Richtig zäh wird es am Ende dieses Segments wo es auf einer Begegnungsstrecke über ca. 2 km bis ganz nach oben geht. Die mir von oben Entgegenkommenden haben wohl alle eine unterschiedliche Auffassung, wie lange es noch bis zum Gipfel ist. Auf meine Frage danach, bekomme ich diverse Antworten wie: „Gleich oben“, „Noch 4–5 Minuten“, „Ein Kilometer“ oder auch „500 Meter“. Auf halben Weg kommt mir Julius Holzer entgegen, er ist 79 Jahre alt und brettert runter wie ein Junger. Respekt, Respekt.
Auf dem Gipfel des Pyramidenkogel thront ein 54 Meter hoher Aussichtsturm. Aus 900 m Höhe hat man bei klarem Himmel einen einzigartigen Blick über die Berge, Seen und Täler Kärntens. Der Rundumblick reicht von den Karawanken bis zu den Hohen Tauern. Eigentlich sollte der Turm in der Form aber gar nicht mehr stehen. Im Herbst 2008 hätte er bereits abgerissen werden sollen und durch eine 100 Meter hohe Spirale, vorwiegend aus Holz und Stahl ersetzt werden. Mit seinen geplanten elf Ebenen, davon sechs Aussichtsplattformen, soll er der höchste Holzaussichtsturm der Welt werden. Bisher wurde jedes Jahr verschoben und verschoben …es hapert es an den Finanzen.
Wir müssen aber nicht auf den Turm, es führt auch offiziell nur ein Lift gegen Bares hinauf, die außenliegende Wendeltreppe ist nur für den Notfall …Gott sei Dank. Nach den Drähten der Zeitmessung wartet wieder ein reichlich bestücktes Verpflegungszelt. Didi sitzt gerade davor und genehmigt sich eine längere Pause, da er Besuch von seinen „Mädchen“ bekommen hat. Eine weitere Aufwartung bekommen wir vom Gesamtsieger und Sieger der Bergwertung Thomas Bosnjak. Frisch geduscht hat er schon alles hinter sich. Als Thomas aufbricht, hefte ich mich an seine Fersen. Ich möchte ungern den „Besenwagen“ hinter mir haben. Aber da ist noch keine Gefahr für mich, es sind immer noch einige nach mir erst am Anstieg, zudem liege ich gut in der Zeit.
In einem 6 km langen Rutsch geht es runter bis nach Reifnitz ans Ufer des Wörthersees. Unter blauem Himmel kann ich mir an der 9. von 11 VPs ein Erdinger genehmigen. Lange hat es heute gedauert, bis sich der Nebel aufgelöst hat, aber zum Laufen war es eigentlich ideal ohne Heizstrahler von oben. Unter der Sonne präsentiert sich dieser Standort natürlich im allerbesten Licht. Vom Tempo her kann ich auch mithalten, Thomas, Didi und Franz treffen unmittelbar nach mir ein. Dazu kommt noch Kelly, wie immer frohgelaunt, wir sind uns heute auch schon mehrmals über den Weg gelaufen. Sie hat den weiten Weg aus den USA auf sich genommen um hier dabei zu sein.
Gleich nebenan auf einer Wiese steht ein Steindenkmal eines VW Golf GTI. Alljährlich findet hier in Reifnitz das berühmte GTI-Treffen statt, heuer feierten die Autoliebhaber das 30. Jubiläum. Vor lauter fotografieren des Stein-GTIs verpasse ich die Abzweigung unserer Laufstrecke. Verena von der Organisation pfeift mich nach einigen Zusatzmetern gerade noch zurück. Die abschließenden 12 Kilometer werden wieder oberhalb des Sees auf Pfaden und Waldwegen zurückgelegt. Zwischendrin gibt es aber erneut, kurz nach den Spintik-Teichen, eine zweite Kontrollstelle. Diesmal bekommen wir ein grünes Bändchen um das Handgelenk. Dann spiele ich selbst auch noch den Kontrolleur. Eine Pilzsammlerin lasse ich ihr Körbchen aufdecken, das mit Pfifferlingen und anderen Pilzen prall gefüllt ist.
Die beiden Schlusskilometer führen an einem Kanal entlang ins Ziel. Fast zwei Stunden musste Jan heute auf mich im Ziel warten. Etwas mehr als 9 Stunden sind keine Heldentat, aber für die Umstände bin ich letztendlich doch zufrieden. Wenngleich ich natürlich viel lieber etwas mehr ins Schwitzen gekommen wäre und die wunderschönen Trails hätte laufend bewältigen können. Aber was heute nicht möglich war, werde ich sicher nachholen. Zur Belohnung gibt es für jeden ein eigenes Wörthersee-Mandl – zum umhängen auf der Medaille. Auf den angekündigten Erdinger-Stand im Ziel habe ich mich auch gefreut, für den war ich aber wirklich zu langsam, die Mädels haben schon abgebaut, weil sie zur Siegerehrung müssen um die 3-Liter-Humpen zu überreichen.
Für Trail- und Natur-Liebhaber ist der Wörthersee Ultra Trail ein absoltes Muss. Mich würde es nicht wundern, wenn die Teilnehmerzahlen weiter nach oben gehen. Derzeit gibt es ein Limit von 400 Teilnehmern, noch ist da etwas Luft. 224 haben es heute bis ins Ziel geschafft. Empfehlen kann ich den Lauf auch jederzeit Marathonläufern, die mal Ultraluft mit einigen Höhenmetern schnuppern wollen. Angst braucht man vor den 1.800 Höhenmetern nicht zu haben. Mit dem großzügigen Zeitlimit von 10 Stunden können auch langsamere Läufer/innen hier teilnehmen. Zudem wurden heuer sogar Teilnehmer mit Zeiten über 11 Stunden im Klassement aufgenommen und offiziell gewertet.
Sieger Ultra Trail
Frauen
1. Ulrike Striednig 5:22:04
2. Anita Waiß 5:26:20
3. Stephanie Lieb 5:59:07
Männer
1. Thomas Bosnjak 4:31:13
2. Christian Stork 4:32:44
3. Ralf Schmäding 4:47:31
Finisher 224
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