Die Sauer (franz. Sûre) entspringt in der belgischen Provinz Luxemburg. Die Namensgleichheit der belgischen Provinz mit dem Großherzogtum Luxemburg ist schnell erklärt: Luxemburg wurde 1830 zwischen Belgien und den Niederlanden aufgeteilt.
Die Sauer windet sich von Westen nach Osten durch die südlichen Ardennen des Großherzogtums. Der Obersauerstausee (Lac de la Haute-Sûre) stellt nahezu das gesamte Trinkwasserreservoir von Luxemburg dar.
30 km westlich von Bitburg mündet die Our in die Sauer. Beide Flüsse bilden hier die Grenze zu Deutschland: nach Norden die Our, nach Süden die Sauer, die bei Wasserbilligerbrück in die Mosel mündet. Ab hier bildet die Mosel die gemeinsame Grenze. Die drei Flüsse sind gemeinsames Eigentum von Luxemburg und Deutschland, als sogenanntes Kondominium stellen sie eine Besonderheit zwischen Staaten dar.
Der Uewersauertrail (Obersauertrail) führt uns in einem 50,1 km langen Rundweg um das Herzstück des Flußtales, dem Obersauerstausee. Die Landschaft ist geprägt von bewaldeten Bergen, Wiesen, Hügeln, tief eingeschnittenen Flusstälern mit markanten Talmäandern, unbeugsamer Natur, und vor allem der absoluten Isolation. Die Menschenleere in diesem Gebiet liegt erstaunlicherweise nicht nur in dem rauen Klima begründet, sondern vor allem die wiederholten kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und dem einstigen burgundisch-habsburgischen Niederlanden trugen dazu bei.
Dieser Trail mit 1830 Höhenmetern wird keine Maiwanderung werden. Die kleine Fußnote in der Ausschreibung sagte alles: Der Finisher erhält einen Punkt für die Qualifikation zum UMTB. Auf den 50 km gibt es 6 Verpflegungspunkte (Ravitaillement), ohne Trailschuhe kein Durchkommen, die Pfade, sofern vorhanden, sind steil, steinig und matschig, die Hänge fallen 50, 60 Meter tief ab, es wird eine gewaltige Schlacht werden. Ein Teil des Startgeldes (30-50 €, je nach Meldezeitpunkt) geht als Spende für krebskranke Kinder an die „Fondatioun Kriibskrank Kanner“.
Nicht nur die Topografie, die Bodenschätze und der Name Obersauer erinnern an das Sauerland, sondern auch Ortschaften mit den Endungen –scheid. Sauerland bedeutet „südliches Land“ und die Endung „-scheid“ bedeutet schlicht „Tal“. Hinweis auf fränkische Namensgebung.
Irgendwie hatte ich den Weg gefunden, es hatte nur länger gedauert. Mehr zufällig fand ich mich dann im Tal der Sauer wieder. Es wurde dunkel, ein Scheinwerfer war kaputt. Links und rechts steile Felsen. Einspurige Brücken. Oben funkeln fahle Fensterhöhlen von mächtigen Burgen. Eine unheimliche Stimmung, es war eine seltsame Mischung von erstaunter Erwartung und Unsicherheit, es gibt keine Abzweigungen, kein Licht, kein Haus, kein Hinweisschild, kein Auto, kein Mensch. Nach einer halben Ewigkeit sah ich eine mächtige Festung aufragen: Bourscheid! Die Festung des Grafen von Luxemburg.
Endlich ein Schild nach „Heischent“, wohl Heiderscheid. Ich fahre zügiger, da gibt´s ein unangenehmes Geräusch: Kraaaatschschlurf: Stoßstange aufgesetzt, meine Klamotten fliegen durch den Innenraum, die warme Cola über das Armaturenbrett, ja wunderbar! Sowas liebt der Ultraläufer!
Heiderscheid. In der Mehrzweckhalle nix los. Startnummer abholen und weiter nach Lultzhausen, 9 km. In Lultzhausen, in der Jugendherberge ist Pastaparty. Kostet zwar extra, ist aber ein kulinarischer Hit!
Gute Stimmung, viele Cracks. Als Taucher entdecke ich sogleich das Taucherzimmer im Keller, direkt am See, von hier sind es wenige Flossenschläge bis zur Ausbildungsplattform. Der Herbergsvater kommt als Fuchs und macht Musik, klasse, leider kein Zimmer mehr frei, also zurück in diese unheimliche Waldlandschaft.
Steil geht es bergauf, im zweiten Gang zurück Richtung Heiderscheid. „Freedom is just another word...“ lullt es aus dem Radio...Da ! Oh Gott ! Vollbremsung! Vollbremsung! Wildscheine! Licht aus, Lenkrad gerade halten, Dauerhupe. Schweißausbruch, sowas liebt der Ultraläufer! Als ich das letzte freie Zimmer finde, fängt es an zu regnen Wir werden uns morgen mächtig einmatschen, so muss ein Trail sein.
Am Start halte ich Ausschau nach dem (beim Echternach-Marathon) frisch gebackenen Luxemburger Landesmeister Georges Krier. Er wird sich mit dem Vorjahressieger, dem Saarländer Daniel Horst messen müssen. Aber auch Réné Strosny wird vorne dabei sein. Und der Luxemburger Jean-Pierre Serafani war in Echternach nur eine Minute langsamer als Georges Krier.
Von den etwa 350 Trailläufern kommen die meisten aus den Beneluxstaaten, auffallend hoher weiblicher Anteil. Etwa 90 Läufer kommen aus Deutschland, alles bekannte Gesichter, denn Trailläufer sind rar in Deutschland.