Wer hier laufen will, muss schnell sein. Wieder war der Texel Trail innerhalb weniger Minuten ausverkauft. Kein Wunder bei der Attraktivität der Strecke. Allerdings findet der Lauf im tiefsten Winter und im rauen Klima der Nordseeinsel Texel statt, hart im Wind und auf schwer zu laufendem Untergrund. Aber der Lauf ist Kult und wer schon einmal dabei war, weiß warum der Lauf so gefragt ist. Ich bin bereits zum dritten Male dabei und war schnell genug, mir einen der begehrten 350 Startplätze zu sichern.
2020 gibt es gravierende Änderungen. Start und Ziel befinden sich neu in der Ferienanlage De Krim. Praktisch, denn hier haben wir unser Quartier und können somit zu Fuß zum Start gehen. Wir bleiben eine Woche auf Texel. Die westlichste der westfriesischen Inseln ist auch im Februar interessant und einen Besuch wert. Wir wandern am kilometerlangen Strand, besuchen den Leuchtturm und Orte wie De Koog und Den Burg und statten einer der Inselbrauereien in Oudeschild einen Besuch ab. Natürlich dürfen das Museum und Aquarium Ecomare und das Naturschutzgebiet De Slufter nicht fehlen.
Am Freitag kommen wir an. Mit der Autofähre geht es von Den Helder auf die Insel. Noch einige Km ostwärts und wir sind in der Ferienanlage de Krim und beziehen unser Chalet. Als Sofortmaßnahme unternehmen wir die erste Wanderung hinüber zum Strand und nehmen ein Stück der Laufstrecke in Augenschein. Gelaufen wird im “Nationaal Park Duinen van Texel”, was auch die begrenzte Anzahl der 350 Startplätze für alle drei angebotenen Strecken erklärt. Neben dem Marathon gibt es noch einen 15,3 und einen 24 Km Lauf.
Am Samstag können wir es ruhig angehen lassen dank der Startzeit 11 Uhr. Es ist Zeit für ein gemütliches Frühstück. Danach schlendern wir in Ruhe zur nahe gelegenen Startnummernausgabe im Pavillon der Ferienanlage. Ich erkenne sofort bekannte Gesichter. Hier auf Texel findet man viele Wiederholungstäter. So sehe ich Pieter bereits zum dritten Male. Rasch habe ich meine Startnummer. Es gibt auch einen Chip, den muss man nach dem Lauf wieder abgeben. Es ist noch nicht viel los im Pavillon. Das wird sich ändern, wenn gleich die ersten Shuttlebusse Teilnehmer von der Fähre kostenlos zum Start bringen.
Übrigens ist der Trail Marathon auf Texel ein sehr preiswertes Laufvergnügen mit gerade einmal 17 € Startgebühr. Davon geht sogar noch ein Euro an den Nationalpark. Ein Ritual auf Texel muss noch sein. Ich greife mir ein echt holländisches Lakritz - schmeckt lecker wie immer. Davon gehen wieder einige Packungen im Koffer mit zurück ins Oberbergische.
Das Wetter ist ganz o.k., der Wind ist nicht ganz so stark wie gestern, mit Stärke 5-6 aber ordentlich. Es ist bedeckt, aber trocken. Mit knapp unter 10 Grad ist es für die Jahreszeit recht moderat temperiert. Ich entscheide mich dennoch für eine Jacke mit Kapuze, ist mir bei dem Wind lieber.
Um kurz vor 11 Uhr gehe ich die wenigen Schritte vom Chalet zum Start am Pavillon. Nicht nur ich freue mich auf den Lauf durch die schöne Dünenlandschaft im Naturschutzgebiet. Nach wenigen Worten gibt Martin das Startkommando und das Läuferfeld setzt sich in Bewegung. Es sind nur etwa 50 Marathonis, die Masse startet um 13 Uhr über 15,3 und 24 Km. Nach dem Startschuss laufen wir zunächst aus der Ferienanlage heraus. Noch vor der Straße Postweg biegen wir rechts ab und wir laufen vorbei am Golfterrein de Texelse . Am Parkplatz des Golfplatzes biegen wir in den Hanenpad und laufen parallel zum Golfplatz mit Blick auf die rechts liegende Ferienanlage De Krim. Links ist Wasser. Der Untergrund ist mit Gras bewachsen. Er ist recht uneben. Die Muskulatur muss heute wieder Schwerstarbeit verrichten.
Die ersten gelb blühenden Krokusse fallen mir auf. Wir kommen am Ende des Golfplatzes auf einen Fahrradweg – Fiedspad auf holländisch. Ein Hinweisschild weist die Marathonis nach links und die später hier vorbeikommenden 15,3er und 24er nach rechts. Wir werden hier nach der Hälfte noch einmal vorbeikommen. Erst einmal haben wir aber ein Stück Asphalt unter den Füßen. Im Auf und Ab laufen wir zwischen dem landwirtschaftlich genutztem Polder Eijerland zur Linken und Dünen zur Rechten gen De Koog.
Hinter der Düne rechts liegt das Naturschutzgebiet de Slufter. Der Slufter entstand als Folge von Deichbrüchen im 19. Jahrhundert und bei Hochwasser kann das ganze Areal voll mit Wasser laufen. Während der Normalfluten fließt das Wasser durch Priele hinein und heraus. Wir werden den Slufter später noch unter Füße nehmen.
Das Wetter hält, es bleibt trocken. Links am Horizont zeichnet sich sogar ein gelber dicker Punkt am Himmel ab. Da wird doch nicht etwa die Sonne durchkommen? Der Wind ist stark, aber mit der Düne rechts etwas erträglicher. Ein Wanderweg steil nach schräg rechts hinauf auf die bewachsene Düne fällt mir auf. Hier werden nach unserer ersten Schleife aus dem Slufter herunter kommen.
Ab hier laufen wir links auf einem mit Gras bewachsenem Sandweg parallel zum asphaltierten Radweg. Das Laufen ist nun wieder merklich anstrengender wegen des uneben und auch teilweise sandigen Untergrundes. Auf Asphalt war es einfacher. Aber Texel ist nichts für Weicheier. Hier ist Trail drin, wo Trail drauf steht.
Ein Radtandem fällt mir auf. Ich überrede den hinteren Radler mir seinen Platz zu überlassen. Der vordere riecht den Braten und verweigert die für mich bequemere Weiterfahrt. Also weiter auf Laufschuhen durch die schöne Landschaft. Eine gut gelaunte Wandergruppe kreuzt unseren Weg, links und rechts grasen Schafe.
Wir durchlaufen ein kleines Gebüsch links des Radweges. Mir fallen schon die ersten Knospen an den Büschen auf. Wenige Meter später geht es hinauf auf die Dünen. Auf Höhe des durch Zuid-Eijerland führenden Muyweg laufen wir eine Treppenanlage hinauf. Oben ist ein Aussichtspunkt von dem sich uns ein grandioser Blick über den Slufter bietet. Über Treppen geht es hinunter, wo es vor der Düne eine erste Verpflegung mit Wasser, Tee, Cola, Keksen, Früchten und Honigkuchen gibt. Ich greife gerne zu.
Ab hier sind wir auf vertrautem Terrain, wir laufen bis zu einem Deich. Dafne erkennt mich vom letzten Jahr. Du hast doch den Bericht auf Marathon4you geschrieben. Klar habe ich, dieses Jahr gibt es den nächsten. Eine Brücke führt über einen kleinen Wasserlauf. Eine längere Strecke auf einem breiten Wirtschaftsweg bringt uns zu einer Gruppe mit Bäumen. Eine weitere Brücke führt über den uns die ganze Zeit rechts begleitenden Wasserlauf.
Es geht geradeaus weiter über wellige Dünen, die mit Gras und Gebüsch bewachsen sind. Rechts grasen schwarze urtümliche Rinder. Sie lassen sich von uns Läufern aber nicht stören. Damit sie uns aber nicht folgen können, mache ich vorschriftsmäßig das nächste Weidegitter zu. Das Auf und Ab auf dem weichen und unebenen Untergrund geht mir schon merklich in den Rücken. Das wird noch was geben, bin ich mir sicher. Ich werde Recht behalten.
Es geht wieder hinauf. Wir laufen nun oberhalb von De Muy, einem See, der rechts unter uns liegt. Am anderen Ufer werden wir nachher noch auf Wasserhöhe vorbei laufen. An einem Aussichtspunkt mit Bank biegen wir links ab und laufen auf welligem schmalem Weg zu einem kleinen Wäldchen, wo wir auf dicken Steinen im Wasser den Wasserlauf queren. Ein breiter Wirtschaftsweg nimmt uns auf.
Ich bin begeistert über die abwechslungsreiche Strecke. Immer wieder sieht man was Neues und bekommt einen anderen Eindruck. Wir verlassen den Wirtschaftsweg und laufen ins Naturschutzgebiet De Muy. Die Sonne hat sich mittlerweile am Himmel gegen die Wolken durchgesetzt und alles sieht auf einmal viel freundlicher aus. Im welligen Terrain geht es vorbei an der 20m hohen Düne Nol van Bertus. Oben ist wieder ein Aussichtspunkt, den ich aber nicht besuche.
Ich bleibe auf der Laufstrecke und nähere mich dem westlichsten Punkt der Strecke. Geradeaus könnte ich durch tiefen Sand über eine Düne zum Strand laufen. Aber noch ist kein Strand angesagt. Wir biegen rechts ab und kommen an zwei weiteren Seen vorbei. Hier ist es windgeschützt und angenehm zu laufen.
Kurz nach den zwei Seen biegen wir links ab und über tiefen Sand erklimmen wir eine Düne. Vor uns liegen das Meer und der weite Strand. Erst mal Fotos machen und dann hinab in weiten Sprüngen durch den tiefen Sand. Herauf war es eine Plackerei, hinunter ist es ein wahres Vergnügen. Kilometerlang zieht sich der Strand von hier sowohl nach Nordosten wie nach Südwesten. Wir laufen Richtung Nordosten.
Der Wind bläst sehr stark und hat aus Sand und Muscheln ein schönes Muster geschaffen. Ich suche den festen Sand nahe am Wasser, muss aber aufpassen, sonst gibt es nasse Füße. Sehr angenehm ist nun, dass der Wind von hinten kommt. Das schiebt uns Läufer voran. Anstrengend ist es trotzdem, aber die Strandabschnitte für mich jedes Mal ein Höhepunkt. Zumal, wenn wie heute in schönster Sonne gelaufen werden kann. Wir nähern uns erneut dem Slufter. Links ist das Wasser sehr nahe, rechts sind meterhohe steile Sanddünen.
Wunderschön verläuft die Strecke durch den Slufter. Eine flacher Priel ist zu queren, beim folgenden tieferen Priel bleibe ich einfach auf der linken Seite und ignoriere den vor mir durch das Wasser auf die rechte Seite querenden Läufer. Die nachfolgenden Läufer folgen mir. Und siehe da, irgendwann ist der Priel zu Ende und wir haben uns nicht die Füße nass machen müssen. Geht doch!
Wir kommen ein zweites Mal an die erste Verpflegungsstelle. Gerne greife ich erneut zu. Wir biegen vor der bewachsenen Düne ab und laufen parallel zum Hinweg, nur durch die Düne getrennt von diesem, Richtung Nordosten. Ganz weit am Horizont lässt sich schon einmal der Leuchtturm am nordöstlichen Ende Texels blicken. Den werden wir noch später umlaufen und näher betrachten können.
Ein steiler Weg bringt uns schließlich hinauf auf die Düne. Noch ein Blick zurück über den Slufter und runter geht es. Und siehe da, wir sind wieder auf dem asphaltierten Fiedspad des Hinweges. Diesmal liegt die Düne links von uns und der Polder Eijerland rechts. Und weit vorne ist der Golfplatz und dahinter De Krim.
Als wir uns der Halbmarathonmarke nähern, sehe ich weit rechts am Golfplatz vorbei eine große Zahl Läufer. Es sind die um 13 Uhr gestarteten 15,3er und 24er. Wir laufen ein Stück gemeinsam Richtung Strand. Durch ein kleines Wäldchen geht es zum Krimweg. Auf einem Weg parallel zur Straße geht es ansteigend bis vor die letzte Düne vor dem Strand. Kurz vor dem Strandpavillon Paal 28 müssen die Marathonis links ab, die anderen dürfen weiter zum Strand. Wir laufen den Stuifdijk auf leicht welligem und stets unebenem Untergrund. Auch dank des jetzt voll von vorne kommenden starken Windes ist es hier sehr mühsam zu laufen.
Wieder einmal geht es einen kurzen steilen Stich herauf auf eine Düne, wo sich uns ein grandioses Bild bietet. Links der Slufter, rechts der lange Strand Richtung Leuchtturm. Wieder heißt es nach den obligatorischen Fotos hinunter mit Gebrüll. Was macht das für einen Spaß, durch den tiefen Sand ohne jede Rücksicht nach unten zu springen. Passieren kann ja nix.
Der Strand hat uns wieder. Einfach nur herrlich so den Strand entlang zu laufen. Bei Km 29 bietet sich willkommene Gelegenheit zur Stärkung. Wir müssen etwas vom Strand herauf Richtung Strandpavillon Paal 28 laufen. Eine VS bietet Labung. Mehrere Läufer steigen hier aus, einer verzichtet auf die VS und kürzt ab, indem er am Strand geradeaus läuft. Ich laufe wieder hinunter zum Strand und weiter Richtung Leuchtturm.
Gaaanz langsam kommt der Leuchtturm näher. Mein Rücken zwackt nun schon sehr, ich stehe permanent vor einem Krampf der unteren Rückenmuskulatur. Blöd, so laufen zu müssen. Geht aber nicht anders. Auch durch Dehnübungen lockert sich da nix. Vlieland ist in der Ferne zu sehen. Auf Höhe des Leuchtturmes ist die Strandpartie noch nicht zu Ende. Es geht um die Nordostspitze von Texel herum. Links von uns liegt das Robbengat. Die Sonne ist mittlerweile verschwunden. Mir wird kalt. Ich ziehe den Buff aus dem Rucksack, der wärmt den Hals. Kurz drauf ziehe ich die Kapuze über den Kopf und die Handschuhe an. Jetzt ist es besser. Am Kaap Noord ist die Strandplackerei vorbei. Über Asphalt geht es Richtung Leuchtturm. Aber einige Hundert Meter vor ihm biegen wir links ab.
Durch gewelltes Gelände geht im stetigen Auf und Ab auf zumeist weichem Untergrund voran. Insgesamt werde ich nachher im Ziel über 200 Höhenmeter rauf und runter auf der Uhr haben. An mehreren Stellen kreuzen wir den Fiedspad. Vorbei geht es an zwei Seen, nur ein Deich trennt uns vom Meer. Das Tosen des Meeres ist deutlich zu hören. Eine letzte VS bietet Labung. Nach mir wird abgebaut.
Häuser tauchen rechts auf. Wir umlaufen die Feriensiedlung Landal Sluftervallei. Dabei geht es mehrfach durch Wald, mehrmals daran und an einigen Entwässerungsgräben vorbei. Ein Posten geleitet mich sicher über den Krimweg. Entlang eines Entwässerungsgrabens mit Blick auf die Feriensiedlung De Krim umlaufe ich diese. Nur noch wenige Meter, einmal um den Pavillon herum und der 8. Texel Trail ist für mich Geschichte. Froh und glücklich laufe ich durch das Ziel vor der Eventhalle. Es war wunderschön, aber aufgrund des schmerzenden Rückens bin ich auch froh, dass es zu Ende ist heute.
Ich sage Martin vom Orgateam noch einen herzlichen Dank für die perfekte Organisation und die beeindruckende Streckenauswahl, dann gehe ich den Zeitmesschip im Pavillon abgeben. Als Finisherpräsent gibt es wieder den begehrten Paal. Die vorbestellten Shirts sind nur für die Damen vor Ort verfügbar. Die der Männer sind nicht geliefert worden, werden aber nach Hause nachgesandt. So werde ich in den nächsten Tagen noch eine weitere schöne Erinnerung an den Texel Trail erhalten.
Ich gehe nun rasch in mein Chalet. Nach einer warmen Dusche bin ich bereit für das Buffet im Pavillon. Bei Amstelradler und Texels Stormkopje und lecker Shrimps, Fisch und diversem Fleisch auf dem heißen Stein kommen die Lebensgeister wieder. Traditionen wollen gepflegt werden.
Klasse Trail mit abwechslungsreicher Strecke, meistens hart im Wind mit kilometerlangen Strandpassagen. Auch im rauen Februarwetter absolut empfehlenswert.
Perfekt mit einem Urlaub auf Texel zu kombinieren. Texel ist zu schade, um dort nur zu laufen.
Goedendag!
Frauen
Nathalie Dragt 3.58,52 Std.
Männer
Patrick Vroonland 3.44,50 Std.
32 Finisher