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03.06.17 - Ultra Skymarathon Madeira

Hoch hinaus

 

Erste Verpflegung

 

Die ersten 1.000 Hm des Tages sind geschafft. Wir erreichen die erste VS des Tages am Parkplatz Achada do Teixeira auf 1585 m. Ich greife zu. Der angebotene Honigkuchen wird mich fortan an allen VS begleiten. Die ersten Läufer verabschieden sich schon an der VS aus dem Rennen. Einige haben offensichtlich die Schwierigkeiten des Ultra Skymarathons unterschätzt.  Von 167 Startern werden 152 das Ziel erreichen. Ich fühle mich bestätigt in meiner zurückhaltenden Strategie.

Das nächste Ziel ist der Pico Ruivo. Mit 1862 m ist er der höchste Berg Madeiras. Zu seinen Füßen liegt eine Berghütte. An der dortigen VS müssen wir um 12.15 Uhr sein. Kein Problem denke ich mir, ist mir das Gelände doch vom MIUT und meinen Wanderungen bekannt. Bis Achada do Teixeira habe ich fast 2 Stunden gebraucht, da sollte die Hütte am Ruivo doch wohl bis 12.15 Uhr erreicht sein.

Ich soll mich stark irren und muss kämpfen. Wir bleiben nicht auf dem gepflasterten Hauptweg, sondern biegen von ihm ab und laufen durchs Gelände der Hügel links vom Hauptweg. Der Blick herüber zum Pico de Arieiro mit der markanten Radarkuppel auf dem Gipfel ist grandios. Ich bin begeistert.

Unter uns liegt die geschlossene Wolkendecke, ein für Madeira typisches Bild. Der Weg ist mit Fähnchen weiterhin bestens ausgeschildert und gut erkennbar. Auf dem Hügel sind Reste ehemaliger Gebäude zu sehen. In der Ferne grüßen der Pico Ruivo und die VS an der Berghütte. Da wirst du ja bald sein denke ich. Denkste!

 
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Kletterpartie

 

Ein Warnschild weist auf eine  schwierige Stelle hin: "Caution. Technical Passage". Die Warnung erfolgt zu Recht. Es heißt einige Meter abzuklettern. Gesichert ist die Passage mit einem Seil. Nichts dramatisches, aber Obacht muss man schon geben und es kostet Zeit.

Wir kommen zum Wanderweg und laufen weiter auf diesem. Aber nur kurz. Dann heißt es rechts abbiegen und abwärts laufen durchs Gelände. Es geht weit weg vom Ruivo. Wir laufen einen weiten Bogen in schwierigem Gelände. Der Weg ist oft sehr schmal und erfordert höchste Aufmerksamkeit.

Das wird knapp zur VS. Wo es mir möglich ist, laufe ich jeden Meter. Einige Warnschilder warnen vor Engstellen, Seile sichern mehrere Stellen des Weges, Bäume versperren den Weg, Steine sind zu überklettern. Aber nichts Unmögliches, sehr abwechslungsreich und äußerst kurzweilig und interessant. Aber zeitaufwändig. Die Uhr läuft.

Über weite Strecken laufen wir wieder durch Wacholder, ein Felsentor ist zu durchlaufen. Auf einem Grad geht es aufwärts Richtung Ruivo. Kurz vor der Hütte gebe ich die Rote Laterne ab. Ein Läufer aus London hat nun die Ehre, das Feld von hinten anzuführen.

Kurz vor 12 Uhr haben wir es geschafft und erreichen die VS an der Berghütte noch innerhalb des Zeitlimits. Puh, das war knapp. Unsere Startnummern werden elektronisch registriert und wir machen uns über die Verpflegung her. Bis hierhin haben wir zwar schon gut die Hälfte der positiven Hm geschafft, aber erst 13,3 Km Strecke von 55 km.

Die Kletterpartie geht weiter. Wir bleiben nicht lange an der VS und machen uns auf den kurzen Weg zum Gipfel. Und das nicht auf dem schön ausgebauten Weg sondern durchs Gelände. Über Schotter, ein Schritt hoch, gefühlt zwei Schritte zurück. Die Macher des USM haben sich was ausgedacht für uns. Es ist schließlich ein Skymarathon.

Ich komme leicht nach links ab vom markierten Weg und schon werde ich von den Posten am Gipfel durch Zurufe gewarnt. O.k., also wieder etwas nach rechts schwenken und entlang der Markierung weiter nach oben.

 
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Am Gipfel

 

Rasch wird der Gipfel des Ruivo erreicht. Wir sind am höchsten Punkt der Strecke. Ein grandioser Rundblick belohnt uns für die Mühen des Aufstiegs. Abwärts stoßen wir auf den mir bestens bekannten Wanderweg nach Encumeada. Dieser ist zunächst noch sehr gut ausgebaut, wird dann allerdings schmaler und die Pflasterung verschwindet. Der Weg ist aber bestens zu laufen.

Er hat allerdings immer wieder auch leichte Steigungen. Abgestorbene Sträucher zeugen von einem verheerenden Waldbrand. So langsam erholt sich der Wald jedoch wieder. Ich genieße die Natur und die tollen Ausblicke. Das hier ist für mich der schönste Teil der Strecke. Schön, dass wir hier und heute Sonne pur haben. Einige Stellen sind ausgesetzt und gesichert. Obacht ist vonnöten.

Wir verlassen den Weg nach Encumeada nach rechts. Es geht aufwärts. In stetigem Auf und Ab über mehrere kleine Picos laufen wir durch wunderschöne Landschaft auf urwüchsigen schmalen Wegen in Richtung der nächsten VS Cascalho Floresta.

Die Sonne brennt auf uns herab und mir ist ganz schön warm. Hätte ich nicht doch besser eine Canyoningtour oder Birdwatching bei Madeira Outdoor buchen sollen, schießt es mir den Kopf. Nichts da, das Vergnügen, hier zu laufen lasse ich mir nicht nehmen, auch wenn es hart ist. Die Passagen durch den schattigen und kühleren Wald sind mir ob der Hitze sehr willkommen. Einige heikle Kletterstellen sind auch wieder zu meistern, Klasse! Genuss pur. Wenn nur nicht der Zeitdruck wäre.

Wir kommen auf einen breiten, grasbewachsenen Fahrweg. Hier ist zur Abwechslung richtiges Laufen angesagt. Es geht rechts ab auf einen kleinen Pfad durch den Wald. Die VS muss doch bald kommen. Tut sie auch, nachdem wir noch auf einen weiteren breiten Waldweg gestoßen sind.

 
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Fast die Hälfte

 

Das Hinweisschild zur VS weist aus, dass an positiven Hm schon mehr als die Hälfte geschafft ist. Ich greife an der VS zu und lasse mir Wasser zur Kühlung über den Kopf schütten. Zur nächsten VS in Calhau de Sao Jorge sind es 11,5 Km. Die längste Etappe des Tages liegt vor uns.

Der breite Waldweg hat einige schöne Schlammstellen. Bald müssen wir ihn nach links in den Wald hinein verlassen. Es geht stetig bergab. Jetzt werden mühsam erkämpfe Hm vernichtet. Wir laufen entlang der ersten Levada des Tages. Nicht lange, dann verlassen wir diese um an eine zweite Levada zu kommen. Diese ist etwas breiter und wir laufen längere Zeit an ihr entlang.

Schön, endlich mal ein Stück ohne Höhenunterschiede laufen zu können. Mir kommt die Levada bekannt vor. An der Seite wachsen unzählige Afrikanische Liebesblumen, allerdings sind die Blüten hier im Schatten des Waldes noch nicht aufgegangen. Ein Schild am Ende zeigt mir, dass ich mich nicht getäuscht habe. Wir liefen entlang der Levada do Rei, die ich schon einmal erwandert hatte.

An einer Wassersägemühle vorbei dürfen wir sogar einige hundert Meter auf Asphalt laufen. Aber nicht zu viel. Denn der USM ist Teil der Skyrunner World Series. Um als Ultra Skymarathon in die Serie aufgenommen zu werden, muss das Rennen mindestens 2.500 Hm aufwärts führen und 50 Km lang sein. Es darf zudem nur über maximal 15% Asphalt führen. Diese Voraussetzungen sind allesamt heute gegeben, wie ich leidvoll erfahre.

Auf abwechslungsreicher Strecke geht weiter abwärts. Mal über kleine Felder, mal durch Orte wie Pico, mal auf eingeschnittenen Hohlwegen, immer bestens markiert und mit Posten in grünen Pullis gesichert.

Das Abwärtslaufen schlaucht ordentlich. Das gibt morgen Muskelkater. Aber ich muss voran. Um 15.30 Uhr muss ich am Strand in Calhau de Sao Jorge sein. Sonst bin ich raus aus dem Rennen.

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Informationen: Ultra Skymarathon Madeira
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