Ein vielseitiger und angenehmer, bestens organisierter herbstlicher Lauf mit 34 oder 57 km um den Obersauer Stausee in den südöstlichen Ardennen.
Noch ein Lauf sollte es sein dieses Jahr. Und nachdem das Müllerthal in Luxemburg so eindrucksvoll war, fahre ich wieder in dieses schöne Land, allerdings diesmal in den Westen. Dort liegt der Naturpark Uewersauer, oder auch Öebersauer oder Obersauer, um den für Luxemburger Verhältnisse großen Stausee des Flusses Sauer herum.
Vom Start in Heiderscheid kann einmal komplett um den See 57,4 km plus 2.060 HM oder über die „Floating Bridge“ abgekürzt auf etwa halbe Strecke 33,8 km plus 1.245 HM gelaufen werden. Zusätzlich gibt es um Heiderscheid herum eine 21-km-Strecke, die man gemeinsam mit seinem Hund laufen kann – kein normaler Halbmarathon, der Hund ist Pflicht. Eine 10-km-Sprintstrecke gibt es auch, ohne Hund, aber auch für Walker. An alle gedacht, sogar an die Haustiere, zumindest die mit Leine.
Ich entscheide mich bei der Anmeldung für die lange Strecke, mit dem Wissen, dass man ggf. nach 17 km die Entscheidung fällen kann, zu verkürzen. Man weiß ja nie, wie Fitness und Wetter ausfallen werden. Das ganze kostet mich 57 Euro plus eine Übernachtung, denn der Start ist um 8 Uhr und die Fahrt von Düsseldorf dauert immerhin 2,5 Stunden. Mit im Preis inbegriffen sind sechs sehr anständige und zudem persönlich ermutigende Verpflegungsstopps, ein sehr nützlicher Sportbeutel, eine Wintermütze, eine super Medaille (20jähriges Jubiläum) und auch noch eine Lasagne nach dem Lauf plus Dusche.
Am besten waren die Lasagne, auch um nach dem Lauf etwas beim Essen zu plaudern, und die lokale Lët’z Kola bei den Verpflegungsstationen, die wirklich anständig schmeckt und mir zweimal Superkräfte verliehen hat. In Summe ein gutes Paket, wobei Läufe, bei denen es nichts zum Mitnehmen gibt, natürlich auch ihre Vorteile haben.
Der Vortag, nein die ganze Woche davor fast nur Regen. Bei der Anfahrt konnte man keine 300 m weit sehen. Dem entsprechend hatte ich am Sonntag auch Regen befürchtet und mit einem extrem matschigen Trail gerechnet. Stimmte aber beides nicht. Der Sonntag war sonnig bis leicht bewölkt, also wunderschön, und mit 10-12 Grad auch richtig temperiert.
Ich bin zwar wegen des Windes in Heiderscheid zunächst mit Jacke und langer Hose losgelaufen, das hatte sich aber nach einer Stunde erledigt. Am späten Nachmittag wurde es aber empfindlich kalt, so dass eine gute Ausrüstung auf jeden Fall wichtig war, wie vom Veranstalter gefordert auch eine Lampe. Der Trail war zwar an einigen Stellen matschig, aber man konnte teilweise halbwegs daran vorbei und stand zumindest nie bis zu den Knöcheln im Morast, so dass sich die wachsende feuchte Kruste wenigstens nur außen an den Schuhen befand. Und bei manchen am Hosenboden, denn ausrutschen konnte man durchaus.
Stöcke braucht man nicht unbedingt, nur etwa ein Viertel der Läufer hatte welche dabei, aber genützt haben sie natürlich schon an der einen oder anderen Stelle. Die steilen Anstiege waren allerdings eher kurz, so dass es auch ohne ging. Ich würde beim nächsten Mal vermutlich welche einpacken.
Von Heiderscheid geht es erst einmal 4 km lang in Summe 260 m bergab und dann weitere 6 km bis zum Stausee. Der Einstieg war also eher angenehm. Eine ähnliche Strecke ist dann natürlich auch beim Rückweg zu bewältigen, was nicht toll ist, man vorher aber ja wusste. Der See selber ist recht schmal und erstreckt sich in zahlreiche Nebentäler, so dass manche Arme über eine Brücke überquert werden, andere umlaufen werden, bis der Zufluss als Rinnsal ebenfalls trockenen Fußes durch Brücke oder Sprung gemeistert werden kann. Auch eher hilfreich. Nur bei Kilometer 48 gab es dann doch eine kleine, unvermeidbare Schuhwaschanlage, was aber nicht geschadet hat.
Die Strecke um den See führt teilweise auf breiten Wanderwegen, großenteils aber auf sehr schmalen Pfaden am Hang oder durch den Wald. Die ständige Abwechslung hat es sowohl interessant als auch angenehm gemacht. Die Anstiege waren meist nicht zu extrem, die steileren teilweise mit „Treppen“ versehen, so dass man keine ernsthaften Herausforderungen hatte. Meine Zehnägel haben trotz fester Bindung dennoch etwas gelitten, so dass ich vermutlich einmal meine Schuhgröße überprüfen sollte. Passt aber eh ganz gut, das aktuelle Paar hat kaum noch Profil, was bei diesem Lauf durchaus nicht ganz unproblematisch war.
Auf der Strecke, die auch als Wanderweg komplett ausgezeichnet ist und deren GPX-Datei zudem sehr präzise war, konnte man kaum vom rechten Weg abkommen. Bonus der touristischen Erschließung waren zwei wunderbare Aussichtspunkte, einer davon mit Liegen, die einen schon hätten in Versuchung führen können, und zwei nette Stadtansichten, nämlich einmal Esch-Sauer von der gegenüberliegenden Flussseite und einmal derselbe Ort durchlaufen. Sehr schmuckes Dörfchen. Nur für die Eisdiele war leider keine Zeit.
Die Hälfte der Strecke lag bei einem Versorgungsposten an einem der oberen Stauwehre, etwas unterhalb der deutlich schöneren Pont Misère. Das ist etwas schade gewesen, aber der Name der Brücke wäre ohnehin unpassend gewesen und die Strecke war auch so schon lang genug. Im Vorjahr war diese noch auf 51,8 km angelegt, wobei der Sieger dieses Jahr um 4:30 h gelaufen ist. Das bedeutet allerdings auch, dass nach 9 h, sprich nach Sonnenuntergang, noch einige auf der Strecke waren, so dass die Sache mit den Lampen sehr berechtigt scheint.
Schön war, dass der Einlauf mitten in die Halle des Sportzentrums führte, wo ja alle schnelleren Läufer schon saßen und sich die Lasagne schmecken ließen, so dass jeder Ankommende mit viel Applaus begrüßt wurde. Tolle Stimmung!
Auch wenn die Strecke nicht spektakulär wirkt, auch nicht auf den Bildern, so ist doch das Gesamtpaket aus Ort, Organisation und nicht zuletzt wegen der herbstlich gefärbten Walder äusserst attraktiv. Ich wüsste nicht, ob man als Einwohner Nordrhein-Westfalens oder Rheinland-Pfalz ein besseres Angebot um diese Jahreszeit hätte finden können. Die Strecke mag natürlich manchem zu kurz oder zu lang sein.
Ich hatte dieses Jahr das Vorrecht, drei Mal in Belgien und zwei Mal in Luxemburg am Start zu sein. Als Resümee meine Top 3:
Ich kann sie allen, für die es nicht zu weit ist, für 2024 wärmstes empfehlen.