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11.10.20 - Vogelsberger VulkanTrail

Dem Himmel so nah

Genau das steht auf dem Gipfelkreuz, 663 m über NN, mit ordentlich Weitblick in die Runde. Der Gackerstein ist nicht der höchste, aber der Blick ist traumhaft schön. Alle anderen Gipfel sind hier am Vogelsberg, dem größten Vulkangebiet bei uns, höher. Sowas wie der Fujijama ist es zwar nicht, dafür sind aber viele Einzelvulkane neben- und übereinander ausgebrochen -  damals, vor 15 Mio Jahren. Und seit 7 Mio Jahren ist Schluss, alles wurde kalt und die Erosion tut ihr Bestes. Nur an den harten Basaltschloten tut sie sich schwer, die bleiben als Erinnerung an heiße Zeiten. Und auf die führt uns der Trail.

Der Vulkantrail, seit ein paar Jahren schon wird er ausgerichtet vom Schötter Turn-und Gesangsverein, auf dass wir alle nach der reichlichen Bewegung auch noch ein Liedchen davon singen können. Ich mach‘s lieber schriftlich. (Mit-)Singen hat man mir schon bei der Bundeswehr verboten. Schotten ist uralt, von iro-schottischen Wandermönchen begründet, mit lebhafter Historie und deshalb auch einigen tollen Baudenkmälern im Ort. Und mittendrin starten wir zum Ultratrail (70) und XL-Trail (92) km. Die Kurzstrecken, gemeint sind der Marathon und Halbmarathon, starten woanders, ein Bus bringt uns ins Gelände. Da stehen wir nun. Regen und Eiswind können uns ja nichts anhaben. Eigentlich. Wäre nur nicht die Warterei. Trocken und windgeschützt ist es 100 m entfernt am Sportplatz, hat meine Erkundung ergeben. Also, wer empfindlich ist, kann sich dort schützen.

Die Wartezeit wird mit netter Musik und Abstand verbracht. Überflüssige Bekleidung, in allerletzter Minute abgelegt und in einen blauen Beutel gesteckt, wird per Van zum Ziel zurück gekarrt. Ein Briefing noch und ab geht’s. Busenborn an der Eichel, da sollen wir hin. Das liegt im Tal, zum Warmlaufen ist das ideal. Noch wärmer wird’s einem beim Anstieg hoch zum Bilstein auf der anderen Talseite. Da verschwinden auch die letzten Jacken und Armlinge. Steil und schlammig-wurzelig, das ist der schlimmste Anstieg beim Marathon. Auf der anderen Seite runter ist es aber richtig schön – und schnell. Ein Traumtrail. Auf breitem Weg muss man sich aber gleich wieder hocharbeiten, um sofort einen schmalen Schlammpfad abwärts zu genießen. Das ist der Einstand.

 

 
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Hoherodskopf,  mit VP, Sendeturm und Touristen. Das ist unser nächstes Ziel. Auf breiten, guten Wegen geht es erstmal rund rum, immer mal hoch, wieder runter, wieder hoch, dann auf die Skipiste, im feuchten Gras ein schöner, steiler Aufstieg. Das Ziel im Blick – das hilft. Und wer sich mal umdreht, erlebt einen tollen Blick, bis Frankfurt, so sagt man. Noch sind Wolken und Nebelfetzen in der Luft, aber es bleibt trocken und etwas später folgen blauer Himmel und Sonne bis zum Ziel. Was für ein Glück!

Die Erfrischungen werden gemäß den hessischen Covidregeln ausgeteilt. Ganz brav tragen wir Maske und machen uns schnell davon. Den Gipfel verlassen wir an der Sommerrodelbahn vorbei auf schmalem Trail, dann wieder auf breitem Weg. Ermüdungsfreies Flitzen kann man hier üben, kilometerlang geradeaus und ganz sanft abwärts. Die Markierungen für uns sind eindeutig, blaue Pfeile und gelbes Flatterband, an besonderen Stellen auch Schilder. Eigentlich ist der Marathon die Basisstrecke, die längeren Trails haben Schleifen von unterschiedlichen Längen, die zur Marathonstrecke zurückführen. Jeder Menge sehenswerter Objekte eingeschlossen.

Unser nächstes Objekt ist der Teufelstisch. Was hier los war, wird auf einer Tafel erklärt. Die Uhuklippen muss man dagegen schon suchen; auch ein Bach sprudelt links im Gebüsch Richtung Nordsee.

 

 
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An der Bundesstraße ist aber Schluss. Ab hier wird es ernst. Im Gestrüpp neben der Straße folgen wir dem Hirschtrail. Ganz schmal, windet er sich zwischen den Bäumen durch. Haben die Hirsche die Wurzeln der Bäume abgenagt?  Es gibt erstaunlich wenig Stolperfallen. Dafür steigt der Pfad an. Ohne Gnade geht es nur hoch, kilometerlang. Nix flach. Bei km 18,5 müssen wir die Straße queren, auf der anderen Seite kommen wir ins Loipengebiet Taufstein. Immer noch geht es hoch.

Es ist schön hier. Wenn ich das Ganze laufen könnte, könnte ich es auch genießen. Aber der Trail frisst meine Körnchen. Erst oben am Taufstein ist vorläufig Schluss, am VP gibt’s Stärkendes. 773 m hat der Gipfel hier, er ist der Höchste, gekrönt von einem Bismarckturm. Da müssen wir natürlich hin. Also noch ein Stück hoch und auf Treppen wieder runter. Ein ganz ähnlicher Pfad wie vorhin begleitet die Straße. Lärm und Gestank, besonders von den lästigen Quads, stören. Aber bald biegen wir ab.

Es lohnt sich, mal auf die Hinweistafeln am Weg zu schauen. Links liegt nämlich ein Hochmoor. Ist gar nicht so einfach zu erkennen. Und dann der Landgrafenborn, ganz in der Nähe dann die Niddaquelle und der Geiselstein. Sowas macht mich durstig und ich öffne die Dose Corona Extra. Man muss sich ja irgendwie diesen Zeiten anpassen. Herrlich ist das. Frisch beflügelt eile ich davon, durch schönen Wald dem Ziel entgegen. Neben der Straße liegt ein Abzweig für die Ultras und ein VP. Der Käse am Stiel passt gut zum Bier. Gut, dass ich kein Ultra bin und die Ultraschleife auslassen kann. Neben der Straße führt ein wunderbarer Trail weiter, es sind wohl noch 11 km. Die Schilder x km to go fehlen mir heute.

 

 
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Ab zu den Forellenteichen und wieder in den Wald. Wir sind ganz dicht am Hoherodskopf und am Taufstein. Hier liegt auch die Taufsteinhütte, eine große, urige Gastwirtschaft mit Unterkunft. Wer will, kann wie Diogenes im beheizten Fass nächtigen. Dusche- und WC-Faß sind gleich daneben. Luxus im Fass,  mit einfach unschlagbarer Aussicht. Das gibt’s nur hier oben. Da kriegt man doch Appetit auf mehr…

Ein Gipfel noch und man ist dem Himmel soo nah. Der Blick zurück fällt auf die gelaufene Strecke, jedenfalls auf wesentliche Teile. Da waren wir vorhin? Ehrlich? Nun aber runter vom Berg. Schlamm, glatt und glitschig. Die Hunde mögen es, die Herrchen vertilgen ein Licher. Jeder findet so sein Heil. Weiter unten ein VP, erst etwas Asphalt, dann wieder matschige Waldwege. Schotten kann man schon sehen. Immer nur abwärts, Wald, Wiese, Straße. Bis zum E-Werk, dann gibt es eine Straßenunterführung und dann den letzten Berg. Der hat uns gerade noch gefehlt.

Links liegt der Vogelpark, nur ein paar Schritte vom Ziel weg. Was könnte das schön sein. Aber das Flatterband weist uns rechts bergauf. Noch ein Wäldchen und ein Feldchen. Endlos weit oben dann der Umkehrpunkt, ab hier auf Straße. Der Asphalt ist hart, verdammt hart. Jeder Schritt tut weh. Aber es sind nur noch 2 km…und ein kleiner Berg noch, damit wir bergab mit dem Schlussspurt eine gute Figur machen. Der Verkehr an der B 276 bremst uns aus, der große Bogen ums Freibad auch. Wer hier geparkt hat, könnte Ballast am Auto ablegen oder die Standheizung starten. Im Ernst – noch 400 m und es ist geschafft. Jubel klingt sporadisch auf, als der Zielbogen uns magisch anzieht. Es ist ja kaum noch einer da, alle haben Abstand.

Trotzdem wird jeder persönlich begrüßt. Die Medaillen liegen auf dem Tisch, alles Übrige kommt mit der Post. Was für Zeiten!

 

Fazit

Eine schöne Zeit jedenfalls für mich. Bestes Wetter, gute Orga, einwandfreie Markierungen. Und überall die netten Schötter. Die machen am meisten Laune. Benötigt wird hier reichlich Kondition, die endlos langen Bergauf-Pfade sind mörderisch. Gutes Profil sollten die Treter schon haben.  Falls Schnee liegt, sind Stöcke ratsam. Und was Warmes zum Anziehen schadet gewiss nicht,  denn eigentlich ist der Start im Frühjahr. Heuer war der Lauf der Seuche wegen nur verlegt.  Und im Frühjahr ist jedes Wetter möglich.

 

Informationen: Vogelsberger VulkanTrail
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