Immer weiter ging es dann zum Pass La Tourne (1129 m/km 35,6), der zwischen Tablettes und Mont Racine lag. Hier hatten wir auch die Hälfte unserer Strecke Genf - Basel geschafft! Doch erst einmal hieß es noch knapp 20 Kilometer bis ins heutige Etappenziel zu laufen. Über den Mont Racine (1415 m/km 40,9) und am Tête de Ran vorbei hatten wir dann auch noch einige Höhenmeter bis zum Vue des Alpes (übersetzt: „Alpenblick“, heute aber keine Aussicht auf die Alpenkette) zu meistern. Noch etwa mehr als 6 Kilometer trennten uns von unserem nächsten Etappenziel in Chauds-de-Fonds, meist auf Asphalt und mit ständigen Gegenanstiegen.
Auch Tag 5 ersparte uns die Gedanken bezüglich des Wetters, Einheitsgrau und keine Sicht in den Bergen. Die Trailschuhe und die Laufklamotten waren schon lange nicht mehr trocken, aber das war eigentlich unwichtig, weil sowieso alles nach wenigen Laufkilometern wieder gleich so nass war wie am Vortag.
Heute sollte es von Chauds-de-Fonds über 46,1 km bis nach Biel gehen. Bis zum Vue des Alpes kannten wir bereits die Strecke vom Vortag, danach befanden wir uns wieder auf dem Jurahöhenweg, dem wir über den Mont d´Amin (1417 m/km 11,0) folgten. Hinter Le Pâquier (895 m/km 18,2/VP2) erwartete uns dann ein kräftezehrender Anstieg auf den Chasseral. Der Bergweg hatte sich in einen reißenden Bach verwandelt, meine Schuhe füllten sich bereits auf den ersten Metern komplett mit kaltem Wasser. Als wir den Wald verließen, wechselte der steinige Bergweg in einen matschigen Wiesenpfad, so dass unsere Schuhe nun bleischwer waren.
Wieder einmal konnten wir vor lauter Nebel kaum etwas erkennen. Es war ungemütlich hier oben, aber wir waren es ja schon von den letzten Schlechtwettertagen gewohnt. An einer Wegkreuzung befand sich dann plötzlich die VP3 Zentralplatz (1288 m/km 32,8). Eigentlich zeigten Fähnchen an, wohin der Weg ging und ich weiß nicht, wo ich die Wegweiser übersehen habe. Auf jeden Fall lief ich mindestens ein Kilometer bergab, bis zu einem Bauernhof, wo ich bemerkte, dass ich falsch war. Die Wegweiser dort sagten mir gar nichts und mein Garmin zeigte mir an, dass ich viel zu weit hinunter gelaufen war.
Also musste ich nun erst einmal schauen, wie ich quer über die Wiese wieder auf den richtigen Weg kam. Leider war der direkte Weg zurück durch einen Elektrozaun versperrt, so dass ich mich entschied, an der Kuhwiese entlang langsam aufzusteigen und dann so wieder auf den Höhenweg zu gelangen. Glücklicherweise ging meine Rechnung auf, schon bald traf ich auf ein paar andere Läufer und konnte ihnen folgen.
Oberhalb von Frinvillier zweigte urplötzlich ein schmaler Trail ab, der wunderschön über einen Grat und später in engen Serpentinen in Tal führte. Die letzten 4 Kilometer bis Biel boten dann noch einmal ein paar besondere Eindrücke, den Felsenweg durch die Taubenlochschlucht und dann noch ein Kilometer durch ein Wohngebiet bis zum Ziel in Biel.
Der heutige Start wurde um eine Stunde verschoben, da die Gewitterfront dann vor uns wäre und wir dieser hinterher laufen würden, so die Berechnung! Leider regnete es auch eine Stunde später noch in Strömen. Egal, wir starteten trotzdem. Zurück über die Taubenlochschlucht vom Vortag und dann über nasse Wiesen ging es erneut hinauf auf die Jurahöhen. Mitten im Nebel hatten wir aber eher den Eindruck, dass wir uns im Niemandsland befanden, bis wir dann endlich auf den Berggasthof Althüsli (1317 m/km 22,4/VP2) trafen. Kurz danach konnten wir ein Gipfelkreuz auf Hasenmatt (1445 m) im Nebel sehen, sonst nichts oder nicht viel! Auf dem Bergweg blieben allerdings etwas windgeschützt unterhalb des Gipfels, immer weiter über den langgezogenen Bergrücken des Weissensteins. Wieder kein Alpenpanorama, vielleicht sollten wir uns mal das Panorama auf einer Postkarte anschauen, um zu sehen, wie es hätte bei schönem Wetter sein können.
Nur noch ein Berg sollte diese Etappe abrunden: das Hellchöpfli (1230 m/km 40,3) mit einem steilen Anstieg zwischen Felsen. Ganz wichtig war das Gipfelbuch am Hellchöpfli, in das wir uns hätten eintragen wollen. Fast hätte uns an diesem Tag etwas gefehlt! Auch wenn es bis jetzt kein Dauerregen gab, wurden wir ersatzweise mit kräftigen Gewitterschauern geduscht. Bereits beim Aufstieg auf das Hellchöpfli zogen wir uns unsere Ponchos über. So fiel dann auch der Eintrag in Gipfelbuch dem Regen zum Opfer. Dann hellte sich der Himmel kurz auf und urplötzlich kam der nächste Regenschauer auf den letzten vier Kilometern hinunter nach Balsthal. Regen hin oder her, wir finishten die 47,7 km lange Strecke und waren stolz auf unser Durchhaltevermögen.
Der letzte Tag brachte uns weg vom Jurahöhenweg, der ab Balsthal weiter nach Osten bis Dielsdorf bei Zürich verläuft. Unsere letzte Etappe über 47,7 km war auf der ersten Hälfte noch recht anspruchsvoll, doch immer mehr breite Wege lösten die schmalen, steilen Trails ab. Über das Chellenchöpfli, vorbei an der Rochuskapelle und über Gratwege zum Passwangsattel hatten wir noch einmal den vollen Genuß eines wunderschönen Trails. Vorbei an einigen einsam gelegenen Bauernhöfen erreichten wir nach km 13,2 am Hof Sol unsere erste VP (Zeitlimit 9:00 Uhr).
Genau konnten wir die Landschaft um uns herum nicht ausmachen, denn die Wolken hingen tief und es war stellenweise ziemlich nebelig. Auf breiten Schotterfahrwegen ging es dann weiter bis zur Wegkreuzung Eichhöhe/Bretzwil (VP2/km 24,1/686 m/Zeitlimit 11:00 Uhr). Nun sollte es auf direkter Linie über Seewen nach Gempen gehen, wo sich auch gleich die dritte VP der heutigen Etappe befand (km 38,2/676 m/Zeitlimit 13.30 Uhr). Hier säumten Kirschbäume mit vielen reifen Früchten den Wegesrand.
Bis hinunter zum Birsufer liefen wir dann auf breiten Wegen durch lichte Wälder. Immer wieder war der Blick frei auf die Ausläufer des Jura kurz vor Basel und die ersten Berge des Südschwarzwaldes. Vom Birsufer bis ins Ziel im Sportgelände St. Jakob blieben nur noch etwas mehr als 2 Kilometer. Schon von weitem begrüßten uns die Helfer, auch Familienangehörige und Freunde waren gekommen, um die Läufer im Ziel zu begrüßen.
Nun war auch diese Etappe geschafft, die sieben Tage durch den Jura Geschichte. Erschöpft und gleichzeitig glücklich über das erreichte Ziel, fanden sich alle Läufer noch zu den Ehrungen ein und nahmen das Finishergeschenk dankend an.
Zum Abschluss gab es dann noch Gegrilltes mit Salat zur Stärkung, bevor sich die Finisher des SJNT auf ihren Heimweg machten. Dieser Swiss Jura Nature Trail war nun endgültig der letzte Etappenlauf unter der Leitung von Urs Schüpbach und seinem Team. Mit seiner straffen Organisation hatte es Urs und sein eingespieltes Team wieder einmal geschafft, uns Läufern eine gelungene Woche zu bieten, in der es uns an nichts fehlte.
Vielen Dank an dieser Stelle an alle, die für uns gesorgt haben.