„Für Dich habe ich ein Schmankerl“, so lockt mich Klaus zu den drei Tagen Trailrunning, die in Unterfranken, genauer gesagt hart an der Grenze zu Hessen, in Alzenau und Mömbris stattfinden werden. Ein City Night Sprint, quasi als Warm Up und Einstimmung für die weiteren zwei Wettkampftage, die uns in die Vorberge des Spessart führen werden.
„Du brauchst auch nicht alles laufen“ schickt Klaus auch noch hinterher. Doch wenn ich schon vor Ort bin, dann her mit dem Gesamtpaket der drei Wettkämpfe. Wer nur ein oder zwei Läufe machen will, kein Problem. Eine Teilnahme als Staffel zu dritt ist ebenfalls eingerichtet.
Nachdem es in den Tagen zuvor allerhand geregnet hat und dem Flüsschen Kahl sein Bett zu klein wurde, muss die Strecke teilweise geändert werden. Nicht drei Kilometer lang, sondern knapp 2,5 Kilometer soll sich die Etappe durch die Innenstadt und rund um die Burg schlängeln. Wie man die rund 200 Sprinter durch den kurzen Kurs bringen will, frage ich mich in den Tagen vor dem Rennen. In der Ausschreibung konnte ich nichts finden. Doch ein Gedanke bringt mich drauf. Die Athleten werden sicher einzeln durchgeschleust.
Und so ist es auch: Denn an der Außentür der Alten Post hängen die Startzeiten aus. Alle zehn Sekunden wird ein Läufer auf den Weg geschickt. Anfangen werden die Staffelläufer, dann folgen die Einzelläufer und Triple-Trailer (die „Vollpension“ gebucht haben), zum Schluss die Favoriten. Um 19.13 Uhr und vierzig Sekunden soll ich starten.
Im zweiten Stock der Alten Post hat sich das Wettkampfbüro niedergelassen. Hier erhalten wir Startnummer, Chip, Gel und Teilnahmeshirt. An der Nummer hängt hinten der Chip von Datasport. Für die Tripler genügt eine Nummer. Weiterhin enthält die Starttüte Startnummerngürtel, Streckenpläne für die zwei langen Trails sowie einige Gutscheine der Sponsoren.
In der Teilnahmegebühr sind die Pastaparty in Mömbris am Samstag, Kaffee und Kuchen am Sonntag in Alzenau, Medaille, sowie eine kostenlose Übernachtung im Camp (eine kleine Schulturnhalle in Mömbris) enthalten. Wettkampfverpflegung sowie Urkundenausdruck ist ebenfalls inkludiert. Teilnehmer können die Bahn auf der Strecke von Mömbris nach Alzenau mittels Vorlage ihrer Startnummer ebenfalls kostenfrei benutzen.
Da ich noch ein wenig Zeit vor meinem Start habe, erkunde ich kleine Teile der Sprintdistanz. Der Kurs führt durch die Burg von Alzenau, die oberhalb des Städtchens ist (etwa 15 bis 20 Höhenmeter). Aufpassen müssen wir auf dem großen Parkplatz, da hängen an einer Stelle ein paar Dornensträucher in die Laufstrecke. Da kann man sich seine Visage zwar nicht polieren, aber dafür gehörig aufschrammen, wenn man die Kurve schneidet. Und der Abstieg von der Burg geht über feuchte Holzschwellen. Und wer hirnlos läuft, kann sich selbiges an der Bahnhaltestelle an der Glasscheibe des Wartehäuschens einrennen.
In der Startzone checke ich ein paar Minuten vor meiner Startzeit ein. Ein wenig Hektik herrscht hier vor, da einige der Starter gar nicht kommen und manche das mit dem Einzelstart nicht gecheckt haben. Eine Helferin hat ihre liebe Mühe, die Läufer zu ordnen.
Dann werde ich auf den Kurs losgeschickt. Die Wege sind zwar größtenteils abgetrocknet, aber Konzentration und Geschicklichkeit ist unabdingbar, denn nach ein paar Metern liegen ein paar Holzstämme auf der Straße. Mehr oder weniger elegant komme ich drüber hinweg. Nur nicht auf die Fresse fliegen.
Der Sprint führt kreuz und quer durch die City. Über eine steile Stiege geht es hinunter in das Parkhaus und dann sogleich über die Auffahrt wieder hinaus. Wir tangieren kurz den Parkplatz und laufen sogleich zur Burg hinauf, durch den Burghof und sogleich wieder hinunter. Hinter der Burg geht es durch ein kleines Waldstück auf einem Pfad, dann durchlaufen wir die Haltestelle der Bahn. In der Fußgängerzone wird nichts ausgelassen. Treppen hoch, gleich wieder hinunter, ein kurzes Pendelstück, ein Ausflug in die Kahl-Auen und dann noch ein paar Sprünge über Strohballen und Baumstämme und schon ist der City Night Sprint zu Ende. Eine tolle Idee zum Auftakt des Trail-Wochenendes.
Die Siegerehrung wird aufgrund der wechselhaften Witterung in den Saal der Alten Post verlegt. Die ersten drei Männer und Frauen erhalten Preise, zudem die Master (über 40 Jahre), die Senior Master (über 50) und die Grand Master (über 60). Die Siegerehrung beschließt die Übergabe der Leadertrikots an die Gesamtführenden der einzelnen Klassen, das Briefing für den Folgetag sowie die Bilder des Tages.
Merkwürdig ist jedoch die Stimmung im Camp um halb zehn. Da hat man nämlich schon des Licht in der Halle abgedreht und sich zum Schlafen niedergelegt. Wird der Folgetag denn so schwer?