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04.10.12 - Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)

Sturm über Afrika

Autor: Joe Kelbel

Der Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT), 105 km , 6500 Höhenmetern wird im Hohen Atlas, Marokko, 80 km südlich von Marrakesch gelaufen. Acht Viertausender gibt es  im Nationalpark Toubkal, der höchste ist der Jbel Toubkal (4167 m). Der Trail führt in einer Höhe von 1700-3500 m um die Berge herum, bietet unvorstellbare  Schwierigkeiten und Höhepunkte, ist Treffen der weltbesten Trailläufer.

1 km Asphalt, 16 km Weg und 88 km Trail, davon ca 40 km weglos. 3 Verpflegungsstationen, ansonsten entnimmt man das Wasser den Gebirgsbächen (darauf achten, dass oberhalb keine Viehherde weidet). Zwei Liter Wasser gehören zur Pflichtausrüstung, warme Kleidung, 3000 Kalorien, Verbandsmaterial, Messer durfte ich nicht im Flieger mitnehmen, ein Feuerzeug für die holzlose Gegend? Handy für empfangslose Wildnis? Der Sinn der 5 kg schweren Ausrüstung erschloss sich mir  erst später… Eine weitere Hürde sind die sieben ärztlichen Kontrollstationen, die man unauffällig innerhalb der Cut-Off-Zeiten passieren muss. Vor allem auf Symptome der Höhenkrankheit wird geachtet . Wem das zu viel ist, der nimmt 42, 26 oder 42+26 (nächster Tag) Kilometer.

Vom Flughafen Marrakesch geht der Shuttlebus nach Oukaimeden ( 2620m) “Treffpunkt der vier Winde”, Skihochburg Marokkos. Die Wettervorhersage (0-25 Grad) wird sich während des Laufes auf -10 bis +25 Grad, ändern. Dazu Sonne und Orkan. Auf der 1,5 stündigen Fahrt studiert Stefan Schlett das Fernsehprogramm. Vom 14. und 15. Februar 2012, wohlgemerkt.

 
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Ankunft im völlig dunklen Oukaimeden. Ein neuer Schlepplift führt auf den 3265 m hohen Djabal Oukaimeden, weitere Schlepplifte überall im Ort, auch ein Skiverleih, eine Pizzeria, kleine Läden und Baracken. Wir sind im CAF (Club Alpin Francais) untergebracht, ein Bettenlager im Bunkerstil, es gibt auch ein Zeltlager, die Zelte werden zur Verfügung gestellt. Traumhafte Verpflegung während der Tage in der hellerleuchteten Zeltburg auf der Almwiese vor dem CAF inklusive. 

Im Aufenthaltsraum werden berühmte Namen der Extremlaufszene den richtigen Personen zugeordnet: Dawa Sherpa, der Nepalese aus dem Kanton Genf, Olympiateilnehmer und altbekannter UTMBler, den Gewinner des TDS, kenne ich aus Charmonix. Er organisiert extreme Wochenläufe in Nepal und Indonesien. Dawa konnte den UTAT letztes Jahr nicht finishen. Javier Marina, Organisator des CBXR (mein Bericht vom März), David Nicod, Sebastien Nain.

Und was hab´ ich hier zu suchen? Unter dem Titel: „Silvester bei den Tuareq“ Ende 2011 schrieb ich diesen Satz über den Hohen Atlas: „Es wird der Tag kommen, da schnappe ich meinen Laufrucksack und laufe hier los. Einfach so, weil es ein wunderschönes, abenteuerliches und knallhartes Gebiet ist.“ Bernhard Sesterheim, der Trail-Hemingway, verstand diesen Satz, gab mir den Tip zum UTAT. Ich hatte mich sofort blind angemeldet, erhalte die Start-Nr. 3, er die Nr 5.

Im Laufe des nächsten Akklimatisierungstages gammelt man auf der Sonnenterrase rum, beobachtet das Eintreffen der Läufer und das Treiben der Händler, die einem wunderbare Fossilien und Mineralien vom Toubkal verkaufen wollen. Kleine Spaziergänge über die Skipisten runden das Tagesprogramm ab.

 
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Mittags trifft Lahcen Ahansal ein. Er bringt mir einen Kasten wertvolles Bier und eine Kiste Datteln. Lahcen ist 10facher MdS-Gewinner in Serie, bereitet sich für den nonstop Trans-Atlas-Trail 2013 vor. Er stellt mir Rachid El Morabity vor, den Gewinner des UTAT 2011 und des MdS von 2011. Das Knie von Rachid hat sich beim diesjährigen MdS negativ gemeldet, er läuft dieses Jahr verletzungsbedingt nur die 42 beim UTAT. Ich stelle Lahcen seinen Cousin Mustafa aus Frankreich vor. Witzig, die kannten sich noch nicht. Auch Dawa kannte er noch nicht persönlich, doch augenblicklich liegen die beiden sich in den Armen. 

Diejenigen, die nach diesem Bericht ein Kribbeln in den saharatauglichen Füssen verspüren, sollten sich bei mir melden: Am 29.Dezember führe ich eine kleine Gruppe in die Sahara zum Zagora Marathon, der von Lahcen Ahansal organisiert wird.

Lahcen ist Tuareq, positioniert sein Allradauto für den Sonnenuntergang und den Tee zusammen mit seinen Ultracracks auf der anderen, der ruhigen Talseite, fernab des Läufertrubels. Als ich dort eintreffe, ist mein Kasten Bier unangetastet, diese Jungs trinken wirklich nur süßen Tee. Ab und zu spurtet einer im bewundernswerten Höllentempo den Berg hinauf, Rachid zum Wasserholen nach unten. 

 

Lauf durch majestätische Berge

 

Die Nacht im Schlafraum ist schlimm. Ich träume von einem Schlaganfall und Herzinfarkt auf 3500 Meter Höhe. Der Start verzögert sich, denn drei Läufer fehlen jetzt schon. Zu dicht gedrängt ist das Starterfeld noch nach 100 Metern, sodass wir alle nasse Füße bei der Durchquerung des Flusses bekommen. Die terrassenförmigen, honigwabigen Gebäude (Azib) sind eher Viehställe als Wohnungen, die Halbnormaden sind schon auf die südliche Seite des Hohen Atlas gezogen.

 
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Alex, der MdS Läufer, ist sympathisch ruhig, er wird an diesem Tag oft auf meinen Fotos erscheinen.

Km 11  der  Tizi (Pass) Agouns (3066). „Schau mir in die Augen“ sagt der Medizinmann an der Kontrollstation, dann geht es schnell hinab zum Dorf Agouns km 15 ( 2350m).

 

Informationen: Ultra Trail Atlas Toubkal (UTAT)
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