Als er endlich kommt, wird er stürmisch begrüßt. Es ist unglaublich. Dem jungen Mann sieht man keine Anstrengung an. Dabei hat er über 140 km in den Beinen. Achtlos läuft er einem Bächlein mit kühlem Wasser vorbei. Seine Schritte sehen locker aus und leicht, so, als sei er gerade gestartet. Ich schaue ihm noch lange nach. Er geht nicht, er läuft den steilen Berg hoch. Wenn ich ihn beim Zieleinlauf sehen will, muss ich mich beeilen. Die nächsten Läufer kommen erst eine Stunde später.
La Flegere
In Chamonix werden die Festtage fortgesetzt. Alles wartet jetzt auf den Sieger des großen Rennens. Der junge Spanier wird es wieder sein, das weiß man. Die Spannung steigt. Der Sprecher informiert laufend über die voraussichtliche Ankunftszeit. Fotografen und Kameraleute gehen in Position. Je größer das Objekt, desto weiter vorne müssen sie stehen.
Vangelis wird gespielt, das ist das Signal. Der Sieger kommt. Alles schaut gebannt. Nein, es dauert noch. Wieder Durchsagen, Informationen, Musik. Neuer Anlauf. „Conquest of paradice“. Genau, als die Hymne so richtig in Fahrt kommt, biegt er um die Kurve, orkanartiger Jubel empfängt Kilian Jornet, der die Katalanische Fahne schwenkt. Locker läuft an dem Zuschauerspalier vorbei, hält inne, schüttelt Hände, strahlt. Dann erlöst er Catherine Poletti, die Orga-Chefin, läuft ins Ziel, lässt sich umarmen und küssen. In der Art eines Torero verneigt er sich vor dem Publikum, geht zurück und lässt sich feiern. Kilian Jornet, der Held des Tages.
Sensationeller Vierter wird Uli Calmbach aus Göppingen, als Zehnter läuft Armin Hohenadler vom TV Traunstein ins Ziel. Bester Schweizer ist Ryan Baumann.
Spannend ist das Rennen der Frauen. Vorjahressiegerin Lizzy Hawker liegt lange in Führung, die Amerikanerin Kristin Moehl ist ihr auf den Fersen. Irgendwo muss Lizzy gestürzt sein, in Les Contamines kommt sie an mit blutenden Ellenbogen. Sie liegt deutlich in Führung, läuft locker, nicht so verkrampft wie zuletzt in Zermatt. Der Schein trügt. Sie hat Probleme und muss sich in Champex ausgiebig versorgen. Kristin Moehl erkennt ihre Chance und rennt nach einem kurzen Stopp direkt weiter. Schnell läuft sie einen Vorsprung von über 20 Minuten heraus, den Lizzy Hawker zwischenzeitlich noch einmal verkürzen kann. Dann hat aber die Amerikanerin, die bereits bei der ersten Auflage siegreich war, das bessere Ende für sich und gewinnt. Lizzy Hawker sieht man die Freude an, Chamonix überhaupt erreicht zu haben. Neidlos erkennt sie an, dass Kristin ein tolles Rennen gelaufen ist. Auch mit ihrer letztjährigen Siegerzeit hätte sie die Amerikanerin heute nicht geschlagen.
Zieleinlauf
The winner takes it all? Nicht in Chamonix. Alle sind sie Sieger und alle werden als solche gefeiert. Die ganze Nacht geht es durch. Der Platz und die Straßen sind niemals leer. Trotzdem wünschte ich jedem Finisher den Empfang, den die Trailer dann ab dem Sonntagmorgen bis zum Zielschluss bekommen. Die Atmosphäre und die Begeisterung der Menschen hauen den stärksten Trailer um. Viele verbergen ihre Tränen, viele nicht.
Ergebnisse
UTMB 2009 Männer
1 JORNET Kilian ESP 21.33.18
2 CHAIGNEAU Sebastien FRA 22.36.45
3 KABURAKI Tsuyoshi JAP 22.48.36
UTMB 2009 Frauen
1 MOEHL Kristin USA 24.56.01
2 HAWKER Elisabeth UK 26.04.42
3 AGUILERA VILADOMIU Monica ESP 29.17.31
CCC 2009 Männer
1 REY Jean-Yves SUI 11.40.47
2 KALOFYRIS Nikolaos GRE 12.15.35
3 POMMERET Ludovic FRA 12.34.20
CCC 2009 Frauen
1 BEGUE Chantal FRA 16.51.00
2 PENSA PATRIZIA ITA 17.10.17
3 ARRIGONI GIULIANA ITA 17.11.39
TDS 2009 Männer
1 BOHARD Patrick FRA 14.01.48
2 SAINT GIRONS Thomas FRA 14.04.40
3 POWELL Alun UK 14.40.23
TDS 2009 Frauen
1 MACIEL Fernanda BRE 17.17.43
2 HERVE Agnes FRA 17.38.16
3 GAYLORD Kim USA 18.11.45
PETITE TROTTE A LEON
1 MORD’FIN: Cyril CHOSSAT, Pascal MORFIN, David ALLOUARD
79h24
2 OCCITANIE SPORT AVENTURE: Benoit MIRABAUD, Philippe BANEGAS, Emeric FOURNIER
86h25
3 LES ESNEUTOIS CELESTES: Cédric JOIE, Vincent LOUON, Arnaud ALMON
86h25