Heldentrail (64,9 Kilometer, 2491 Höhenmeter). Da ist garantiert für jeden etwas dabei: Die Eisenharten versuchen sich auf den zwei verschieden langen Schleifen und wer noch nicht so gut trainiert ist, probiert den Wichteltrail, für den man sich gut sechs Stunden Zeit lassen kann. Ich werde auf diese Strecke gehen, weil mich in den vergangenen Wochen das Laufgestell geplagt hat und ich eine längere Laufpause einlegen musste. Aber so langsam taste ich mich wieder heran, auch wenn die Ausdauer flöten gegangen ist. Wie es auf den anderen Strecken so zugeht, kann der interessierte Leser auf unserem Portal nachlesen.
Der German Trail Running Cup mit seinen Veranstaltungen des Schweriner Seentrails, dem Oberlausitztrail, SachsenTrail, Maintal-Ultratrail und eben dieser Veranstaltung zieht auch Teilnehmer an. Genauso wie der Sühler Büchsen Cup, für den der Lange-Bahn-Lauf, der Schneekopflauf und das Event eben hier gewertet werden.
2017 fand die erste Veranstaltung statt und Mirko hat mit seinem engagierten Team eine Lücke im Laufkalender geschlossen. Überhaupt: viele fleißige Helfer, die meisten sind von Anfang an dabei, einige kommen sogar von weit her angereist, um dem Trail für uns möglich zu machen. Sie alle stehen mit Herzblut hinter der Organisation und sorgen mit ihren Ideen bei der Streckenführung für Attraktivität, für Anspruch und für einen Abenteuerfaktor. Bei meinem Blick in die Teilnehmerliste fällt auf, dass sich viele Junge und auch viele Damen dem Trail verschrieben haben.
Das Startgelände im Gewerbepark-Simson ist einfach zu finden. Wer mit der Bahn kommt, wählt den Bahnhof Suhl-Heinrichs. Die mit dem Bus steigen in Heinrichs Rathaus aus und wandern fünf bis zehn Minuten in Richtung Autobahnbrücke. Die mit dem Auto lassen sich vom Navi nach 98526 Suhl-Hinrichs in die Simsonstraße 1 leiten.
Dort werden bereits am Freitag am 16.00 Uhr die Startunterlagen ausgeben, eine Pasta Party (Bon an der Startnummer) schließt sich an, ebenfalls ein Briefing für alle Strecken. Eine Kurzeinweisung gibt es am Folgetag für alle Strecken vor dem eigentlichen Start. Am Startgelände findet man noch eine kleine Expo sowie einen Souvenirshop, Kleiderablage und Info-Theke. Dort hilft man jedem bei Bedarf beim Installieren der benötigten Laufapp und bei der Bedienung des Trackers für die beiden langen Strecken.
Alle Teilnehmer müssen während ihres Laufes ein Handy mitnehmen sowie einen Trinkbecher. Auf den längeren Strecken ist Laufrucksack, -gürtel, Wasserbehälter, Erste-Hilfe-Set und weitere Ausrüstung vorgeschrieben. Je nach Wetterlage sollte man auch warme Laufkleidung mitführen. Handschuhe und Wintersachen sind allerdings an diesem Wochenende nicht nötig, es sollen bei Sonnenschein die Temperaturen nochmals bis an die 30 Grad steigen. Eher soll der Läufer mit Sonnencreme nicht sparen.
Für das Startgeld von 44 Euro bei frühzeitiger Meldung beim Wichteltrail erhält man das volle Programm, angefangen vom Gutschein zur Pasta Party bis hin zur reichhaltigen Verpflegung auf der Strecke und im Ziel, Medaille (nachhaltig aus Holz), Online-Urkunde, Finishershirt und Gaben der Sponsoren. Für die Schnellsten warten zudem noch Preise in der Gesamtwertung und in der Altersklasse. Das Startgeld ist verglichen mit Trailläufen in den Alpen sehr günstig. Die Riesen zahlen zehn Euro mehr, die Helden 20. Aber wie gesagt, mit der Meldung nicht allzu lange warten.
Gegen 09.30 Uhr schlagen wir am nächsten Tag im Simson-Gewerbepark auf. Frank Merrbach, Führender des Heldentrails, kommt gerade von seiner Frühschicht auf der langen Runde von 47 Kilometer zurück. Seit 05.00 Uhr sind die Helden bereits unterwegs. Nach kurzem Verpflegen geht er auf die Runde der Wichtel und wird später in gehörigem Abstand seinen Lauf gewinnen.
Wir haben dagegen noch ein wenig Zeit für Frühstück (günstige Preise) und ein wenig Fachsimpelei mit anderen Läufern und den Helfern. So wird mir berichtet, dass auf einigen Streckenabschnitten die Wege erst von Unkraut befreit und auch freigeschnitten werden mussten. Auch hat der Borkenkäfer viele Bäume so geschädigt, dass in ganzen Waldabschnitte „tabula-rasa“ gemacht werden musste. In der Halle sind drei Bildschirme installiert, auf denen man den Standort der einzelnen Läufer erkennen kann.
Darbietungen von Tanzgruppen überbrücken die Zeit bis zum Start der Wichtel um 10.40 Uhr. Nach einer Kurzeinweisung und ein paar Worten entlässt uns der Suhler Oberbürgermeister André Knapp auf die Strecke. Fast 300 Läufer machen sich auf den Weg. Zuvor werden wir noch aufgefordert, eine La-Ola-Welle auszulösen. Dann wird heruntergezählt und nach ein paar Bildern mache ich mich auf den Weg, der kein leichter sein wird.
Wir verlassen auf direktem Weg den Gewerbepark und biegen auf die Meininger Straße ein, die eigens für uns abgesperrt wurde. Das Feld entzerrt sich schon ein wenig. Lachen muss ich, als ich zwei Herrchen mit ihren Vierbeinern sehe. Nach rund 500 Metern verlassen wir die Hauptstraße, unterqueren die Bahnlinie nach Meiningen und Würzburg und laufen parallel zur Bahn bis zum Schießgrund.
Dort führt die bestens markierte Strecke regelrecht empor, der bequeme Asphalt liegt längst hinter uns, der erste, von der Laufapp eingesagte Kilometer ebenfalls. Steil geht es bergan, kaum einer läuft. An einem der Wochenendhäuschen hat ein Rentner einen kleinen Wasserbottich hingestellt, die Läufer schöpfen jetzt bereits das kühle Wasser auf ihre schwitzenden Körper. Auf mein „Bier wäre mir lieber“ bietet sich der Rentner an, welches zu holen.
Ein paar Meter weiter bergan hat jemand seine Karre auf unsere Laufstrecke gestellt. Einzeln laufen wir vorbei. Dann weist ein Schild auf den Jüdischen Friedhof hin. Der wurde vermutlich im 18. Jahrhundert angelegt. Aus dieser Zeit sind auch noch Grabsteine erhalten. Die letzte Beisetzung fand 1932 statt. Moses Simson, der „Vater“ der Simson-Werke fand hier 1868 seine letzte Ruhestätte. Ich verlasse die Laufstrecke und schaue mir den Friedhof näher an.
Nach ein paar Meter auf einem Trampelpfad am Friedhofszaun stoße ich wieder auf den Kurs. Unruhig macht mich ein surrendes Geräusch. Das werden doch nicht wieder Hornissen sein, die uns schon vor zwei Jahren gepeinigt haben. Es stellt sich dann als Drohnenlärm heraus. Immer weiter und höher führt uns der Pfad, bis wir auf die Autobahn 73 stoßen. Diese überqueren wir auf einer Autobahnbrücke.
Danach geht es kurzzeitig zum Dreisbach hinunter, wo sich ein paar Fans, darunter auch Mirko, versammelt haben und uns anfeuern. Das brauchen wir, denn es geht abermals bergan. Steiler wie zuvor! Und es staubt auf dem lockeren Untergrund, wie bei einem Lauf durch die Sahara. Da kommt gerade der Wichtel recht, der hat nämlich ein frisches Bier in der Hand. Einige Männer wollen vom frischen Nass kosten, die Frauen zieren sich ein wenig.
Seit Kilometer vier verläuft auch der Rückweg des Wichteltrails auf diesem Weg. Vereinzelt kommen uns Helden entgegen auf ihrem Rückweg. Da kann man nur staunen, wie diese über die schwierigen Wegverhältnisse fliegen. Ich dagegen habe Probleme, ohne Stolperer weiterzukommen. Die wechselnden Lichtverhältnisse machen mir zu schaffen. Auch bin ich nicht mehr so trittsicher wie früher. Oder braucht es dazu mehr Wagemut?
Kilometer 7, die Verpflegungsstelle für uns, die wir später ein zweites Mal anlaufen werden. Der Läufer findet alles, was er begehrt, auch alkoholfreies Bier. Ein anderer Läufer bereitet sich ein Mahl zu, ich beobachte und mache das nach. Eine Fettbemme, darauf Essiggurken und ein Salamibrot als Deckel, fertig ist der Doppeldecker. Nach einer ausgiebigen Rast macht sich der Läufer wieder auf den Weg.
Zunächst wieder auf schwierigem Terrain, später führt uns ein bequemer laufbarer Waldweg hin zur Autobahn. Hinunter geht es auf rund 50 Stufen zur Brücke bei der Ausfahrt Suhl-Zentrum. Jenseits der Brücke führt dann ein Hohlweg wieder weit hinunter. Eine Infotafel sagt, dass die Steinsburg früher mit solchen Hohlwegen erschlossen war. Diese Geschichte reicht bis zur Keltenzeit zurück. Heute stehen diese Wege unter Denkmalschutz und sind als Biotope auch bedeutsam.
Am Ortsrand von Suhl-Neundorf wenden wir. Es geht wieder für einen guten Kilometer bergan. Bei schwierigen Wegverhältnissen mache ich den Weg für Schnellere frei, sobald es wieder aufwärts geht, marschiert der alte Mann an etlichen von ihnen wieder vorbei.
Nach Kilometer neun erreichen wir nun eine andere Brücke über die Autobahn 73, bei der mir zuerst einige Treppen hochsteigen müssen. Weiter geht es etwa für einen Kilometer hinauf. Die letzten Meter geht es dann auf einem Trampelpfad zum Verpflegungsstelle am Steinsberg hinunter. Henny und Heike stehen auf der anderen Seite, verpflegen und machen sich dann auf den Weg zu den Hohlwegen. Ich hole mir Colabier und greife dann den Restweg heim zum Ziel an.
Auf uns wartet eine weitere Schleife, die anfangs noch Trailcharakter aufweist und später laufbarer wird. Dann folgt das lange Gefälle, auf dem nun viele Riesen auf dem Hinweg zur Steinsburg sind. Abermals dürfen wir Staub und Dreck fressen, du siehst beim Hinabtraben fast nicht mehr deine Schuhe, so sehr wird die Erde aufgewirbelt. Vor zwei Jahren war das hier mitunter eine Schlammschlacht.
Unten am Dreisbach, bei Kilometer 14, laufen wir nun das Tal weiter hinaus, anfangs wieder laufbar, später wieder trailartig auf einem unwegsamen Pfad, bis wir dann den Ortsrand Heinrichs bei Kilometer 16 erreichen. Die Dreisbachstraße führt uns hinunter zur Meininger Straße, auf der uns ein Helfer den Weg weist. Auf dem Gehweg, in der prallen Sonne, kann ich noch auf Iris auflaufen. „Gleich ist es geschafft“, sage ich im Vorbeilaufen und kann ihr Grinsen bis zu den Ohren noch sehen. Nach ein paar Hundert Meter biege ich dann in die Simsonstraße ein, erreiche den Gewerbepark und höre schon die Handvoll Helfer, die am Abzweig zum Ziel stehen. Mit deren Klatschen laufe ich über die Ziellinie. Geschafft und erledigt. Gilt heute für die Strecke und den Läufer.
Im Ziel sehe ich Dieter, der vor zwei Jahren einen schnellen Lauf hatte. Heute ist es für ihn heiß, er weiß, dass er im Zeitlimit für den Heldentrail ist, und er schiebt sich Salzstangen und Würste rein. Richtig gemacht, Dieter. Ich wünsche ihn alles Gute für seine Abschlussrunde auf der Wichtelstrecke. Später erhalte ich von einer Helferin die Medaille umgehängt und am Stand können wir wieder versorgen. Clever, dass die Helfer ein paar Bänke unter den wenigen Bäumen im Ziel aufgestellt haben. Die Plätze sind begehrt.
Eine ganze Zeitlang beobachte ich die Zieleinläufe, fotografiere und relaxe. Dann kommt Henny ins Ziel, sie hat noch am Ende zulegen könne, doch jetzt ist Zeit für eine Erholung. Wir bleiben noch bis zur Siegerehrung, die von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Manuela Henkel begleitet wird. Wir gehen erst, als Mirkos Helfer schon mit dem Abbau beginnen. Abends feiern wir bei Thüringer Gerichten und Schwarzbier. Am nächsten Tag warten noch ein paar Stunden in Heinrichs. Da hat die Stadt Suhl der Deutschen Tag des Denkmals veranstaltet.
Mein Fazit:
Hier fühlt sich der Trailläufer gut aufgehoben. Bestes Preis-/Leistungsverhältnis. Den Südthüringentrail veranstalten Läufer für Läufer, das sieht man auf Schritt und Tritt. Aber Vorsicht, der Kurs ist hammerhart. Ich empfehle Stöcke, gerade auf den beiden langen Strecken. Und dort auch Getränke, da die Verpflegungsstellen unterschiedlich lange auseinanderliegen. Mein höchstes Lob für die fleißigen Helfer, ihr habt euren Job Klasse gemacht. Für den nächsten Termin am 13.09.2025 wird die Anmeldung am 01.01.2025 freigeschaltet. Markiert es euch im Kalender.
Ergebnisse Wichteltrail, 17,4 km, 559 HM
1. Lukas Wieseke, GutsMuths-Rennsteiglaufverein, 1.15.35
2 Robin Zehner, Südthüringentrail/Laufteam wta, 1.19.26
3. Cornelius Weber, AlTRA Werksteam B-Ware, 1.20.07
1. Astrid Hartenstein, LC Jena, 1.37.2
2. Katja Röder, Trailrunning-Crew Thüringen, 1.38.37
3. Anne Gründler, SG Adelsberg, 1.41.36
271 Finisher
Ergebnisse Riesentrail 47,5 km, 1932 HM
1. Tim Dally, Sport Schneider Trail Team, 4.27.23
2. Carsten Weser, Südthüringentrail e.V., 4.46.09
3. Stefan Thiel, SV Sömmerda, 4.49.11
1. Tina Wilhelmi, Kühlia Coaching, 5.31.56
2. Julia Metzner, ASC Boxdorf, 5.34.47
3. Simone Heß, Südthüringentrail/Laufteam wta, 5.42.50
125 Finisher
Ergebnisse Heldentrail 64,9 km, 2491 HM
1. Frank Merrbach, LG Nord Berlin Ultrateam, 6.16.52
2. Frank Rothe, SV Motor Königsee, DER Sportladen Suhl, 6.47.13
3. Till Winkel, Ottensen Axes, 6.53.52
1. Theresa Döpping, Asphalt 6 Schotter Trainings e.V., 7.27.34
2. Maja Jurkutat, Dasseler SC, 8.09.13
3. Darr Susanne, Ruhla, 8.57.18
126 Finisher