25 Minuten nach der Eröffnung der Anmeldung waren bereits 300 der maximal 350 Startplätze vergeben. Ich hatte den meinen für den Trail Marathon da schon seit 23 Minuten. Wer in Texel dabei sein will, muss sich mit der Anmeldung beeilen. Die Startplätze für den Lauf sind limitiert. Es geht u. a. durch das Naturschutzgebiet De Slufter und dort dürfen keine Massen laufen.
Angeboten werden verschiedene Strecken. Königsdisziplin ist der Trail Marathon. Weiterhin können 15,4 Km oder 26,8 Km unter die Füße genommen werden. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal dabei war, gab es noch einen 50 Km-Lauf als Königsdisziplin. Leider ist der 50er auf Marathon gestutzt worden, so habe ich 7,805 Km Vergnügen weniger vor mir als 2017.
Vom Oberbergischen sind es nach Texel gut 400 Km Fahrt mit dem Auto. Die letzte Etappe nehmen wir mit der Fähre von Den Helder. Die Insel Texel ist die westlichste der Westfriesischen Inseln. Mit über 20 Km Länge und fast 10 Km Breite ist sie auch deren größte.
Die Startunterlagen gibt es wie immer am Start- und Zielgelände bei Texelcampings Kogerstrand bei De Koog. Wir wohnen 3 Km entfernt außerhalb des Ortes und fahren am Samstag nach einem entspannten Frühstück gegen 9.30 Uhr zum Startgelände. Die Parkplätze direkt neben den Gebäuden von Texelcamping sind um die Zeit noch fast leer. Wer nicht auf Texel übernachtet hat, kann auch den kostenlosen Pendelbus von der Fähre zum Campingplatz nutzen.
Schnell habe ich meine Startunterlagen und natürlich wieder ein Klümpchen echt holländische Lakritze zwischen den Zähnen. Der Start ist erst um 11 Uhr, so haben wir noch Zeit durch den Ort zu gehen und uns mit einem Kaffee aufzuwärmen. Leider gibt dieses Mal keine Expo. Letztes Mal habe ich hier Trailschuhe für 60 € ergattern können. Diesmal kann ich kein Schnäppchen machen. Da es draußen kalt ist (knapp über Null Grad), bleibe ich bis kurz vor dem Start im Warmen. Einlaufen entfällt heute.
Irgendwann muss ich aber doch raus. Es ist fast windstill, der Himmel bedeckt, aber es fällt kein Regen. Ich bin warm eingepackt mit Handschuhen, Mütze und Halstuch. Dazu eine dicke Laufjacke, so lässt es sich aushalten. Ich freue mich auf den Startschuss. Zum einen, weil ich dann durchs Laufen auf Betriebstemperatur kommen werde und zum anderen, weil das Laufvergnügen durch die herrliche Landschaft Texels mit Dünen, Strand und Naturschutzgebiet losgeht.
Der Startruf ertönt und die kleine Schar von etwa 40 Läufern bewegt sich durch das Gelände des Campingplatzes zu zwei markanten Gebäuden auf der Düne direkt vor dem Strand. Links liegt das Resort De Buteriggel, rechts das Hotel Nordzee. Zwischen den Gebäuden geht’s hindurch und am Wegweiser hinunter zum Strand. Dort erwarten uns Sand und Wasser. Es geht rechts den Strand entlang in Richtung De Slufter. Ich versuche im nicht ganz so lockeren Sand zu laufen und halte mich immer möglichst nah am Wasser. Schön zu sehen, wie sich die Läuferschar schon auseinander gezogen hat und eine Reihe von Läufern am Strand Richtung Slufter zieht.
Paal 21 kommt in Sicht. Der ganze Strand ist in Abschnitte unterteilt und die werden durch einen Paal mit fortlaufender Nummerierung markiert. Kurz nach 2 Kilometern Strandlauf geht es hinauf auf die Stranddüne. Nach wenigen Metern laufen wir links und passieren bei Km 3 drei Seen – De Muy - die rechts von uns liegen. Nur ein See ist zu sehen. Schön ist es hier und windgeschützt. Aber das wird sich gleich wieder geben. Die Vegetation ist spärlich aufgrund der Widrigkeiten des Seeklimas, vor allem wegen des normalerweise heftigen Windes. Der Laufweg ist exzellent präpariert. Schön weich. Da freut sich die Entzündung in meiner linken Ferse. Einige Stücke von der Größe mehrerer Fußballfelder sind einige Meter rechts von uns freigemacht. Hier sind kein Strauch und kein Schilf.
Ich bin in einem guten Rhythmus und trabe locker daher. Tempo dürfen heute die anderen machen, ich will genießen und die Eindrücke der Insel aufnehmen. Km 4 ist vorbei und wir dürfen wieder zum Strand hinunter. Vorher heißt es den Anstieg auf eine Düne im Sand im Gehschritt zu meistern und in rasanter Fahrt den Abstieg durch den lockerer Sand hinunter zum Strand sturzfrei zu bewältigen. Fast 2 Km lang ist der nun folgende Abschnitt hart am Wasser. Natur pur, grandios. Dafür bin ich hier, das will ich erleben.
Die Strecke führt jetzt um eine weit ins Innere der Insel ragende Lagune herum. Einige Meter sind etwas matschig. Macht nix, einfach etwas zur Seite ausweichen, dann geht es. Die kleinen gelben Richtungsdreiecke am Boden weisen uns den Weg, weg von der Lagune ins Inselinnere. Der Weg ist gut zu laufen. Zum Teil geht es an kleinen Wasserläufen vorbei, eine Brücke führt über einen solchen Wasserlauf.
Vor einer großen langgezogenen Düne biegen wir nach rechts ab und laufen auf weichem Untergrund. Ein Deich muss überlaufen werden. Direkt dahinter wartet das erste Viehgatter der Strecke. Rechts die Düne, links ein Wäldchen und ein Wasserlauf, so zieht sich die Strecke einige hundert Meter bis zur nächsten Brücke. Nach dieser geht es auf breitem Weg zur ersten Verpflegung. Die VS De Muy kommt bei Km 9. Ich stärke mich mit Cola, es gibt auch Wasser und Tee, schnappe mir einen Keks und laufe locker weiter. Den Honigkuchen und Bananen lasse ich heute liegen. Heute ist Kekstag.
Es geht über die nächste Brücke. Wir verlassen den breiten Weg und laufen wieder auf weichem Untergrund immer leicht auf und ab. Km 10 wird passiert und es geht vorbei am See Binnen Muy und abwechslungsreich weiter durch den Nationalpark. Teilweise hat es nun fantastisch schöne schmale Trails. Ein weiteres Viehgatter werden passiert, eindrucksvolle schwarze Rindviecher stehen auf der Weide. Gut, dass ein Zaun zwischen uns ist.
Immer wieder gibt es Richtungswechsel, es ist herrlich so in der Natur zu laufen. Kurz vor Km 13 laufen wir am Aussichtspunkt Nol van Bertus vorbei. Wenig später folgt nach einem Linksschwenk eine lange gerade Strecke. In der Ferne sind schon die Gebäude auf der Düne vom Kogerstrand zu sehen. Zwei Fasane lassen sich nicht von mir stören. Auf dem Campingplatzgelände sind sie wohl Menschen gewöhnt.
15 Km, mehr als ein Drittel ist geschafft und wir können uns an der VS stärken. Ich treffe Pieter, wir kennen uns noch von 2017. „Du hast doch ein Bild von mir gemacht“ begrüßt er mich. Also klar, es gibt wieder ein Bild. Pieter bleibt aber heute hinter mir und beendet das Rennen leider am Ende der zweiten Schleife.
Jetzt laufen wir nicht wie nach dem Start hinunter zum Strand, sondern links ab und über einen Plattenweg hinein in ein schönes Wäldchen. Ein großes Hotel liegt links von uns. Es ist wunderschön, hier im Wald zu laufen. Das Stück habe ich noch in bester Erinnerung. Wir laufen parallel zur Straße, hinter der der Ort De Koog liegt. Nach einigen hundert Metern Asphalt hat uns der weiche Waldboden zur Freude meiner linken Ferse wieder.
Auf der anderen Seite der Ruijslaan liegt unser Quartier. Ich komme aber nicht in Versuchung, in die warme Stube abzubiegen und bleibe auf der Strecke. Im Wald und in den Dünen müssen wir einige Höhenmeter bewältigen. Ja, es hat schon einige kleinere Steigungen. Insgesamt werde ich nach dem Lauf 200 Höhenmeter auf der Uhr haben.
Wir laufen wieder im Auf und Ab durch die wunderschöne Dünenlandschaft der Insel Texel. Noch einmal geht es in den Wald. Herrliche Bäume stehen hier, mache sind wunderschön in Windrichtung gekrümmt.
Es ist mittlerweile 13 Uhr – zwei Stunden nach uns erfolgt der Start der beiden kürzeren Läufe. Die Strecken sind völlig anders, die Marathonis bleiben unter sich.
So langsam könnte ich wieder eine Stärkung vertragen. Gut, dass wir bei Km 21 auf die VS Bleekersvallei stoßen. Die Hälfte ist geschafft. Die zweite Hälfte des Vergnügens nehme ich nach ausgiebiger Stärkung in Angriff. Nach etwas mehr als einem Km kommen wir wieder an den Strand.
Hier wartet ein weiterer Höhepunkt der Strecke auf uns – eigentlich hat die Strecke ja nur Höhepunkte. Es geht mehr als vier Km am Strand entlang. Paal für Paal im Abstand von je einem Km werden passiert, immer hart am Wasser und nun auch hart im Wind und im leichten Nieselregen. Ich zweifle daran, dass es auf Texel auch Rückenwind gibt.
Paal 16, Paal 17, Paal 18 und Paal 19 bleiben hinter uns. Man sieht kaum das man vorwärts kommt. Mentale Stärke ist gefragt.Ich kämpfe und mache Meter für Meter im Sand. Nicht immer kann ich am „harten“ Sand nahe des Wassers laufen. Den lockeren Sand verfluche ich lautstark. Egal, es ist ein Vergnügen – und ich wollte es ja so haben. Allerdings schmälert mein schmerzender Rücken das Vergnügen. Er wird heute wieder einmal zu meinem Schwachpunkt.
Immer wieder laufen wir an Strandrestaurants und Cafes vorbei. Von den Dünen ziehen einige Wege zum Strand hinunter. Ich hätte schon Lust, mich kurz mit einem heißen Kakao aufzuwärmen, bleibe aber standhaft. Außerdem sieht es so aus, als wäre alles geschlossen. Am Strand ist im Übrigen heute nicht viel los. Nur einige Unverzagte sind unterwegs, etliche mit Hund. Sommer wird es hier bestimmt hoch hergehen.
Die zu laufende Acht wird vollendet mit erneutem Erreichen des Campingplatzes. Zeit für nochmalige Verpflegungsaufnahme. Sodann stürze ich mich Begeisterung ein zweites Mal auf die Schleife Richtung De Muy und Slufter. Die ist von Hinweg bereits bekannt und ich genieße sie auch beim zweiten Durchlauf. Allerdings stehe ich mit meinem lädierten Rücken ständig vor einem Krampf und muss immer wieder Gehpausen einlegen.
Als wir nach der ersten Strandpassage wieder die Dünen rauf und runter laufen, sehe ich auch zum einzigen Male die Läufer der kürzeren Strecken. Wir biegen links ab, das wars auch schon mit der Begegnung.
Glücklich und zufrieden ob des wirklich schwierig zu laufenden Untergrundes in den Dünen und am Strand komme ich zum dritten und letzten Mal am Ziel am Campingplatz Kogerstrand an. Ein wunderschöner Lauf durch herrliche, abwechslungsreiche Landschaft mit traumhaften Eindrücken ist zu Ende. Kaum im Ziel, verspüre ich den Wunsch hierhin zurückzukehren und den Lauf ein drittes Mal zu machen.
Ich greife meine deponierte Tasche mit Wechselkleidung und gehe zu einem wenigen hundert Meter entfernten Duschgebäude des Campingplatzes. Nach einer warmen Dusche und in trockener Wechselkleidung gehen wir in den Ort und lassen uns ein dreigängigesMenü als Sofortmaßnahme zur Regeneration schmecken.
Wunderschöner Trail durch herrliche Landschaft mit Dünen, Strand und Wald. Ein Trailgenuss trotz rauem Februarwetter. Unbedingt empfehlenswert. Der Texel Trail ist wie die Insel Texel immer eine Reise wert.
Siegerin Nathalie Dragt 3.56,19 Std.
Sieger Tom Hoeks 3.28,56 Std.
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