Zum dritten Mal wurde dieser Trail im Schweizer Tessin durchgeführt: Über die Berge um das Val di Blenio erlaufen die Teilnehmer den Lukmanier-Pass, danach den Gotthard- und schlussendlich den Nufenen-Pass bis nach Airolo ins Ziel. Bis dato gab es zwei Strecken zur Auswahl, seit 2014 hat der Veranstalter noch eine weitere Strecke ausgelobt. So konnte man zwischen 50k, 80k und 130k wählen.
Allerdings waren das nicht die genauen Kilometerangaben der einzelnen Trailstrecken. So war der 50k-Trail mit 50 Kilometern und 4250 positiven Höhenmetern und 3750 Bergabhöhenmetern aufgelistet (max.Laufzeit 18 Stunden), der 80k-Trail hatte 85,5 Kilometer mit +5750 und – 5250 Höhenmetern (max. Laufzeit 28 Stunden) und die Königstrecke 130k maß 128,7 Kilometer, 7500 positive und 7000 negative Höhenmeter (max. Laufzeit 38 Stunden). Alle Bewerbe starteten in Faido und hatten ihr Ziel in Airolo, beides kleine Orte auf der Südseite des Gotthardpasses.
Nachdem der viele Schnee an den Nordhängen Streckenschäden durch Baumschlag oder Erdrutsche verursachte und viele Wege unpassierbar machten, musste der Veranstalter die letztjährige Strecke modifizieren, ohne dass diese jedoch an Reiz und Anspruch verlor.
Ich hatte mich in diesem Jahr für die 80k-Strecke entschieden, leider diese Mal ohne Fotos für Euch. Bei einem Ausrutscher gleich am Anfang hatte ich nicht bemerkt, wie mir in der Dunkelheit mein Fotoapparat aus der Tasche fiel. Ich hätte noch mein Handy nehmen können, aber das ist nicht wasserdicht und bei Dauerregen ließ ich es da besser im Rucksack. Schade, aber nun ist Eure Fantasie gefragt!
Die Anreise zum Trail begann bereits am Freitagabend mit Shuttlebussen von Airolo nach Faido, nur die 50k-Trailer reisten am Samstagmorgen zum Start um 9 Uhr an. Im Castelletto von Faido befanden sich die Startnummernausgabe und die Kontrolle der Pflichtausrüstung. Auf eigene Kosten konnten wir dort eine Portion Pasta verzehren und dann begann das lange Warten auf den Start um Mitternacht. Leider gab es in dem Castelletto keine Möglichkeit, sich für ein Nickerchen abzulegen. Viele nutzten den kalten Boden zwischen der Festbänken und –tischen, um zu entspannen.
Draußen konnte man sich wegen heftiger Regenschauer am Abend auch nicht aufhalten. Glücklicherweise war es dann zum Start um Mitternacht erst einmal trocken. Der Veranstalter wies uns allerdings beim Briefing auf die überaus nassen Trails und die rutschigen Passagen, vor allem bergab, hin.
Pünktlich um Mitternacht wurde dann der Start für die 80k und die 130k freigegeben und eine überschaubare Läufergruppe setzte sich in Bewegung. Die Stirnlampen wurden angeknipst und leuchteten den Weg aus. Als wir die letzten Häuser von Faido hinter uns ließen, kam auch schon der erste steile Anstieg bis zum Picco di Nara (km 9,03/2160 m). In engen Kehren zog sich der Lichterwurm stetig den Berg hinauf, manchmal über Wiesen oder durch lichte Wälder. Molare war die letzte kleine Ortschaft nach 4,5 Kilometer, die die Trailer auf ihrem Weg zum Picco di Nara passierten.
Kaum oben, kurz unterhalb des Gipfels, wiesen uns die Wegmarkierungen mit Leuchtecken den steilen Abstieg. Der steinige Wiesenweg brachte uns über einen Grat hinunter zur ersten VP Capanno Piandioss (km 11/1860 m). Der Verpflegungsposten an der Almhütte war im Schutz der Kellermauern eingerichtet und daher sehr eng, wir konnten uns kaum mit dem Nötigsten verpflegen. Aber noch hatten wir genug zu trinken bei uns und für einen kleinen Happen kämpften wir uns durch.
Entlang eines Bergrückens waren wir wieder zurück auf den nassen Wiesentrails zum Passo Bareta (km 14/2274 m), der uns in Richtung Lukmanier-Passstraße (Verbindung Biasca nach Disentis) brachte. In Aquacalda VP 2 (km 21,1/1756 m/Zeitlimit 7:00 Uhr) erreichten die Läufer die Alpenpassstraße. Die dazwischen liegenden 7 Kilometer waren aufgrund der Dunkelheit und des ständig aufkommenden Nebels schon endlos und forderten die volle Konzentration der Läufer, um nicht auszurutschen oder zu stolpern. Ein ständiger Wechsel zwischen Bergauf und Bergab ließ uns bereits auf den ersten 20 Kilometern schon viele Höhenmeter sammeln.
Von Aquacalda ging die Strecke entlang des Brenno, einem kleinen Gebirgsbach, hinauf zum Lukmanier. Eigentlich war die Strecke ausreichend und eindeutig markiert und trotzdem geschieht es, dass wir vom Weg abkamen. Wir folgten einem kleinen Gebirgspfad, der uns vom letzten Jahr bekannt war und bemerkten erst später, dass es hier keine Streckenmarkierungen mehr gab. Ein Blick auf unser GPS-Gerät zeigte uns aber, dass wir noch ein Stück weiter an einer Abzweigung nach rechts müssten, um wieder auf die Strecke zu gelangen. So kam es dann auch. Auf einem breiten Fahrweg konnten wir bereits einige Läufer in der Morgendämmerung erkennen.
Der letzte Aufstieg zum Stausee am Lukmanierpass ging erneut über Wanderpfade, von dort nutzten wir den breiten Schotterweg der Gotthardbike-Route über den Passo dell´Uomo (2218 m) bis zur dritten VP Cabanna Cadagno (km 34,6/1987 m/Zeitlimit 9:45 Uhr). Das Wetter hatte sich ab dem Lukmanierpass deutlich verschlechtert, es hatten heftige Regenschauer eingesetzt, unsere Kleider und Schuhe waren völlig durchnässt. Grau und trostlos war hier alles, dazu noch tief hängende Wolken, die die Aussicht auf das umliegende Bergpanorama versperrten.
Von der Cadagno-Hütte machten wir die Runde um den Lago Cadagno über nasse Wiesenwege und matschige Trails. Egal, ob wir mitten durch die Pfützen oder Matschlöcher liefen, unsere Schuhe waren eh schon durchtränkt von allem, was wir so auf den Wegen mitnahmen. Viele kleine Seen säumten unseren Weg hinauf zur VP Cabanna Cadlimo (km 42,8/2567 m/Zeitlimit 13:00 Uhr), dem höchsten Punkt der 80k-Trailstrecke. Nach einer kurzen Stärkung in der angenehm warmen Hütte ging es wieder hinaus ins nasse Grau.
Der Wanderweg hinunter war besonders anspruchsvoll und forderte unsere volle Konzentration. Meterhohe Felsstufen waren zu überwinden, bevor wir uns wieder auf einigermaßen laufbaren Trails befanden. Es waren zuweilen so hohe Absätze dabei, dass wir immer wieder zum sicheren Abstieg absitzen mussten. Endlich waren wir unten angelangt und konnten auf einem breiten Fahrweg mal ein paar Kilometer laufend vorwärts kommen. Doch wann kam die nächste Verpflegung? Auch wenn unser GPS anzeigte, dass es nicht mehr weit sein müsste, zog sich dieser Schotterfahrweg leicht ansteigend über etliche Kilometer. Und als wir endlich an der VP Pontino(km 53,2) ankamen, zeigte unser GPS schlappe 5 Kilometer mehr an. Die Helfer vor Ort meinten, dass schon andere Trailläufer gleiches bemerkten.
Die weitere Strecke bis zum Gotthardpass gestaltete sich aufgrund der schlechten Sicht als eher zermürbend. Nichts als Felsen und graues Gestein im Wechsel mit nassen, matschigen Trails über Wiesen, in die wir knöcheltief einsanken. Doch wir wollten ja weiter und sehen, ob hinter den nächsten Berg vielleicht das Wetter ein bisschen besser wäre.
Weit gefehlt - Wir erreichten den Gotthardpass bei km 64,0 (2091m/Zeitlimit 19:30 Uhr), wo wir neben der üblichen Verpflegung auch eine warme Gemüseboullion und Nudeln essen konnten. Noch gute 20 Kilometer trennten uns vom Ziel in Airolo. Eigentlich eine überschaubare Distanz, dachten wir. Felsige Hochgebirgswege zwangen uns überwiegend zum Gehen. Um uns herum blieb alles Grau in Grau, auch die Farbe des Himmels glich fast der der Felsen. In höheren Lagen kam dann auch erneut die schlechte Sicht aufgrund der tief hängenden Wolken dazu.
Mit einigen Gegenanstiegen brachte uns die Strecke zum 2532 m hohe Passo di Lucendro, von wo es dann überwiegend bergab nach Airolo gehen sollte. Auf diesem Streckenabschnitt befanden wir uns meist auf unmarkierten, zum Teil abgerutschten Pfaden. Oft ging es auf einer Seite oder auch beidseitig mehrere hundert Meter senkrecht runter, doch soweit konnten wir ja gar nicht schauen. Nur selten kamen wir zurück auf die rot-weiß markierten Wanderwege. Da war an schnelles Vorankommen nicht zu denken.
Bei km 79,4 in Fieud war dann die letzte Verpflegung auf dem Weg ins Ziel. Die 130k-Strecke machte von hier noch eine Schleife bis zum Nufenenpass. Nur ganz langsam verloren wir die Höhenmeter, die Sicht war im Nebel bzw. in den Wolken bis auf wenige Meter eingeschränkt. Da freuten wir uns schon, als wir endlich unterhalb der Wolken die Gotthardpassstrasse und die wartende Autoschlange vor dem Gotthardtunnel sehen konnten, die Motorengeräusche hatten wir schon längst wahrgenommen. Ein paar 100 Meter entlang der Straße, dann drunter durch, nicht besonders attraktiv! Immer wieder wechselten wir von der Asphaltstraße auf markierte Wanderwege hinunter in die Ortsmitte.
Per Handschlag begrüßte uns der Veranstalter im Ziel in Airolo und gratulierte uns zu unserem Finish. Ansonsten war auf dem Zielgelände recht wenig los. Na ja, sooo viele Läufer waren ja nicht unterwegs und wer will bei solchem schon Wetter zuschauen?
Als wir dann bei Pasta und Bier unsere leeren Speicher füllten, kamen vereinzelt weitere Läufer im Ziel an, so auch der Zweitplatzierte des 130k-Trails, Matthias Dippacher.
Am Sonntagnachmittag sollte um 15 Uhr Zielschluss für die 130k-Teilnehmer sein, für die 80k-Läufer Sonntagnacht oder –früh um 4 Uhr. Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen hatten viele das Rennen vorzeitig aufgegeben oder kürzten die Strecke ab.
130 K
Männer
1 Siegfried BERNHAUSER 21:41:31
2 Matthias DIPPACHER Team Dynafit 22:00:34
3 Mirco PERVANGHER TEAM GOTTHARD SKIMO 22:08:55
Frauen
1 Andrea HUSER 23:33:52
2Lisa BORZANI TEAM VIBRAM 27:32:25
15 Finisher
80 K
Männer
1 Constantin PADE Team Dynafit 12:56:23
1 Stephan HUGENSCHMIDT Salomon 12:56:23
3 Philipp QUACK Team Dynafit 13:55:55
Frauen
1 Ursula HERGER 21:28:09
2 Nicola WAHL TRAILRUNNING.DE 21:40:18
40 Finisher
50 K
Männer
1 Andrea CAIROLI Team Lola 07:50:18
2 Giacomo FRANSIOLI Team Gotthard Skimo 08:08:20
3 Danny BEFFA Team Gotthard Skimo 08:19:05
Frauen
1 Helen BLATTER TEAM PLANET ENDURANCE 09:19:19
2 Nina BRENN 09:35:35
3 Rosalba QUADRELLI 10:21:50
Finisher 57