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16.03.13 - WiedtalUltraTrail

Der Trail ist nicht genug

Wie mache ich jemandem begreiflich, dass ich in einer der herrlichsten Landschaften lebe? Für Läufer ganz einfach, ich veranstalte einen Jogging-Lauf in meiner Heimat. Und wenn diese etwas weitläufiger ist, dann kommt sogar ein Ultralauf dabei heraus.

So geschehen bei meinem Lauffreund und m4y-Kollegen Wolfgang, der Interessierten das Wiedtal zeigen möchte. Nachdem er zusammen mit seinem Freund Josef bereits längere Zeit mit dieser Idee schwanger ging und die nötigen Helfer gewinnen konnte, folgte am letzten Wochenende die Durchführung. Klar, daß ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lasse. Kenne ich den Reiz der Gegend durch meine Teilnahmen am Staffelmarathon doch schon ein wenig. Wird auch Zeit, daß ich meinen Horizont über die Straßen von Waldbreitbach hinaus erweitere.

Aufgrund der weiteren Anreise mache ich mich bereits am Freitag auf den Weg ins Wiedtal. In den letzten Tagen hat es dort noch einmal kräftig geschneit. Grund genug, gutes Wetter mitzubringen. Ich gebe mir alle Mühe und packe zur Anreise schon mal ein paar Sonnenstrahlen ein. Belohnt werde ich mit einer herzlichen Aufnahme bei Wolfgang. So können wir uns beide am frühen Morgen ausgeruht auf den Weg zum Start an der Turnhalle machen. Bei noch frostigen, aber sonnigen Minusgraden haben sich die Teilnehmer bereits zahlreich versammelt. Die Startunterlagen erhalten wir unverzüglich am Orgawagen. Während Josef Startnummern verteilt und Gepäcksäcke für unterwegs entgegennimmt, präge ich mir den Kastenwagen schon mal ein. Schließlich bedeutet ein Wiedersehen, dass wir einen Verpflegungspunkt erreicht haben. Erwarten können dies anscheinend alle Teilnehmer nicht, denn jeder ist überpünktlich eingetroffen, so dass wir nach ein paar warmen Worten des Verbandsbürgermeisters und einem Startfoto bereits kurz vor 7.30 Uhr auf die 1. Etappe gehen.

 

1. Etappe: Sporthalle Waldbreitbach – 
Wanderparkplatz Datzeroth, 16 KM

 

Der Lauf wird insgesamt in 5 Etappen gelaufen. Wer sich die gesamte Strecke nicht zutraut, kann sich auch einzelne Teilstücke aussuchen. Wer aber meint, dass dies reizvoller wäre, der irrt, denn den 35 gemeldeten Startern über die gesamte Distanz stehen lediglich 10 Etappenläufer gegenüber. Damit ist die erste Auflage des WUT bei den Läufern über die gesamte Distanz ausgebucht und das bereits seit sechs Wochen.

 
© trailrunning.de 6 Bilder

Der Weg führt uns nach wenigen Metern bereits über die Wied und anschließend nach links direkt auf den Ort Hausen (Wied), den Startort des jährlich Anfang August durchgeführten Malberglaufs (6 km, 370 HM), der „Kultveranstaltung“ des von Wolfgang geführten ausrichtenden VfL Waldbreitbach zu. Noch laufen wir im Schatten, aber bereits jetzt sind die umliegenden Bergspitzen und Kammhöhen in goldenes Sonnenlicht getaucht. Es dauert nicht lange, da können wir beim Durchqueren von Hausen selbst die warmen Strahlen auf unserer Haut genießen. Wie der Ausschreibung zu entnehmen war, gehen wir dieses Stück bereits, überwinden wir doch auf den ersten knapp 3 km die ersten 260 von insgesamt über 2.100 Höhenmetern. Bei diesem Gruppenlauf steht die Zeit nämlich hinten an. Das Lauferlebnis steht im Vordergrund und soll über den ganzen Lauf hinweg gemeinsam genossen werden.

Der Genuss lässt nicht auf sich warten und oberhalb von Hausen haben wir die erste tolle Aussicht. Ein Blick zurück zeigt uns das über dem Wiedtal thronende Kloster Marienhaus, dem Mutterhaus der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, Deutschlands größter privater Krankenhausträger. Dort wird später die zweite Verpflegung sein. Diese wollen wir uns erst noch verdienen und so geht es weiter den Malberg hinauf. Der Weg ist erstmals mit Schnee bedeckt, aber nicht vereist. So macht es keine Schwierigkeiten, vorbei an der Skihütte das erste Gipfelkreuz zu erreichen. Früher hätte es noch ein paar Meter höher gestanden, doch man kam auf die Idee, die Spitze des Berges abzutragen, um sie im Hindenburgdamm von Sylt zum Festland zu verbauen. Zurückgeblieben ist ein kleiner See. Vielleicht fängt er ja das Wasser auf, das die Brocken vom Malberg jetzt in der Nordsee verdrängen.

Auch wenn die Aussicht und das Wetter zum Verweilen einladen, machen wir uns schnell wieder auf den Weg, schließlich gibt es noch viel mehr zu sehen. Zur Erholung geht es erst mal bergab. Auf den Waldwegen haben Autos ihre Spuren hinterlassen. Da heißt es aufzupassen, denn es wird stellenweise glatt. Heute gilt es, den Spagat zwischen aufmerksamer Konzentration und Entspannung durch nette Gespräche zu meistern. Schließlich bleibt bei dem gemächlichen Tempo jederzeit Luft für einen Plausch. So erfahre ich auf dem Weg hinauf nach Rockenfeld, dass ein paar Unermüdliche unter uns sind, die sich für Sonntag noch den Königsforst-Marathon vorgenommen haben. Alle Achtung.

Das nächste Schild weist nach Rockenfeld. Von der Ortschaft auf der Höhe ist allerdings nicht mehr viel zu sehen. Bereits 1280 zum ersten Mal urkundlich erwähnt hat diese immerhin über 650 Jahre bestanden, ehe sie wegen Abwanderung der Einwohner 1965 aufgelöst und das letzte Haus 1995 abgerissen wurde. Übrig blieb nur ein Ehrenmal und ein Gebäude des Wasserwerkes. Der Name allerdings lebt in den Fortgezogenen weiter und das nicht schlecht, wenn man an die Rockefellers denkt, deren Vorfahren tatsächlich von hier auswanderten.

Anschließend habe ich endlich mal die Gelegenheit, ein paar Meter neben Wolfgang zurückzulegen. Das freut mich besonders, da er vor dem Start die Devise ausgegeben hat: Wo ich bin, ist vorne. Zugegeben, es hat dann nicht immer geklappt, aber nur zum Nachteil einiger schneller Hirsche, die, vorausgelaufen, bei einem falschen Abzweig einig zusätzliche Meter bewältigen mußten. Ich lasse es locker rollen auf den Waldwegen hinunter ins Tal zum Wanderparkplatz Datzeroth. Nach gut zwei Stunden ist der Tisch hier reichlich für uns gedeckt. Vicky, Wolfgangs Tochter, Josef und Christian haben ganze Arbeit geleistet und die Getränke sind schon eingegossen. 10 Minuten Pause geben ausrechend Gelegenheit, alles zu probieren. Damit wir uns nicht häuslich einrichten werden wir von Wolfgang rechtzeitig zurück auf die Strecke gepfiffen. 13 Jahre Bund hinterlassen halt ihre Spuren.

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Informationen: WiedtalUltraTrail
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