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04.07.14 - Südtirol Ultrarace

Keine zweite Nacht

Der Abstieg von der Hirzer Scharte war ebenfalls steil und ausgesetzt. Das Licht der Stirnlampe verlor sich in einer tiefen Schwärze, ohne von Felsen, Steinen oder Schnee zurückgeworfen zu werden. Herrmanns Knöchel war zwar nicht gebrochen, aber die Schmerztabletten halfen nicht. Er bastelte sich tapfer weiter. Es war gut, dass seine Freunde dabei waren. Als das Gelände flacher wurde, überholte uns Harald mit seinem Sohn Thomas. Thomas war nicht beim Lauf angemeldet, aber schon den ganzen Tag war er immer wieder per Rad an der Strecke aufgetaucht, um seinen Vater ein Stück zu begleiten. Ich heftete mich an deren Fersen, sie liefen ungefähr mein Thempo. Vor der Meraner Hütte schloss auch noch Klaus zu uns auf. 

Kurz vor 2 Uhr erreichten wir den VP. Dort freuten wir uns, wie schon den ganzen Lauf, über die gute Verpflegung. Wir löffelten eine leckere Gemüsesuppe. Es ist eine riesen Leistung von allen Helfern, für so lange Zeit unsere Versorgung so perfekt zu meistern. Wie immer bewundere ich deren Hingabe mehr als unsere. Dick eingepackt gegen die Kälte verbringen sie Stunden mit dem Warten auf ihre Schützlinge. Sind dabei fröhlich und aufmunternd und haben niemals schlechte Laune. Man kann es nicht oft genug erwähnen: Ohne diese Leute wären solche Veranstaltungen nicht möglich. Ich empfinde tiefe Dankbarkeit. Im Sarntal waren es übrigens 450 Helfer, die dafür sorgten, dass ein 40 stündiges Zeitlimit eingerichtet werden konnte.

 
 
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Bevor wir aufbrachen, kamen Herrmann, seine Freunde und Karl bei der Hütte an. Herrmann hatte starke Schmerzen. Weiter laufen wäre spätestens jetzt unverantwortlich gewesen. Ab der Meraner Hütte sind es noch ca. 25 km, knapp 500 Höhenmeter hinauf und 2.200 hinunter. Jetzt war jeder kleine Gegenanstieg deutlich spürbar. Doch wir waren guter Laune und hatten viel zu lachen. Thomas schleppte ab hier sein Rad mit über die holprigen Pfade. Den alpinen Teil hatten wir nun hinter uns.

 
 
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Am Gipfel des Stoanerne Mandels ging die Sonne auf. Wie schnell diese Nacht vorbei war. Wie kurzweilig durch die lustige Begleitung. Ab diesem letzten Gipfel ging es fast ausschließlich bergab. Wir versuchten, so viel wie möglich zu joggen. Jeder noch so kleine Gegenanstieg bremste uns aus, als wären wir gegen eine Mauer gelaufen. Auch das war irgendwie lustig. Nebelschwaden stiegen aus den Weiden und machten aus den Ausblicken in die nahen Dolomiten wunderschöne Pastellgemälde.

Nach Jenesien wurde das Gefälle erbarmungslos. Der Weg mündet letztlich auf eine steile Teerstraße. Achtung 35%, warnte das Straßenschild. Vor uns lag Bozen und wir sahen das Ziel. Nach intensiven 34 Stunden, 2 Minuten und 21 Sekunden piepste zum letzten Mal der Chip an unserer Startnummer. Man möchte, muss, kann, darf und sollte heulen vor Glück.

 
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Fazit: Gigantisch! Alles! Die Strecke, die Organisation, die Helfer! Nur durch die großzügigen Zeitlimits ist es für eine Läuferin wie mich überhaupt möglich, an einem solchen Lauf teilzunehmen. Ohne alpine Erfahrung ist es verantwortungslos, sich anzumelden.

 

Informationen: Südtirol Ultrarace
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