Etwa 200 Läufer aus Deutschland treffen sich dieses Mal im Elsass. Das sind mehr als bei manchem Ultratrail in der Heimat. Für die Beliebtheit dieser Veranstaltung spricht auch die stark steigende Teilnehmerzahl insgesamt. In diesem Jahr meldeten sich über 2700 Läufer für die unterschiedlichen Strecken an.
Zur Auswahl stehen 50 km mit 2100 Hm, 25 km mit 900 Hm und 9 km. Am Ende erreichen 897 Ultra-Trailer innerhalb des neunstündigen Zeitlimits das Ziel, auf der Mitteldistanz gibt es 1210 Finisher und den Mini-Trail schaffen 430 Läufer. Dieses Mal genießen wir vom Start bis zum Ziel herrlich sonniges Frühlingswetter.
Das verschlafene Städtchen Rouffach kann touristisch nicht mit den vielen sehenswerten Weindörfern in der Umgebung mithalten, aber auch hier findet man ein paar fotogene Flecken, so zum Beispiel die im romanischen und gotischen Stil erbaute Kirche, deren Querschiff aus dem 11. JH stammt, das alte Rathaus, das Kornhaus und der Hexenturm aus dem 13.-15. JH. Aber auch die vielen Storchennester erfreuen das Auge. Ohne die Störche wäre das Elsass wie Bayern ohne Bier. Obwohl ich nicht sehr oft ins Elsass fahre, sah ich 90 % der Störche in meinem Leben hier. Kaum zu glauben, dass vor etwa drei Jahrzehnten Störche im Elsass fast ausgestorben waren!
Leider musste wegen der stark gewachsenen Teilnehmerzahl Startnummernausgabe und Pasta-Party in eine schmucklose Sporthalle verlegt werden. Früher bot ein urgemütlicher Keller ein schöneres Ambiente für den Abend.
Die Startgebühr beträgt bei frühzeitiger Online-Anmeldung nur 26 Euro. Für diesen kleinen Betrag wird nicht nur eine hervorragende Organisation geboten. Wenn man die Packung Nudeln und die Flasche Crémant in der Startertüte und die Finisher-Fleece-Jacke mit einrechnet, ist dieser Lauf ein extrem günstiges Schnäppchen. Für die Pasta-Party am Vorabend und das Essen nach dem Lauf muss man bei der Voranmeldung wenige Euro zusätzlich bezahlen.
Da uns das öde Ambiente in der Halle nicht anspricht, schlendern Annette und ich mit einigen anderen Läufern durch den Ort auf der Suche nach einem Lokal, wo wir die Zeit bis zur Pastaparty schöner überbrücken können. Doch das ist eine Odyssee. Einige Lokale schließen um 18 Uhr, andere öffnen um 18 Uhr, die Übergangszeit erweist sich als gastronomische Ödnis. Also kehren wir doch zur Halle zurück.
Überraschend wird hier das Abendessen für die vielen Leute, die schon da sind, früher als angekündigt serviert. Ja, ihr lest richtig! Im Gegensatz zur Selbstbedienung bei fast allen anderen Laufveranstaltungen werden hier die drei Gänge des Menüs an die Tische gebracht. Zuerst wird uns Wasser und Weißwein eingeschenkt, dann gibt es Salat, als Hauptgang Pasta und als Finale Obstsalat, Kuchen und Kekse.
Schließlich spazieren wir um etwa zehn Minuten entfernten Hotel Ville de Lyon zurück. Dieses Hotel ist bei den Teilnehmern längst eine beliebte und daher frühzeitig ausgebuchte Unterkunft, bei Buchung über ein großes Online-Portal sogar überraschend preisgünstig. Am nächsten Morgen beginnt bei herrlichem Frühlingswetter das übliche Fotoshooting unter Freunden, natürlich lassen sich auch Annette und ich knipsen. Pünktlich um 9 Uhr starten wir Ultra-Trailer unsere große Runde. Am Ortsausgang steht ein Dudelsack-Spieler.
Kaum zu glauben, dass heute erst der 16. März ist! Überall blühen Obstbäume und neben uns flattern bereits Schmetterlinge.
Schon im Startblock wusste ich, dass ich mich vom kühlen Wetter gestern täuschen lies. Heute steigt bei Sonnenschein die Temperatur schnell an. Dafür ist meine gute Fleece-Jacke eindeutig zu warm. Zwanzig Minuten lasse ich die Jacke nun noch an, doch dann schließe ich mich den vielen Läufern rings um mich herum an, die am Streckenrand ihre Garderobe wechseln. Die nächsten Stunden muss ich mit einer um die Hüfte gebundenen Jacke laufen.
Die ersten Kilometer führen in einem häufigen Wechsel zwischen auf und ab über sonnige Weinberge - Genusslauf pur! Die Gesamtstrecke ist mehr als 3 km länger als bei meiner letzten Teilnahme vor zwei Jahren. Ich vermute, dass ein großer Teil der zusätzlichen Kilometer hier in den Weinbergen eingefügt wurde, und das finde ich gut.
Auf einem Bergrücken oberhalb der Weinreben blühen bereits Kuhschellen. Die Aussicht auf die heute recht dunstige Rheinebene, auf Weinberge und Vogesen-Gipfel gefällt mir ausgesprochen gut. Der höchste Berg, der Grand Ballon, ist noch schneebedeckt und auch an unserem Ziel, dem Petit Ballon, liegt auf der Schattenseite noch ein wenig Schnee.
An der Stelle, an dem wir nach etwa 45 Minuten die Weinberge verlassen, steht ein Winzer, der uns auf einem kleinen Tisch Wein, zum Glück aber auch Wasser anbietet. Hinter ihm grasen zwei Esel.
Ab hier wird die Strecke, im Gegensatz zu früher, in entgegengesetzter Richtung gelaufen. Als ich dies in der Ausschreibung las, war ich zuerst enttäuscht, denn ich mochte den langen Downhill-Trail unterhalb des Gipfels. Doch rückblickend bin ich wie die meisten anderen Teilnehmer über die Änderung froh, da die Vorteile eindeutig die Nachteile überwiegen.