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01.08.15 - Walser Trail Challenge

Ein neuer Trail-Stern geht auf

Obwohl das Kleinwalsertal nicht weit von Oberstdorf im Allgäu entfernt liegt, kennen es bei uns nur wenige. Doch es bietet wunderschöne Wanderwege und Trails, seit Jahren auch tolle Trail-Rennen, und nun auch im Rahmen der neuen WalserTrailChallenge einen faszinierenden Ultra-Trail. Nach der Premiere sage ich aus voller Überzeugung, dass dieser bei gutem Wetter einer der schönsten in den Alpen ist.

Dieses Mal hatten wir viele Stunden lang Nebel und vor allem am Anfang auch recht rutschige Abschnitte, aber nur einen Tag später wäre dies bei perfektem Postkartenwetter ein Traum geworden. Doch auch so hat mir dieses nicht gerade leichte Abenteuer sehr viel Spaß gemacht, trotz der für mich überraschenden und ungewohnten Tatsache, dass ich die letzen sieben Stunden den Besenläufer begleitete.

Das Kleinwalsertal gehört zu Österreich, ist auf der Straße aber nur über das Allgäu zu erreichen. Von Oberstdorf sind es nur 9 km bis Riezlern, wo der WalserUltraTrail startet. Das Tal ist Zollausschlussgebiet, also deutsches Wirtschaftsgebiet, hat neben der österreichischen auch eine deutsche Postleitzahl, nur die deutsche Telefonvorwahl wurde vor einigen Jahren abgeschafft. Um 1300 siedelten hier aus dem Wallis geflohene Walser-Familien an, daher der Name. Im Sommer setzt diese Ferienregion durch eine hervorragende Infrastruktur mit außergewöhnlich guter, mit Gästekarte kostenloser Busverbindung auf den sanften Tourismus, im Winter gibt es natürlich auch hier verschiedene Skigebiete. 

Das Tri-Team Kleinwalsertal organisiert schon lange den landschaftlich tollen WiddersteinTrail mit 15 km und 990 Hm. Dieser Lauf findet auch dieses Mal wieder statt, kann erstmals aber auch wahlweise als WalserTrailChallenge Classic mit dem neuen WalserTrail (29 km, 1900 Hm) oder als WalserTrailChallenge Pro mit dem WalserUltraTrail (65 km 4200 Hm) als Challenge kombiniert werden. Der Ultra ist ein spannendes Trail-Abenteuer, die kürzeren Distanzen eignen sich auch für Neulinge gut, erste Erfahrungen beim Trailrunning zu sammeln. Wer bei einer Challenge startet, steht dann sowohl auf den einzelnen Ergebnislisten des Tages als auch in einer Gesamtwertung. Natürlich kann man auch nur bei einem der Läufe starten. Erst wenige Tage zuvor meldete ich mich zu dem Ultra. Heute bin ich sehr froh über diesen kurzfristigen Entschluss. 

 
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Startnummernausgabe ist am Samstagmittag in Baad, dem letzten Weiler am Ende des Tales. Wer nur sonntags laufen will, kann die Unterlagen auch kurz vor seinem Start bekommen, aber die Atmosphäre in Baad ist schöner. Hier kann man noch gemütlich im Biergarten sitzen oder Minigolf spielen, um 17 Uhr dann beim Start des WiddersteinTrail zuschauen, der dieses Mal mit ca. 370 Startern einen neuen Rekord hat, später dann die Sieger am Ziel feiern. Die meisten kommen heute noch trocken durch, erst gegen 19.30 Uhr beginnt starker Regen.

Wie vom Wetterbericht angekündigt, beginnt der Sonntag mit Nebel und kaltem Sprühregen. Vor dem Start am Gemeindeplatz in Riezlern wird unser Gepäck auf die übliche Pflichtausrüstung kontrolliert. Wir erfahren, dass wir trotz Nebel zum Hohen Ifen hinauf dürfen. Ein Markierungsteam sprüht dort gerade zusätzliche orange Pfeile und Punkte.

Pünktlich um sechs Uhr geht es los. Schon nach wenigen Minuten laufen wir auf einem Waldweg in das Tal der Breitach hinab, die wir auf einer schwankenden Hängebrücke überqueren. Durch die dichte Wolkendecke wird es nicht so richtig hell. Ein kurzer Aufstieg, dann ein paar Meter hinab zum Schwarzwasserbach. Nun folgt ein langer Aufstieg. Schon bei km 4 erreichen wir die erste Verpflegungsstelle, die nächste wird erst nach 17 km kommen. Bis dahin werden wir heute außerordentlich viel Zeit brauchen. 

 
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Ein wilder, schmaler Trail führt steil durch ein Tal hinauf. Einige schöne Wasserfälle zieren den ersten Abschnitt. Einmal müssen wir eine steile Treppe hinab steigen, kein Vergleich zu dem, was noch folgen wird. Dicke Wurzeln, im Regen recht rutschige, verkarstete Kalk-Felsen am Boden – man muss aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Ein Bilderbuchtrail! Dazu umgibt uns üppige, fast urwaldhafte Vegetation.  Jetzt ist mir der Nebel fast egal. Der Blick auf die unmittelbare Umgebung entschädigt. Die meisten der knapp 100 Teilnehmer sind längst weit über mir aus meiner Sichtfeld verschwunden. Vielleicht steckt mir noch ein bisschen Müdigkeit von den 58 km und 4500 Höhenmetern, die ich am letzten Wochenende bis zum wetterbedingten Abbruch des Großglockner Ultra-Trail gelaufen bin, in den Muskeln. Doch eigentlich fühle ich mich fit und habe nicht den Eindruck, langsamer als sonst zu sein.

Bei einer alten Jagdhütte erreiche ich die Schneiderküren-Alpe, wo man vor einigen Jahren einen über 8000 Jahre alten Rastplatz aus der Steinzeit entdeckte und mehr als 300 Steinwerkzeuge fand. 

 
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Oberhalb dieser recht verwildert wirkenden Alpe ändert sich das Landschaftsbild. Die Gegend um den Hohen Ifen ist dafür bekannt, eines der schönsten und spektakulärsten Karstgebiete in Europa zu sein. Der Kalk, aus dem diese Berge bestehen, wurde vor 120 Millionen Jahren in Korallenriffen gebildet. Der Kalkstein wird hier seither bei Regen und bei der Schneeschmelze durch im Wasser gelöste Kohlensäure korrodiert, was zu bizarren Oberflächen führt. Das Wasser läuft dann unterirdisch ab, so dass man hier auch einige Höhlen findet.

Anfangs steigen wir durch einige kleine, tief eingeschnittene Täler. Eine sehr üppige Vielfalt an Blumen ziert unseren Weg, aber es ist vor allem diese außergewöhnliche Landschaft, die mich fasziniert. Ab der Gottesacker-Alpe (1835 m), die seit Mitte des 19. JH nicht mehr bewirtet wird, wirkt die Umgebung sogar noch faszinierender. Das etwa neun Quadratkilometer große Gottesacker Plateau wirkt, als würde man auf einem fremden Planeten laufen, vor allem wenn es wie heute durch Nebel von der Außenwelt abgeschnitten ist. 

Es sieht aus, als hätte jemand den Fels mit einem Kamm tief zerfurcht. Manchmal sehe ich direkt neben dem Trail metertiefe Rillen. Manchmal erkennt man keine Spur, nur Markierungen. Hier sollte man wirklich trittsicher sein. Kalk wird bekanntlich bei Nässe sehr rutschig. Ein Glück, durch diese Landschaft laufen zu dürfen. Vor lauter Staunen und fotografieren komme ich nur sehr langsam voran, glaube aber, dass wir heute ein großzügiges Zeitlimits auskosten können. Welch ein Irrtum! 

 
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Eigentlich hatte der Wetterbericht angekündigt, dass gegen acht Uhr der Nebel aufreißt und ab zehn Uhr mit recht freundlichem Wetter zu rechnen ist. Doch noch immer verhüllt das Grau die schöne Aussicht, die man ansonsten von hier oben hat. Noch ist es mir fast egal, denn die Reize in unmittelbarer Nähe entschädigen für den fehlenden Panoramablick. Je weiter ich komme, desto grandioser wird die Szenerie. Ab und zu braucht man jetzt zum Vorankommen auch die Hände, vor allem bei einem kurzen, steilen Abstieg. Dann erreiche ich die Bergstation des Skilifts am 2085 m hohen Hahnenköpfle. Wie schön die Aussicht von hier oben an einem sonnigen Tag ist, zeige ich Euch im letzten Fotoblock.

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Informationen: Walser Trail Challenge
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