Die Stadt Luxemburg ist die Hauptstadt des Großherzogtums Luxemburg. Mit 103.641 Einwohnern ist sie die größte Stadt des Landes und Verwaltungssitz des gleichnamigen Distrikts und Kantons. Luxemburger nennen ihre Hauptstadt meist nur D’Stad. Das Stadtbild wird geprägt durch das Petruss-Tal. Es ist Spaziergängern vorbehalten und grenzt die Oberstadt vom Bahnhofsviertel ab. 67 Prozent der Einwohner sind Ausländer ohne Luxemburgischen Pass.
Bereits 963 n Ch. ließ Graf Siegfried, ein naher Verwandter der Könige Frankreichs und der deutschen Kaiser auf dem „Bockfelsen“ eine Burg bauen, die den Namen „Lucilinburhuc“ (kleines Kastell) trug. Aus diesem Namen entwickelte sich später über „Lützelburg“ der heutige Name „Luxemburg“. Während unterhalb der Burg am Flüsschen Alzette ein Handwerkerviertel entstand, dehnte sich im 12. Jahrhundert die Oberstadt nach Westen hin aus. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Stadt zu einer der stärksten Festungen Europas, dem „Gibraltar des Nordens“, ausgebaut.
Ab dem 17. Jahrhundert entstanden die Kasematten und Minengänge. Das waren in den Felsen gehauene oder gemauerte Gänge von insgesamt 23 km Länge. Bei der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress erhielt Luxemburg einen Sonderstatus als Großherzogtum.
Wegen seiner Lage und Geschichte ist Luxemburg, als Gründungsmitglied der EU, Sitz zahlreicher wichtiger Organe und Behörden der Union und gilt als eine deren Hauptstädte. Ab den 1960er Jahren entwickelte sich die Stadt daneben zu einem der größten internationalen Finanzplätze.
Norbert und ich reisen bereits am Vortag an. Die Straßen sind voll und erst nach längerer Wartezeit ergattern wir einen Parkplatz in einer der begehrten innerstädtischen Tiefgaragen. Bis zum Hotel Cravat ist es nicht weit. Der nette Portier weist uns den Weg zu kostenlosen Parkmöglichkeiten in der Nähe. Nachdem das Auto versorgt ist, tauchen wir ins Getümmel der nahen Fußgängerzone ein, bis wir erschöpft das Cafe Urban ansteuern. Der internationale Pub lockt mit urigen Holztischen vor dem Haus und leckerem Essen. Wie es der Zufall so will, treffen wir hier M4Y-Kollege Joe Kelbel. Aus erster Hand können wir nun von seinen Erfahrungen vom letzten Jahr profitieren.
Der Start erfolgt vor dem Place de la Constitution. Gëlle Fra (dt.: Goldene Frau) ist der geläufige Name des Monument du Souvenir, eines Mahnmals zum Gedenken an die Luxemburger, die freiwillig in den französischen und belgischen Armeen gedient hatten und im Ersten Weltkrieg gefallen waren. Auf einem 21 m hohen Steinobelisken inmitten des Platzes steht die vergoldete Frauengestalt und hält mit erhobenen Händen einen Lorbeerkranz über die unten liegenden Figuren. Auf dem Sockel am Fuße des Obelisken befinden sich zwei männliche Bronzefiguren, eine liegend, weil tot, die andere daneben sitzend und trauernd. Beide stehen für die Opfer der Kriege.
Vom Fenster unseres Zimmers im Hotel Cravat können wir die Aufbauarbeiten für den Laufevent hautnah beobachten. Bereits vor Morgengrauen wird ein Zelt errichtet. Hier sind die Startnummernausgabe und die Nachmeldeschalter. Es werden neben dem Urban Trail „La Gran Ducale“mit 56 km auch der „Trail des Forts“ über 27 km und der „Trace de Vauban“ mit 13 km, diesen auch als Walking Trail, angeboten. Über 2000 vorangemeldete Starter werden durch 700 Nachmelder verstärkt.
Mit dem Startschuss um 10 Uhr traben an die 80 trailmässig ausgerüstete Läufer durch den Startbogen und hinter dem Hotel Cravat in die Seitenstraße. Es geht durch die Fußgängerzone. Ein weißer Kreidestrich markiert die Strecke. Außerdem sind immer wieder Hinweisschilder angebracht. Ein paar müde Fußgänger schauen uns verständnislos hinterher.
Wir überqueren den Theaterplatz und kommen schon am „Urban Cafe“ vorbei. Hier werden heute Morgen vom Pächter offizielle Läufertoiletten bereitgestellt. Noch sind uns aber solche Bedürfnisse fremd. Am Stadtmuseum, an den Kirchen Saint-Esprit und St. Michel und am Stadtarchiv vorbei müssen wir über die Hauptstraße. Hier sichert uns die Polizei. Dann geht es bergab. Wir finden uns auf der Stadtmauer wieder. Ein grandioser Blick auf historische Gebäude vor und hinter uns lenkt mich kurzzeitig vom Laufen ab. Norbert verabschiedet sich, denn es geht bergab. Die ersten Treppen stehen an. Wir laufen auf dem engen Weg in der alten Stadtbefestigung. Noch eine Wendeltreppe runter und wir sind am Fluss Alzette. Hier geht es auf Stegen weiter. Hinter mir fährt ein Polizeimotorrad. Hilfe, bin ich jetzt schon Letzte? Die Stege werden enger und das Motorrad bleibt zurück.
Die "Rives de Clausen", auf dem früheren Industriegelände der Brauereien Mousel und Clausen gelegen, ist seit einiger Zeit das Luxemburger Ausgehviertel "par excellence". Jetzt ist es ruhig hier. Bars und Diskotheken sind verlassen. An der ersten Verpflegungsstelle sind die Helfer schon fleißig. Ich gönne mir einen Schluck Wasser. Nun geht es auf einer Brücke über den Fluss. Mehrere Helfer weisen den Weg nach rechts und links. In einer Art Hinterhof stehe ich plötzlich vor einer langen Steintreppe. Also los. Schritt für Schritt steige ich hinauf. Drei Läufer sind schneller und überholen mich. Oben erreichen wir eine Straße, hier geht es leicht bergab. Pfeile auf dem Boden weisen nach links. Ein großes steinernes Tor wartet auf uns.
Das dahinter liegende Rham-Plateau ist an ihrem Sockel von drei Seiten von der Alzette umgeben. Die Hochfläche war bereits früh besiedelt und mit dem Bau der dritten Ringmauer im 15. Jahrhundert in die Festung Luxemburg eingebunden. Unter französischer Herrschaft ließ Vauban hier Ende des 17. Jahrhunderts seine Militärkasernen errichten. Mit Ende des 19. Jahrhunderts wurden in diesen Gebäuden soziale Einrichtungen untergebracht und dienen seit einigen Jahren als Altersheim.
Von der Vorderseite des Rham-Plateaus aus hat man einen schönen Ausblick auf die militärischen Bauten und Befestigungen der Heiliggeist-Zitadelle und auf die Corniche. Die Corniche, auch der schönste Balkon Europas genannt, verläuft auf den von Spaniern und Franzosen im 17. Jahrhundert errichteten Wällen entlang des Alzette-Tales. Der Weg zieht sich vom Bockfelsen bis zum unteren Teil der Heiliggeist-Zitadelle. Bis 1870 war die Corniche an steil abfallenden Stellen mit Treppen versehen. Erst nach der Schleifung der Festung wurden diese eingeebnet. Auch ein Großteil der mit Schießscharten versehenen Schutzmauern musste weichen.