Unzählige Sagen und Mythen ranken sich um den größten See Kärntens. Das Wörthersee-Mandl erzählt eine davon und warnt vor Übermut. Wir Läufer neigen ja hin und wieder auch dazu, daher kann man sich das G’schichtle schon mal anhören.
An der Stelle des Sees soll sich angeblich ursprünglich eine reiche Stadt mit prächtigen Häusern befunden haben, deren Bewohner allzu übermütig geworden, sogar am Vorabend des Ostersonntag ein wüstes Fest feierten. Da erschien plötzlich ein kleines Männlein mit einem Fass und ermahnte das ausgelassene Volk, sein gotteslästerndes Treiben einzustellen. Doch das Mandl erntete nur Spott und Hohn. Als es ein schreckliches Unheil androhte, gingen seine Worte im Gejohle unter. Pünktlich um Mitternacht, erschien es ein zweites Mal und erhielt gleichfalls kein Gehör. Da machte es seine Drohung wahr und öffnete sein kleines Fässchen. Aus diesem liefen Unmengen an Wasser, bis die ganze Stadt versank, und mit ihr ihre frevelnden Bewohner. Seither gibt‘s den Wörthersee.
Ob das Wörthersee-Mandl auch was mit Laufen am Hut hatte, ist nicht übermittelt und gehört auch nicht zur Sage, aber Tatsache ist, dass der Wörthersee eine Uferlänge von genau 42 Kilometern aufweist. Allerdings würden wir es wahrscheinlich heutzutage schwer haben, am Ufer entlang die Marathon-Distanz abzulaufen. Beim Wörthersee-UltraTrail ist das aber eh kein Thema, da sind ja die umliegenden Berge in die Seeumrundung eingebaut und die Distanz ist mit 57 km und rund 1800 Höhenmetern auch reichlich bemessen. Das Mandl ist hier wirklich allgegenwärtig, das Motto des Wörthersee-Rundwanderwegs, auf dem wir den See umrunden lautet, wie sollte es auch anders sein: „…dem Wörthersee-Mandl auf der Spur“.
Die Anfahrt aus Deutschland ist easy, über die A8 München-Salzburg und Tauernautobahn A10 können wir die komplette Strecke auf Autobahnen zurücklegen. An Gebühren kommt zum Autobahn-Pickerl noch die Mautgebühr für Tauern- und Katschbergtunnel (€ 10 einfach). Um hier gerne auftretenden Staus zu entgehen, gibt es im Internet Videomauttickets, mit denen die Mautstelle ohne anzuhalten passiert werden kann. Beim Kauf wird das Kfz-Kennzeichen erfasst und bei Einfahrt an der eigenen Video-Abfertigungsspur der Mautstelle identifiziert. Klappt super und somit haben Jan und ich freie Fahrt. Hätten wir allerdings heute nicht benötigt, da auf den Straßen mal ausnahmsweise „Tote Hose“ ist.
Meine Erinnerung an unser Ziel im Dreiländereck Österreich–Italien–Slowenien ist schon arg verblasst, liegt glaube ich schon fast 20 Jahre zurück, als ich hier mal auf Durchreise war. Daher bin ich schon etwas überrascht wie bergig es doch um den Wörthersee ist. Außergewöhnlich ist auch die Temperatur des Sees, denn durch die geringe Durchflutung und der Tatsache, dass der See so windgeschützt liegt, können im Sommer Temperaturen bis zu 25 Grad Celsius erreicht werden. Damit ist er einer der wärmsten Badewannen in den Alpen. Heute liegen Wasser- und Lufttemperaturen ziemlich identisch bei sommerlichen 23 Grad.
Start und Ziel des Ultra Trails und der gesamte Check-In- und Event-Bereich der Veranstaltung sind im Trail-City genannten Areal in unmittelbarer Nähe des Strandbades in Klagenfurt untergebracht. Die Autobahnausfahrt liegt fast vor der Haustür. Ab 15 Uhr kann man unter drei zur Auswahl stehenden Gerichten den Energiespeicher füllen. Neben den traditionellen Nudeln, sind noch Kaiserschmarrn und ganz exotisch Bratwurst mit Kartoffelsalat im Angebot. Nach einer Live-Kochshow auf der Eventbühne fällt für uns noch ein Schälchen mit einem leckeren Quinoa-Gericht ab. Zunehmens füllt sich das Zelt und zum offiziellen Race Briefing haben sich doch viele eingefunden um einige Streckenbesonderheiten zu erfahren. Neben 57 km Ultralauf stehen morgen noch ein 30 und 15 km Trail auf dem Programm. Dazu kommt noch ein 28 km Speed Hiking-Bewerb.
Obwohl Jan und ich in Velden, am anderen Ende des Sees einquartiert sind, erreichen wir am frühen Morgen in 15 Minuten die Trail-City. Parkplätze sind im Überfluss vorhanden, so gibt es nicht den Ansatz von Stress. 17 km ist der Wörthersee lang, bei der Planung der Unterkunft muss man nicht zwingend Klagenfurt als Ziel auswählen. Man ist eigentlich von allen Orten die am See liegen, sehr schnell in Klagenfurt. Besonders empfehlenswert ist aber die Nordseite, da hier die Autobahn mit Ausfahrten an allen Gemeinden entlang führt.
Die üblichen Verdächtigen sind schon wieder vor Ort. Genusslaufpapst Thomas, Stevie und Didi mit Guide, um nur einige zu nennen. Didi ist heute zusätzlich motiviert weil einige seiner letzten Auftritte in die Hosen gingen. Beim Jungfrau Marathon wurde er nach Überschreiten des Zeitlimits um nur 3 Minuten am Wixi bei km 38 um die Zielankunft gebracht und beim Karwendelmarsch wurde er nach 37 km wegen schlechten Wetters zurückgepfiffen. Heute steht sein 102. Ultra an, bei einem Finish hätte er wieder Gleichstand mit seinen 102 Marathons. Dem kann man schon großen Respekt zollen.
Um 8 Uhr ist Start, zehn Minuten vorher befindet sich noch kein Mensch unter dem Startbogen. Immerhin werden heute 230 Läufer/innen den Ultra Trail bestreiten. Das bedeutet wieder eine deutliche, fast 40%ige Steigerung zum Vorjahr. Für alle Wettbewerbe haben sich heuer 800 Personen angemeldet. Für mich jedes Mal faszinierend, wie gelassen es bei Ultraläufen am Start zugeht. Langsam trudeln aber doch alle ein und ganz unspektakulär setzt sich das Feld pünktlich in Bewegung.