Schon nach knapp einem Kilometer auf Teer verlassen wir Klagenfurt und es geht bergauf rein in den Wald und auf den ersten Trail, wo Streckenchef Alfred steht und uns begeistert anfeuert. Das Feld ist noch eng beisammen, daher gibt es noch ein paar kleinere Staus, die lösen sich aber schnell auf und jeder kann sein Tempo aufnehmen. Man kann es an den Gesichtern sehen und auch von einigen hören, alle sind begeistert vom Terrain.
Die erste Wasserstelle ist nach 4 km eingerichtet, die wenigsten sind aber schon so überhitzt und benötigen größere Mengen, da es die Sonne noch schwer hat sich gegen den Nebel durchzusetzen. Eine überdurchschnittlich häufige und oft lang anhaltende Dunst- und Nebelbildung ist für das Klagenfurter Becken typisch. Heute Morgen beim Frühstück meinte unsere Hotelchefin noch, das wird wahrscheinlich schon bis zum Mittag anhalten.
Nach einem kurzen Asphaltstück geht es auf Waldwegen weiter. Nach 5 km passieren wir einen Pferch mit 5 Glücksschweinchen. Ja, so wie es bei mir gerade aussieht, werde ich die heute noch nötig haben, das sind dann pro 10 km eines. Drei Wochen musste ich wegen einer Muskelverhärtung das Laufen einstellen, eigentlich hatte ich gehofft, dass sich mein Problem dadurch gelöst hat. Aber ganz leicht spüre ich schon wieder was in der Wade. Ein Staffelmarathon mit einem „7 km-Sprinteinsatz“ war Gift für meine Muskulatur.
Nach 6,5 km geht es an Schloss Drasnik vorbei. Der dreigeschossige burgartige Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert, wurde bereits 1284 urkundlich erwähnt und war vermutlich schon in karolingischer Zeit Vorburg der Pfalz Moosburg. 1842 wurde es neu instandgesetzt und der Turm erhöht. Heute ist der sehr gut erhaltene Bau eine Fremdenpension. Das danebenliegende Gut Drasnik beherbergt ein 3-Sterne-Hotel mit Reitanlage.
Auf der Drasniker Straße geht es ein längeres Stück bergab, was meine Wade jetzt schon sehr schmerzhaft quittiert. Das anschließende Flachstück durch die hohen Maisfelder gibt der Muskulatur den Rest. DNF (Did Not Finish) ist in dem Moment eigentlich die einzige Option, die mir logisch erscheint, da noch 50 km vor mir liegen. Aber solange ich gehen kann, werde ich versuchen, mich bis Velden durchzuschlagen, um noch möglichst viele Streckeneindrücke und Bilder zu sammeln.
An der 2. Labestation (Km 9) ist erst einmal ordentlich Verpflegen angesagt. Es werden uns Bananen, Orangen, Äpfel, Riegel. Red Bull, Cola, Iso und eine würzige Mineral-Dinkelsuppe und Brot angeboten. Gut gestärkt geht es wieder auf wunderschönen Pfaden durch den Wald und aufwärts zum Pirker Kogel. Auf dem höchsten Punkt (666 m) wartet die erste Kontrollstation auf uns. Zeitmatten hat man hier verständlicherweise nicht auslegen können. Als Bestätigung bekommen wir ein schwarzes Gummiband um den Arm, das man im Ziel vorweisen muss.
Auf und Ab führen die schmalen Wege durch den Wald. Oberhalb Pörtschach eröffnen sich auch kurze Blicke hinunter auf den Wörthersee und vor allem auch auf dem jetzt genau gegenüberliegenden Pyramidenkogel. So nah und doch so fern, rein optisch wäre es nicht mehr weit bis zu Km 40, wenn wir nicht noch den halben See bis dahin zu umrunden hätten.
Auf Abwärtspassagen durch den Wald kann ich manche Abschnitte wieder ganz langsam laufend absolvieren, aber nicht allzu lange. Da ich versuche, ohne Wadenmuskeleinsatz auszukommen, verkrampft sich schnell meine Hüftmuskulatur, wegen der unnatürlichen Schonhaltung. Auf den Flachstrecken muss ich aber passen, da kann ich nur marschieren. Das Wörthersee-Mandl hat uns gelehrt, nicht übermütig zu werden. Genau das werde ich aber, indem ich mich etwas später wieder an einem längeren Stück laufend versuche. Hernach kann ich kaum mehr gehen und bin nah daran, das Handtuch zu werfen. Velden ist für mich heute definitiv die Endstation.