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25.10.15 - Transviamala

Tiefe Schluchten und bunter Herbstwald

Bereits zum 14. Mal führt der beliebte Transviamala Run & Walk durch die Schlucht des Hinterrhein und anschließend über sonnige Bergwiesen und durch kleine Dörfer.

19 km mit 950 Höhenmetern Auf- und 620 Höhenmetern Abstieg, oder, wer es kürzer mag, 11,5 km bei der Viamala Curta, dazu Kinder- und Jugendläufe stehen zur Wahl. 

Seit dem letzten Jahr kann man außerdem am Tag zuvor beim Trailmarathon Transruinaulta starten, der in Thusis endet, wo am Sonntagmorgen um 10 Uhr der Transviamala startet. Für beide Läufe gibt es auch eine Gemeinschaftswertung. Ich habe mich für die Doppelpackung angemeldet.

 

Den Transruinaulta-Laufbericht mit vielen Bildern gibt es hier

 

Thusis war einst als Etappenziel auf dem Weg zum San Bernardino-Pass und zum Splügenpass von Bedeutung. 1845 zerstörte ein Brand große Teile der Stadt, die danach neu aufgebaut wurde. Durch die Eröffnung der Gotthardbahn verlor die Handelsstraße an Bedeutung.  Vor allem der San-Bernardino-Tunnel brachte wieder mehr Verkehr in die Region. Dennoch ist Thusis heute eher für Durchreisende von Bedeutung.

Der Transviamala ist schon seit vielen Wochen ausgebucht. Dies ist ein klares Zeichen für die Beliebtheit dieser gut organisierten Veranstaltung! Der erste Startblock wird um 10 Uhr auf die Strecke geschickt, der zweite zehn Minuten später. Ich bin für den ersten Block eingeteilt, was sich später für mich als etwas ungünstig heraus stellt. 

 
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Schon drei Minuten nach dem Startschuss laufen wir auf einer alten, heute für den Autoverkehr gesperrten Straße in die Schlucht des Hinterrhein. Landschaftlich ist dies eine völlig andere Art von Schlucht als gestern bei der Ruinaulta, der Schlucht des Vorderrheins. Düstere graue, beeindruckend hohe Felswände ragen rechts und links von uns auf, vor allem aber der Blick hinab in die Tiefe begeistert mich. Ich will heute wieder jeden Meter der Strecke genießen, das sehr großzügige Zeitlimit nutzen und ganz entspannt laufen bzw. marschieren und viele Eindrücke in Bildern festhalten. 

Dieser Streckenabschnitt, der auch durch einen kurzen Tunnel führt, wird das "verlorene Loch" genannt. Bei Rongellen weitet sich das Tal noch einmal, dann laufen wir der Viamala-Schlucht entgegen. Der Name Viamala entstammt der rätoromanischen Sprache und bedeutet "schlechter Weg". Für einen Trailrunner klingt das natürlich sehr verlockend. Der etwa 8 km lange Weg durch die Schlucht zwischen Thusis und Zillis-Reischen macht auch wirklich viel Spaß. 

 
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Bereits zur Römerzeit führte ein Weg durch die Schlucht, für den mehrere Halbgalerien aus dem Fels gehauen wurden. Nachdem sich im Mittelalter der regionale Handelsverkehr immer stärker vom Splügenpass auf den Septimerpass verlagerte, verlor der Weg durch die Schlucht an Bedeutung und verfiel immer mehr, wurde also zur "Viamala". Erst Ende des 15. JH wurde dann der Weg wieder ausgebaut, neue Galerien wurden in den Fels gehauen, neue Stege angelegt und statt einer alten Holzbrücke überquerte man nun auf einer steinernen Brücke, die man heute noch sehen kann, den Fluss. 

1738-39 wurde der schlimmste Wegabschnitt durch den Bau zweier neuer Brücken ersetzt, 1818-21 eine neue Straße gebaut. Nach einer Hochwasserkatastrophe, bei der Teile der Straße zerstört wurden,  ersetzte man die Punt da Tgiern-Brücke durch die neue Rania-Brücke.

Inzwischen wird der Fernverkehr nicht mehr durch die Schlucht, sondern durch zwei lange Tunnel geführt. Bekannt wurde die Viamala auch durch den Roman von John Knittel und dessen diverse Verfilmungen.

An einer Stelle laufen wir neben einer ganz alten Brücke auf der aktuellen Straße. Alphornbläser stehen neben Motorradfahrern am Parkplatz, ein lustiger Kontrast.

Steile Trails bergab und wieder bergauf, wurzelige und steinige Pfade am Ufer, manche Abschnitte sind wirklich ein Paradies für Trailrunner. Und wer bisher noch nie auf Trails gelaufen ist, der merkt hier, wie viel Spaß das machen kann. Ganz frei kann ich allerdings nicht laufen, denn sehr oft muss ich etwas zur Seite springen, um die schnellen Läufer des zweiten Startblocks vorbei zu lassen, die zehn Minuten nach mir gestartet sind. Ich bin froh, als die Schnellen aus diesem Blocks endlich durch sind und mich wieder meist Läufer in meinem Tempo umgeben. Mehrfach überqueren wir auf Brücken den Fluss, einmal auf einer stark schwankenden Hängebrücke. 

Trail auf, Trail ab, welch ein Vergnügen!  

 
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Eben noch stiegen wir in dichtem Wald bergauf, nun blicken wir plötzlich in das weite Schamsertal mit seinen vielen Wiesen und weit verstreuten kleinen Dörfern. Dahinter sehen wir schneebedeckte Berggipfel. In Reischen zweigen die Teilnehmer des 11,5 km Viamala Curta rechts ab und laufen direkt hinüber nach Donat, das wir schon auf der gegenüber liegenden Talseite sehen. 

 
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Für die 19 km Läufer folgt nun ein weiterer steiler Aufstieg. Viele schöne Trails und Wege führen uns weiter in das hier recht sanft wirkende Tal hinein. Mir gefällt hier vor allem das bunte Herbstlaub, das in der Sonne zu leuchten scheint. In der Ferne erheben sich schneebedeckte Alpengipfel.

Das Dorf Pignia bietet einige nette Fotomotive. Wer gerne schnell laufen will, ohne auf den Untergrund zu achten, der freut sich nun über einige Kilometer auf Asphalt. Erst nachdem wir das Dorf Andeer durchquert haben, werden unsere Füße nach einer schönen Holzbrücke wieder eine Weile mit bequemem Untergrund und einem Weg mit nur minimaler Steigung geschont. Im Mineralbad in Andeer haben wir Läufer anschließend freien Eintritt. 

 
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Später gibt es dann doch wieder etwas Asphalt, aber egal, die Gegend ist schön, alles gefällt mir. Gegen Ende geht es dann doch wieder bergauf, aber nicht allzu steil. Wir sind nun wieder auf dem Fernwanderweg Via Spluga, auf dem wir schon in der Schlucht liefen. Die Via Spluga folgt einer alten Handelsroute von Thusis bis nach Chiavenna in Italien.

Wir kommen zu einer schönen Holzbrücke,  der Zielort Donat liegt schon nah vor uns. Funde aus der Bronzezeit belegen, dass diese Gegend schon früh besiedelt war. 

 
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Wenig später laufen wir auf der unter Denkmalschutz stehenden Valtschielbrücke aus dem Jahr 1926, neben der aber inzwischen bereits eine neuere Brücke über die kleine Schlucht führt. Am Schluss renne ich auf der Straße nach Donat hinab, rechts um die Ecke, dann liegt das Ziel vor mir. Wie schon gestern müssen wir alle am Ziel noch eine Treppe hinauf und hinunter, wohl damit die Zuschauer etwas zu sehen bekommen.

Mit Übergabe der Medaille wird der Transponderchip von der Startnummer entfernt, ein paar Meter weiter bekomme ich auch schon das Finishergeschenk - zur Abwechslung mal nicht irgendwelches Werbematerial, das ich nicht brauche, sondern Wurst, Käse und Birabrot, dazu ein Brötchen. Das Abendessen ist gesichert. 

Trotzdem stelle ich mich im Festzelt in der Schlange und hole mir ein leckeres (kostenloses) Kartoffelgericht, Pasta hätte es auch gegeben. Trotz sehr, sehr vieler Bänke und Tische muss ich draußen auf der Wiese eine Weile suchen, bis ich einen freien Platz finde. Neben dem Zielgelände finden am frühen Mittag noch auf einem kurzen Parcours Kinderläufe statt, eine nette Sache. Ich sitze eine Stunde lang in der Sonne und genieße den Herbstnachmittag. Dann fahre ich mit dem Shuttlebus zurück nach Thusis und mit dem Zug nach Hause.

Insgesamt erreichen 479 Männer und 214 Frauen auf der 19 km Strecke das Ziel.

Hier sind die Gewinner:
Männer: 

1. Arnold Aemisegger
2. Livio Bieler
3. Beat Ritter

Frauen: 

1. Emma Pooley 
2. Kathrin Götz 
3. Fabienne Stucki  

 

Informationen: Transviamala
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