Luxemburgs pittoreske Hauptstadt wird vom autofreien, tiefen Petruss-Tal zerschnitten, welches mit seinen ungezählten Treppen, zahllosen Gassen, Durchgängen, Brücken, Tunnels und Höhlen an urwaldartigen Steilhängen ein hervorragendes Trailrevier auf höchstem Weltnivieau bildet.
“La GranDucale” (die Großherzögliche) ist mit 56 km und 950 Hm das Glanzstück des “DKV Urban Trail Luxemburg”. Es werden aber auch Trails über 27 km (524 hm) und 13 km (258 Hm) angeboten. Insgesamt werden 2190 Sportler teilnehmen.
Die Startgebühren sind bei allen westlichen Nachbarn traditionell sehr läuferfreundlich: 27 Euro für 56km, 12 für die 27, 10 für die 13. Nachmeldungen sind bis 30 Minuten vor dem Start möglich. Achtung: Parkgebühren kosten ein Vielfaches des Startgeldes! 3 Läufer können sich die Staffel über 56 oder 13 km teilen. Richtig verstanden: Staffellauf über 13 km! Der Urban Trail ist hyper-knallhart. Wer gar die 56 km angeht, sollte ein sehr, sehr geübter Trailer sein.
Den Termin dieses Spitzen-Trails, am letzten Wochenende der Osterferien, solltet Ihr Euch unbedingt vormerken. Ungelogen, Ihr werdet mir nächstes Jahr im Ziel, heulend vor Glück, die verschlammten Nike-Free küssen. Nur, weil ich Euch den Tipp für die “Großherzöglichen” gegeben habe. Verschlammt, ja! Alles! Alles, was man braucht: Schlamm, Sand, Felsen, Schotter, Berge, Feld, Wald, viel Wald, Tunnel, Höhlen, Treppen und nackte Brasilianerinnen. Von allem sehr viel!
Wegen des verkaufsoffenen Sonntags ist der Startort dieses Jahr an der Gelle Fra, nächste Jahr wohl wieder auf dem Knuedler.
Nix verstehn? Normal. Nun, der Wilhelmsplatz wird Knuedler genannt. Nicht, weil der König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg (1792-1849), der “Schlanke Billy“, eine verknuedelte Biografie aufweist, sondern weil hier einst das große Franziskanerkloster stand, dessen Mönche einen Gürtel um die Kutte trugen, den man Knued nannte. Ein paar Steine des Klosters sind im Rathaus verarbeitet, Napoleon hat randaliert.
Und die Gelle Fra (mit zwei Pünktchen über dem ersten “e” ) ist jetzt kein Mitbringsel vom 1 km entfernten Bahnhof, sondern die “Goldene Frau”, die aber auch sehr spärlich bekleidete ist und auf dem 21 m hohen Steinobelisken über dem Place de la Constitution schwebt.
Wer, wie ich, aufgrund der jüngsten Ereignisse sein Geld in Luxemburg anlegt, wohnt im Grand Hotel Cravat direkt am Startort. Monsieur Cravat reserviert für Gäste die Zieldusche.
In Luxemburg Stadt wird portugiesisch gesprochen. 65% sind Ausländer, die meisten halt diejenigen, die portugiesisch sprechen. In den zahlreichen, sehr gemütlichen Kneipen wird auch sehr gutes Englisch gesprochen, da Personal und Biertrinker komplett aus dem eurogeschädigten Land stammen.
Ein donnerndes Luxemburger “Moijen!” jedoch schafft Freunde und ergibt Freibier. Die Stadt ist genial!