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21.01.23 - swiss snow walk & run

21 km Schnee, Schnee, Schnee

Leise knirscht es unter meinen Füßen, weiß erstrahlt der weiche Untergrund. Und wohin ich auch blicke: Weiß ist die Landschaft um mich herum, bis zum fernen Horizont. Fein konturiert heben sich die Silhouetten der Natur, das Profil von Hügeln und Bergen davon ab, erschaffen von dem, was den Inbegriff des Winters symbolisiert: Schnee. Immer wieder dramatisch ausgeleuchtet von der Sonne, die die düsteren Schneewolken durchbricht. Es ist ein Winteridyll wie aus dem Bilderbuch, das mich umgibt. Jedes Mal, wenn ich aufblicke, vergesse ich, wie eisig die Luft ist, wie schwer der Atem geht, wie mühselig der Schritt ist. Und so höre ich nicht auf, meinen Blick über die Landschaft schweifen zu lassen.

Laufen im Winter hat seinen ganz eigenen Reiz. Die Natur, in dickem Weiß ausgepolstert, die endlose Ruhe, die einen umgibt. So schön, so gut, so die Theorie. Winter in deutschen Landen, selbst im alpennahen München, schaut heutzutage meist anders aus. Karg, graubraun, nasskalt ... trostlos. Wer als Läufer vom wahren Winteridyll träumt, muss es aber nicht beim Träumen belassen. Er muss sich lediglich Mitte Januar aufraffen und den Weg ins schweizerische Graubünden finden. Zugegeben, das ist für die meisten nicht gerade der nächste Weg. Aber nimmt man ihn auf sich, kann man sich sicher sein, dort auch als Läufer sein winterliches Eldorado zu finden: in Arosa.

 

Winterdorado Arosa

 

Abgeschieden und hoch wie wenige Orte liegt Arosa inmitten der schweizerischen Bergwelt am Ende des Schanfigger Tals, von allen Seiten umgeben von Fast-Dreitausendern der Graubündener Alpen. Wer automobilisiert ans Ende dieses Tales gelangen will, der muss von der 1.150 Meter tiefer im Rheintal gelegenen Kantonshauptstadt Chur aus beachtlich viele Serpentinen und Höhenmeter überwinden, vor allem auch den zunehmend winterlichen Straßenbelag. Aber ist diese Hürde erst einmal genommen, wird man belohnt von einer wundervollen Rundum-Bergkulisse, herrlicher Ruhe, klarer Luft. Über etwa zwei Kilometer zieht sich das Dorf durch das Tal, wobei sich das Siedlungsgebiet um zwei kleine Seen, den Ober- und den Untersee, konzentriert. 1.735 m üNN zeigt der Höhenmesser am Obersee an und immerhin vierhundert Höhenmeter trennen das höchst vom tiefst gelegenen Haus des Dorfes.

 

 
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Als Wintersportort hat Arosa eine lange Tradition. Immerhin mittlerweile neunzehn Jahre währt auch die Tradition eines Wintersportspektakels ganz spezieller Art: Des "swiss snow walk & run", kurz SSWR genannt. Langstreckenlauf ist ja nun nicht gerade als klassische Wintersportart bekannt, aber in Arosa wird er in diesen Stand erhoben. Wer als passionierter Langstreckenläufer den besonderen Kick sucht, der ist hier also ohne Zweifel richtig. Ein ausgedehntes Netz präparierter Winterwanderwege durch die umgebende Bergwelt macht es möglich. Fünf verschiedene Distanzen zwischen 6,1 und 21,1 Kilometern mit zwischen 190 und 1.185 Höhenmetern stehen zur Wahl, zudem diverse Fortbewegungsmodi von Lauf über Walking - mit oder ohne Nordic – bis zu Schneeschuh. Nach eigenem Gusto kann man sich also das Passende auswählen.

Die Publikumsmagneten sind die beiden Läufe über 21,1 und 16,8 km, wobei Letzterer, der sogenannte „Snow Trail“, zwar nicht das Längste, aber derjenige ist, der das Höchste abverlangt und bietet – anspruchs- wie zielmäßig. Denn erst auf dem Gipfel des Weißhorns auf 2.653 m üNN wartet der Zielbogen. Alle anderen Läufe sind als Rundkurs konzipiert, kehren also dorthin zurück, wo sie gestartet werden. Und das ist am Obersee. Schon bevor es losgeht, gibt es für die erwartungsfrohen Gipfelstürmer allerdings einen Dämpfer: Per Rundmail wird ein paar Tage vor dem Start verkündet, dass die Wege Richtung Weißhorn wegen späten Schneefalls nicht mehr rechtzeitig präpariert werden können und daher alle Angemeldeten auf den Halbmarathon umgebucht werden.

 

Warm Up am Obersee

 

Ein klassisches Ortszentrum gibt es in Arosa nicht. Eine zentrale Rolle nimmt jedoch der Obersee ein. An seinem Ufer endet die von Chur heraufführende Schmalspurbahn, hier findet man Geschäfte und Restaurants, warten Kutscher und Taxis auf Gäste. Und hier ist auch das Sport- und Kongresszentrum Arosas. Dessen Besuch ist für Nichtschweizer ein Pflichttermin. Während die eidgenössischen Teilnehmer die Startnummer vorab per Post zugeschickt bekommen, müssen alle anderen diese hier am Lauftag vor dem Start abholen. Macht nichts: Das geht ganz fix und so habe ich gleich die Gelegenheit, den Kongresssaal als schon bestens präparierte Location für die „After Snow Party“ in Augenschein zu nehmen.

 

 
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Nur ein paar Schritte sind es von hier zum Oval des Obersees, knappe 400 Meter lang und 250 Meter breit. Herrlich ist die Kulisse der schneebedeckten Berge rund um den komplett zugefrorenen See. In dieser Idylle angelegt ist das Start- und Zielareal. Blau und rot leuchten Start- und Zielbogen, wehen bunte Fahnen am Seeufer, warten zahlreiche Liegestühle - vergeblich - auf Erholungsuchende. Der Andrang hält sich angesichts Außentemperaturen von sibirisch anmutenden minus zwölf Grad Celsius und reichlich Schneefall - zunächst - in Grenzen. Das Kongresszentrum findet als warme Wartehalle mehr Anklang. Ich habe das Glück, im kuschelig warmen VIP-Zelt Unterschlupf zu finden und den schwarzgewandeten Bläsern der Jazzgruppe 2Step4Fun bei ihrem ersten Ständchen zu lauschen. Außerhalb der Schutzräume ist permanente Bewegung unbedingt geboten, um nicht auszukühlen. So ist der kollektive gymnastische Warm Up zu flotter Musik vom Band, angeleitet vom obligatorischen Team aus der Schweizer „Bachelor“-Szene, mehr als nur ein netter Showteil.

 

Start im Schneetreiben

 

Ab halb elf wird das Gewimmel der sportiv-winterlich gewandeten Läufer rund um den Startbogen schnell größer. Overall knapp 1.100 Teilnehmer sind gemeldet und als erste dürfen die etwa zweihundert verhinderten Snowtrailer „ran“. Das lasse ich mir fotografisch nicht entgehen. Eine Schneedusche erwartet die Starter der ersten Reihe, als sich mit dem Startschuss um 10:40 Uhr der auf dem Startbogen gesammelte Schnee löst. Nett anzuschauen, aber auch der Rest der Wartenden wird mit reichlich weißen Flocken vom Himmel bedacht.

Schlag auf Schlag geht es jetzt. Sogleich reihe ich mich in den nächsten Block ein. Nun sind die etwa 250 regulär für den Halbmarathon Gemeldeten an der Reihe. 10:45 Uhr ist es, als auch ich über die Startlinie trabe. Angenehm überrascht mich, dass die Meute nicht ungestüm losstürmt, sondern es die meisten entspannt angehen lassen. Das macht die eiskalte Luft beim Einatmen deutlich erträglicher.  

 

 
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Als Intro wartet eine Seerunde auf uns. Auf dem geräumten Promenadenweg geht es dahin. Schnell zieht sich der Pulk auseinander und bewegt sich in einer immer länger werdenden Schlange um den See. Vorbei geht es am Hotel Lindemann´s mit seiner markanten Fassade im Hundertwasser-Stil und am Bahnhof, wo schon die schaurig gewandeten Guggenmusiker der Städtlischränzer aus Sargans auf den Einsatz warten. Ein kurzes Stück folgen wir einer schneebedeckten Uferstraße, der einzigen asphaltierten Passage des Kurses.

Zu drei Vierteln ist der See umrundet und der erste Kilometer knapp bewältigt, als wir erstmals höhenmetermäßig geprüft werden, wenn auch nur ein bisschen. Die „Pumpe“ hat dennoch reichlich zu tun. Via Seehalden- und Rainweg werden wir im Zickzack den Hang hinauf auf 1.780 m üNN gelotst und folgen einem gut präparierten, nur leicht ansteigenden Wanderweg durch dichten Nadelwald. Herrlich zu laufen ist es hier. Zwischen den tief verschneiten Bäumen erlauben uns Schneisen immer wieder kurze Ausblicke auf den unter uns liegenden Obersee und das ferne Startgelände. Selbst bis hier oben dröhnen die Geräusche der weiteren Startkommandos.

Eichhörnliweg heißt der schöne Weg, der uns ein so überaus angenehmes Winter-Running beschert. Seinen Namen verdankt der Weg dem Umstand, dass die hier hausenden Eichhörnchen durch anhaltende Fütterung handzahm geworden sind und sich mit Nüssen ohne weiteres zur aktiven Bespaßung bestechen lassen. Derzeit ist allerdings Winterschlaf angesagt und wir Läufer dürften wohl ohnehin einer eher wenig vertrauenserweckenden Spezies zugeordnet werden.

 

Hoch und höher

 

Das hölzerne Tschuggentor in 1.819 m Höhe nach etwa vier Kilometern signalisiert zweierlei: Schluss mit dem Gehölz einerseits und Schluss auch mit dem bislang vergleichsweise entspannt-flotten Dahingetrabe. Offenes Gelände liegt vor uns, hinein geht es ins Skigebiet Arosa – Lenzerheide, mit stattlichen 225 Pistenkilometern im Angebot und erschlossen durch 43 Lifte und Seilbahnen. Während es für die klassischen Wintersportler hier jedoch nur den Bergabschwung gibt, geht es für uns mit eher wenig Schwung zunächst nur aufwärts.

Aus dem Wald heraustretend passieren wir zunächst oberhalb das Tschuggen Grand Hotel, einen der Fünfsterne-Tempel Arosas. Ein „Eyecatcher“ sind die Lichttürme der von Stararchitekt Mario Botta geschaffenen „Bergoase“. Gleich Segeln aus Stahl und Glas ragen die oberirdischen Elemente des extravagant gestalteten Spa-Bereichs des Hotels aus der verschneiten Natur. Wenn es dunkel wird und diese Segel von innen verschiedenfarbig ausgeleuchtet sind, hat man gänzlich das Gefühl, im outer space zu sein. Etwa 1.000 SFR/ Nacht kostet hier das einfachste Doppelzimmer. Immerhin mit Frühstück, exklusivem Zugang zu besagtem Wellnesstempel und hauseigenem Bergbahn-“Coaster“ ins Skigebiet hinein.

 

 
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Nur zögerlich erschließt sich uns die Weite der Bergwelt. Dichte graue Schneewolken verhängen die Kulisse und blasen uns die Flocken ins Gesicht. Einem steilen, wenn auch gut präparierten Serpentinenweg folgend erobern wir die nächsten 150 Höhenmeter. Mit zunehmender Höhe lüftet sich jedoch der Schleier der Wolken. Mächtig türmt sich vor uns die noch blasse monolithische Silhouette des Weißhorns auf, durchschneiden Liftanlagen die grauweiße Wand am Horizont und flitzen kleine Punkte durch eben jene Wand. So richtig auf Tuchfühlung zu den skifahrenden und boardenden Pistenhelden kommen wir aber erst nach etwa 5,5 km kurz vor der 2000 m-Höhenmarke. Hier lädt die rustikale Tschuggenhütte (1.990 m üNN) bzw. die für uns davor postierte erste Verpflegungsstelle zum Verschnaufen und einen kurzen Stopp ein. Das gewärmte Wasser tut gut.

Auf breiten Wegen geht es entspannt weiter, entspannt vor allem deshalb, weil nur wenige Höhenmeter hinzukommen. Geradewegs auf die Mittelstation der Luftseilbahn Arosa Weisshorn, kurz „LAW“ genannt, halten wir zu. Skipisten und Wander- bzw. Laufwege kreuzen sich hier, aber Platz ist genug für alle in dem überaus übersichtlichen Gelände. In friedlicher Koexistenz huschen Skifahrer, Boarder, Winterwanderer und eben wir Läufer aneinander vorbei. Auf halbem Weg zur LAW markieren nach sechs Kilometern farbige Wegweiser die Route: Weiter geradeaus und dann in einer 10 km langen Ost-West-Schleife hinauf zum Gipfel ginge es für die Snowtrailer, aber eben nur „ginge“. Nach links und damit westwärts zweigt der Halbmarathonkurs ab, in Richtung der Carmennahütte, die den Peak der heutigen Strecke bildet.  

 

Durch endlose weiße Weiten

 

Die optisch wohl schönsten und eindrücklichsten Kilometer liegen vor mir – auch wenn es eigentlich nicht viel zu sehen gibt. Aber die Stimmung, die die wabernden Schneewolken und die mehr und mehr durchbrechende Sonne in die Landschaft zaubern, hat etwas Einmaliges. Wolken und Landschaft scheinen bisweilen fast zu verschmelzen und unterscheiden sich nur durch ihre Schattierungen. Wie riesige weiße Wellen erscheint die hügelige Landschaft um mich dahin. Fast nichts durchbricht das Reinweiß dieser Wellen, nur ein paar eingeschneite Hütten - und die fernen Liftanlagen, die mich stets daran erinnern, dass ich mich nicht in einer arktischen Schneewüste befinde. Auch wenn die die Szenerie diffus ausleuchtende Sonne immer wieder diesen Eindruck entstehen lässt.

 

 
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Ein breiter Wanderweg führt in leichtem Auf und Ab quer zum Hang durch das endlose Weiß und ermöglicht entspanntes Traben. Snowtrailen vom Feinsten ist das. Bei Kilometer 7 schwenkt der Kurs nach rechts auf eine Pendelpassage, der nun stärker ansteigend entlang der Plattenhornpisten durch die Landschaft nach oben mäandert, geradewegs in Richtung Weißhorn. Je höher wir kommen, desto prägnanter werden die Umrisse des Berges, weichen die Wolken, leuchtet sonnenbeschienen das Weiß nah und fern. Was für ein Anblick!  Während mein Umfeld und ich eher walkend als laufend empor schleichen, kommen uns andere Läufer im dynamischen Bergabtrab entgegen. So traumhaft die Landschaft ist, so beneide ich sie doch.

 

Hinein ins Reich der Skipisten

 

Es dauert ein Weilchen, bis der Punkt sichtbar wird, den die einen anstreben und die anderen schon wieder verlassen haben: Die Carmennahütte auf 2.127 m üNN als höchsten Streckenpunkt des Halbmarathons. Wobei nicht die Hütte selbst der Blickfänger ist, sondern vielmehr die vorgelagerte extravagante Muggaloch-Bar, deren beeindruckende, kegelförmig ansteigende Holzkonstruktion weithin sichtbar die Landschaft überragt. Besonders dekorativ macht sie sich vor dem direkt dahinter mächtig und unnahbar aufsteigenden Bergstock des Weißhorns.  

Acht Kilometer sind geschafft, und ich bin es auch ein wenig, als ich den Verpflegungspunkt direkt vor der Bar erreiche. Hunderte aufgereihter Skier und Boards zeugen von der Beliebtheit der Location. Einmal mehr ziehe ich das warme Wasser dem eiskalten Isodrink vor, genieße ein paar Momente das Gefühl, den längsten und größten Anstieg des Kurses bewältigt zu haben.

 

 
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Downhill fühlt sich der Run durch den Schnee gleich viel besser an. Allzu gerne lasse ich mich dennoch von einem Fotostopp nach dem anderen ausbremsen, zu verlockend sind die Motive, insbesondere die Läuferkarawanen, die sich in den Weiten der Landschaft verlieren. Zurück auf dem Hauptweg setzt sich der Kurs westwärts weiterhin abwärts fort. Bis zum Horizont erschließen Liftanlagen das Gelände. Immer wieder sind von uns Skipisten zu queren und zeugen davon, wie weitläufig und großzügig dieses Wintersportgebiet angelegt ist.

Sonnenbeschienen erscheint die Bergkulisse rundum gewaltiger denn je. Weiterhin kann ich aber beobachten, wie die Sonne gegen die Schneewolken ankämpft, was immer wieder zu faszinierenden Szenerien führt. Tiefer und tiefer geht es hinab ins Platthorn Tal. Nach 11 km sollte der Schwellisee (1.956 m üNN) erreicht sein – sagt zumindest der Streckenplan. Die Realität ist jedoch, dass mir dieser kleine See verborgen bleibt, vielleicht, weil ein zugefrorener, mit Schnee bedeckter See kaum noch als solcher wahrnehmbar ist, vielleicht auch deshalb, weil er der angekündigten Streckenkürzung um 1,5 km wegen partiell unzureichender Schneemengen zum Opfer fiel. Zumindest geht es weiter schnell und steil bergab, bis bei Kilometer 12 im Umfeld einiger einsamer Häuser der vorläufige Tiefpunkt des Abwärtskurses erreicht ist, immerhin auch noch 1.894 m hoch.

 

 
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Aufwärts geht es nun wieder, und der Ausblick zu beiden Seiten des Weges könnte unterschiedlicher nicht sein. Zur Linken über mir die sonnenbeschienenen schier endlosen Hänge des Skigebiets, zum Rechten weiter unten das von düsteren Wolken überhangende Innerarosa. Und auch wir kommen in den Wolkenschatten hinein. Sofort wird es deutlich frostiger. Beim Bergantrail passiere ich das hübsche schindelgedeckte Bergkirchli. Mit spitzhaubigem Holzturm und tief herunter gezogenem Dach vor über 500 Jahren erbaut, ist sie die älteste Kirche und gleichzeitig das älteste erhaltene Bauwerk Arosas.  

Nach 14,5 km erreiche ich mit der Tschuggenhütte bekanntes Terrain, schließt sich die Laufrunde durchs Reich der Skipisten. Einmal mehr willkommen ist der Warmwasserstopp, bevor wir neuerlich die LAW-Mittelstation ansteuern, nunmehr auf kürzestem Weg. Emsiger Seilbahnverkehr erwartet mich dort nach 15 km in 2.015 m Höhe. Und die Gewissheit: Der zweite Kulminationspunkt unseres Kurses ist erreicht. Ab hier geht es - fast - nur noch hinab.

 

Durch den Winterwald ins Ziel

 

Kaum haben wir die LAW passiert, ändert sich das Bild schlagartig. Weg sind die Skifahrer, weg die Boarder, dafür bevölkern jetzt zahlreich Nordic Walker den Wanderweg, leider immer wieder ihrem Ruf gerecht werdend, im Pulk die ganze Wegbreite zu besetzen. Tiefe Stille umgibt mich. Im Sauseschritt geht über den bestens präparierten Arlenwaldweg in Richtung Prätschalp durch winterlich eingestaubten krüppeligen Nadelwald sanft abwärts. Die Kälte „bitzelt“ in Gesicht und Fingern, kein Wunder: hier geben die eiskalten Wolken der Sonne keine Chance mehr.

Ein letztes Mal lockt in Maran eine Wasserausgabestelle. Mich jedoch nicht mehr, ich fühle mich erfrischt genug. Eine kälteresistente Guggenmusiktruppe läutet den letzten Streckenabschnitt ein. Erneut tauchen wir ein in dichten Nadelwald, müssen zwischen Kilometer 19 und 20 gar noch- und letztmals eine Aufwärtspassage bewältigen, ehe sich der Kurs final in zahlreichen Kurven durch den Wald in die Tiefe absenkt. Schon längst höre ich den Zielmoderator, die Einlaufenden begrüßend, aus dem Off. Aber wirklich einschätzen kann ich zunächst nicht, wie weit das tatsächlich entfernt ist. Bis zum Schluss versperrt der Wald jeden Blickkontakt.  

 

 
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Entlang der Heimfahrtpiste geht es zuletzt steil hinab und erneut hinein in den Wald. Eine letzte eisige Passage, eine letzte Kurve, erst dann erblicke ich zwischen den Bäumen den Zielbogen. Ein paar Schneeschuhläufer überhole ich auf der Zielgeraden noch, dann höre ich schon, wie mein Name als nächster Finisher ausgerufen wird. Heiße Bouillon gibt es gleich danach. Die tut richtig gut. Und doch hält es niemanden länger als nötig an diesem Ort. Denn leicht verschwitzt verharrend schlägt die frostige Kälte schnell mit Macht zu.

Ein weiteres Mal habe ich das Privileg, im kleinen beheizten VIP-Zelt zum Aufwärmen Unterschlupf zu finden. Ein frisch gebrühter Kaffee … einfach wunderbar. Dann eile ich jedoch weiter. Denn gefeiert wird woanders. Im proppenvollen Kongresssaal ist die „After Snow Party“, von Livemusik begleitet, schon längst im Gange. Die langen Tischreihen sind voll besetzt. Reichlich Speis und Trank, von herzhaft bis süß, wird angeboten, Erinnerungsaccessoires obendrauf. Und wer es gerne „klassisch“ mag, bekommt auch einen Teller Pasta. Ein schöner und stimmungsvoller Ausklang für dieses sehr besondere und erlebnisreiche Laufevent. Und einmal mehr darf ich für mich feststellen: Die Faszination „Winterlauf“ lässt sich wohl nirgendwo mental so nachhaltig erleben wie hier in Arosa.

 

Informationen: swiss snow walk & run
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