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28.09.13 - Trail des Hautes Fagnes

Kein Zuckerschlecken

Langsam aber sicher gefällt mir Trailrunning in den Ardennen immer besser. Allein das Preisleistungsverhältnis ist nicht zu toppen: 5 € für 38 Km suchen seinesgleichen. Startort ist in den östlichen Ardennen, in der kleinen Ortschaft Xhoffraix.

Am Samstag machen Marita und ich uns um 6 Uhr auf die Socken nach Eupen/Malmedy. Kurz vor 7:30 Uhr können wir auf einer Wiese neben dem Vereinsgelände des FC Xhoffraix unser Auto parken. Auf der Sportanlage ist Start und Ziel aufgebaut. Bei herrlichem Wetter gehen dann ca. 400 Teilnehmer auf eine abenteuerliche Reise. Leider sind mit mir nur 6 Deutsche Läufer am Start. Warum?

 
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Zuerst geht es ein Stück durch den Ort mit seinen hohen Hecken, die die Grundstücke vor starken Winden schützen. Hinter Xhoffraix durchlaufen die Teilnehmer einige Viehweiden, bevor es in den Wald geht. Hier bekommen wir einen ersten Eindruck, was uns auf den 38 Km erwartet. Es geht steil bergab auf einem unebenen Waldweg durch ein schroffes aber malerisches Tal hinunter zum Flüsschen „Warche“, das sich vom Hohen Venn ins belgische Flachland hinunter kämpft.

Durch dieses Tal geht es auf wundervollen Trails zur Burg „Reinhardstein“, die noch im 19. Jahrhundert der Sitz der Fürsten von Metternich war. Neben der Warche geht es flach weiter, vorbei an einem Steinbruch bis zum Campingplatz „du Moulin“, dessen Klause gut geeignet ist, um seinen ersten Durst zu löschen. Hier queren wir die Warche und es geht plötzlich steil bergan.

 
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Oben am Hang geht es nun 6 Km lang im stetigem Auf und Ab nach Osten. Dabei sammeln wir etliche Höhenmeter auf einem herrlichen und ursprünglichen Bergpfad. Dabei erschweren immer wieder Bachkiesel und Rinnsale ein flottes Vorankommen. Ab und An öffnet sich der Wald und gibt schöne Ausblicke auf die Höhen der Ardennen frei.

Es geht auf schmalen Hangpfaden mit vielen Wurzeln oft brisant dahin. Schließlich laufen wir am Hochufer der Warche entlang und sehen plötzlich gegenüber unserer Laufstrecke die imposante Burg Reinhardstein. Die Wegstrecke wechselt dann sehr schnell in einen heftigen Anstieg auf unebenem Geläuf. Das Trailerherz lacht. Dabei bekommt man immer wieder schöne Ansichten auf die Burg.

An der Talsperre „Lac de Robertville“ verlassen wir den Wald. Es geht über die mächtige Staumauer, an deren  Ende die erste von drei Verpflegungsstellen (12, 20 und 30 Km) aufgebaut ist. Knapp einen Kilometer geht es ab der VS auf einem Schotterweg zur Burg Reinhardstein. An der Burg biegen wir auf einen wurzligen Trail ein, der uns hinunter zur Warche bringt.

Kurz vor dem „Bayehon Bach“, der in die Warche mündet, geht es rechts ab und  gleich steil bergan auf einem Trampelpfad, der entlang des Hangs verläuft. Wer nicht aufpasst, wie mein „Vorläufer“, kann sich hier leicht in den Dreck setzen.

 
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Wieder unten im Tal geht es eine Weile entlang des Baches, der dann sogar unseren Weg quert. Augen zu und durch oder den Holzsteg benutzen. Ich wähle die kürzere Variante und hole mir nasse Füße. Noch zweimal muss der Bach, dann aber über Holzstege,  gequert werden. Auf rustikalen Trails geht’s durch den schönen Venn-Wald. 

Plötzlich Richtungsänderung, weg vom Bach und steil einen Singletrail bergauf. Immer dichter reichen die Äste der jungen Buchen und Birken an den Wiesenpfad heran. Endlich dann bei Km 20 die 2. VS mitten im Wald. Ab der VS geht es durch hohen Tann auf einem Wiesenpfad etliche Kilometer kontinuierlich bergan ins Haute des Fagnes. Jetzt geht auch durch die für das Hohe Venn typischen  Moorwiesen mit hüfthohem Gras. Der Untergrund ist weich und federt herrlich nach. Dunkelbraune kleine Bächlein kreuzen den Weg und müssen übersprungen werden.

 
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Das Hochmoor geht auch auf der anderen Seite der  Landstraße N 68, die wir queren, weiter. Daran schließt sich ein Waldgebiet an, das neue Herausforderungen parat hat. Fast senkrecht geht es bergab und nur weil ich mich an diversen Ästen und kleinen Tannen festhalte,  überstehe ich diesen Knochenbrecherpfad mit tausenden Wurzeln unfallfrei. Wieder lacht das Herz des Trailers.

Kaum hat man diesen Streckenteil hinter sich, kommt als nächstes wieder ein kleines Moorgebiet. „No Matsch, no Fun“, heißt jetzt die Devise im „Fagnes Setai“. Auf einer langen Schneise zwischen Moor und einem Tannenwald geht es hinüber ins „Fraineu et Lovaiseu“. Wieder Moor, wieder diese weichen Wege, wieder dunkler Wald und wieder ein Trail zum Knochenbrechen, diesmal  der noch übleren Sorte. Und wieder strahlt der Trailer, ohne aber zu vergessen, darauf zu achten, wohin er den Fuß setzt.  Kaum aus dem Wald, wartet das nächste Moor. Hier geht es aber auf Holzstegen daher, auf denen man manchmal Mühe hat, die Balance zu halten.

Einen Kilometer weiter kommt man einen Bach, dessen Wasser so braun ist, wie das berühmte irische Bier. Schnell verjüngt sich der breite Weg zu einem rauen Bergpfad und das Abenteuer „Tro Maret“ kann beginnen.
Stets dem Bachlauf folgend, laufen wir südwärts auf einem meist feuchten Trampelpfad mit zahlreichen, glitschigen Wurzeln und Felspartien. Bautz! Jetzt hat es auch mich erwischt. Auf einer rutschigen Wurzel verliere ich das Gleichgewicht und es haut mich in den feuchten Waldboden.

Gott sei Dank gibt es an etlichen „Problem“-Stellen Holzstege, die ein gefahrloseres Vorankommen ermöglichen. Immer tiefer zieht der Bach unter uns dahin. Auf schmalem Pfad laufend hören wir ihn rauschen. Es geht bergab, rasant bergab, bis an den Tro Maret heran. Direkt neben dem Bach bin ich in eine Schlucht gelangt, die gigantisch und spektakulär ist, vor allem wegen der dunkelbraunen Färbung des Wassers. Wer hier keinen Fotoapparat dabei hat, wird sich ärgern.

Laut schmettere ich das „Pur“-Lied: „Komm mit ins Abenteuerland, auf eine ganz besonders schöne Reise“. Ich laufe durch einen Märchenwald. Aber Achtung, der Pfad neben dem Bach ist glitschig und mit vielen fiesen feuchten Steinen und Felsen übersät.

Am „Pouhon des Cuves“ verlassen wir den Wildbach und biegen in einen breiten Waldweg ein. Steil zeigt die Laufrichtung nach oben. Auf einem Kilometer  müssen 100 HM überwunden werden,  nach mittlerweile 32 schweren Kilometern insgesamt, keine leichte Aufgabe. Oben angekommen, gibt es einen schönen Blick über die Ardennen.

 
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Entlang eines Stromzaunes und einer Streuobstwiese gelangt man dann auf einem Singletrail bei Km 34 in die Ortschaft „Mont“. Nach Verlassen des Ortes und Querung der Landstrasse N 68geht es in den Wald hinein und steil bergab. Durch dunklen Tann und in Serpentinen geht es hinunter bis zum Bach „Rau du Corey“, um sogleich neben diesem auf schmalem Wurzelweg bergan nach „Xhoffraix“ zu laufen.

Den Wald verlassend, gelangt man an die Kirche von Xhoffraix. Noch einmal geht es durch den Ort und entlang der vielen hohen Hecken. Von rückwärts laufe ich in die Sportanlage ein und erreiche das Ziel ziemlich kaputt aber glücklich in 5:50 Std.

Fazit: Komm mit ins Abenteuerland. Hier hat das Team Nelles einen Trail von 38,6 Km abgesteckt, der kein Zuckerschlecken ist. Anspruch  und Schönheit dieses Trails stellen viele andere Läufe in den Schatten. Und das. Wie schon gesagt, für gerade mal f 5 €.

Vielleicht bringe ich mit meinem Bericht ein paar Trailer auf eine Idee und nächstes Jahr sind hier mehr Landsleute am Start in dem Ort mit dem unaussprechlichen Namen.

 

 

Informationen: Trail des Hautes Fagnes
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