Der Transalpin-Run ist ein Etappenlauf, bei dem man in acht Tagen die Alpen überquert, von den Nord-, über die Zentral- zu den Südalpen. Seit 2005 findet der Lauf mit wachsenden Teilnehmerzahlen statt. Waren es anfänglich etwa 150 2er-Teams, nahmen dieses Jahr 273 Teams teil, Einzelstarter werden nicht zugelassen. In diesem Jahr waren 285 Kilometer und 18.000 Höhenmeter vorgesehen, die Strecke führte von Ruhpolding bis nach Sexten in den Dolomiten.
Im Laufe der Wochen und Monate nach meiner Anmeldung änderten sich die Daten, so dass dann tatsächlich 309 km bei 13.500 Hm gelaufen wurden.
Ich bin naturbegeistert, zu Fuß wollte ich schon lange über die Alpen wandern, Marathonläufer bin ich auch, ebenso Berg-, Trail- und Ultraläufer. Da traf es sich gut, dass mich meine Lauffreunde Grace und Bill auf den Transalpine Run aufmerksam machten. Auf der Homepage wurde ich dann bestätigt, stand und steht dort doch wörtlich: „Die Veranstaltung richtet sich an Triathlon und Trailrun-Läufer, Nordic Walker, ebenso wie an begeisterte Marathon-, Berg- u. Orientierungsläufer, die in 2er-Teams diesen aussergewöhnlichen Etappen-Wettkampf absolvieren.“ Na also, nichts wie hin, was ein Nordic Walker kann, kann ich doch auch!
Weiter bestärkt wurde ich durch die Angabe, dass der Start jeweils um sieben oder acht Uhr sei und der Zielschluss stets um 18 Uhr, also 10 oder 11 Stunden für die täglichen 30 bis 45 Kilometer und 2.000-2.500 Höhenmeter. Das war auch für mich als langsamem Läufer doch wohl zu schaffen! Mit Angelika fand ich meine Team-Partnerin und der Anmeldung unter dem Teamnamen „Zwei Schwaben“ stand somit nichts mehr im Weg.
Auch die Kosten von 615 Euro pro Teammitglied erchienen mir vernünftig, wird man doch rundum versorgt. Für zusätzlich 19 Euro pro Nacht hatten wir die Übernachtung im Camp, sprich Sporthallen gebucht, incl. Frühstück, die tägliche Pasta Party am Abend war bereits im Startgeld enthalten.
Im Laufe der Monate bereiteten wir uns sorgfältig vor, liefen seit Januar zehn Marathons, bzw. Ultras, waren darüber hinaus auf dem Rennsteig, beim K78 in Davos, absolvierten den Doppelmarathon in Gondo und machten 14 Tage Intensivurlaub in Zermatt mit vielen Wanderungen auf die Gipfel. Wir fühlten uns bereit und fuhren frohgemut am Freitag nach Ruhpolding.
Wie versprochen lief dort alles wie am Schnürchen und nach wenigen Minuten waren wir vollständig ausgestattet: Startunterlagen mit Kartensatz der Route, Roadbook, zwei Sporttaschen für unser tägliches Gepäck, Startnummer mit Transponder und vieles mehr. Dann suchten wir uns ein Plätzchen in der nahegelegenen Sporthalle, dem sogenannten Camp.
Abends war dann Pasta Party, es gab Infos zum Lauf insgesamt, der Ausschilderung und dem nächsten Tag, alles garniert mit viel Musik und Tamtam. Klar, das war eine kommerziell ausgerichtete Veranstaltung und da möchten die Sponsoren sich auch gebührend dargestellt sehen.
Am nächsten Morgen dann hatten wir genügend Zeit, war doch der Start ausnahmsweise erst um 11 Uhr. Wir verstauten unser Zeug für die kommende Woche in unseren riesigen Sporttaschen, auch Schlafsack und Isomatte. Diese Taschen gab man ab, sie wurden zum jeweiligen Zielort transportiert und in der dortigen Halle deponiert. Außer uns sogenannten Campschläfern gab es noch die Hotelschläfer. Sie hatten sich das Hotel selbständig suchen müssen, konnten aber ebenfalls ihre Taschen abgeben und mussten sie eben am Zielort jeweils selbst zum Hotel schaffen. Unterstützt wurden sie dabei von einem Shuttlebus, organisiert vom Veranstalter. Wenn ich den richtigen Überblick habe, waren es deutlich mehr Hotelschläfer als Campschläfer.
Etappe 1: Ruhpolding - St. Ulrich im Pillerseetal
36,3 Kilometer, 1223 Höhenmeter im Aufstieg, 1034 Höhenmeter im Abstieg, ein Gipfel (1580m),
Zeitlimits: V1 = 2,5 Std., V2 = 4,5 Std., V3 = 5,5 Std.
wir: 6:30h
Die Daten versprachen eine leichte Etappe und so war es auch, die Zeitlimits hielten wir problemlos ein und nach 6:30h waren wir bereits im Ziel, also deutlich vor Zielschluss um 18 Uhr, aber wir waren das vorletzte Team von 273 – ja waren die denn alle verrückt, der Lauf geht über acht Tage und man muss sich doch nicht schon am Anfang verausgaben! Ich machte mir also über unseren schlechten Platz keine Sorgen, das würde sich schon noch ändern.
Die erste unangenehme Überraschung erlebten wir dann in der Übernachtungshalle im Ziel. Die war so proppenvoll, dass wir gerade noch ein Plätzchen im Treppenhaus fanden. Da es immer wieder geregnet hatte, waren die Kleider natürlich nass und jeder hatte an allen möglichen Gegenständen seine Sachen hingehängt. So eng und chaotisch hatte ich mir das nicht vorgestellt. Man versprach uns aber, dass es in den weiteren Hallen dann nicht mehr so wäre.
Auch die anschließende Pasta Party war nur Gedränge, man musste schauen, dass man noch was zum Essen bekam und ab 19 Uhr begann dann der offizielle Teil, was viel laute Musik bedeutete, vorwiegend Hardrock und Techno. Ein echter Profi am Mikrofon führte perfekt durch das Programm und irgendwann informierte dann noch der Streckenchef über die morgige Etappe.
Nach 21 Uhr war alles einigermaßen vorbei und wir fanden auf der Bühne doch noch ein einigermaßen gemütliches Schlafplätzchen.