„Wörthersee TRAIL-MANIAK“ lautet jetzt die offizielle Bezeichnung des Wörthersee-Trails. Googelt man nach Maniak, erhält man dafür in englischen, französischen, spanischen oder auch niederländischen Wörterbüchern die Übersetzung: Psychiatrie. Die deutschen Nachschlagewerke sind da nicht ganz so radikal. Wahnsinniger, Irrer, Fanatiker, Besessener oder verrückt und behämmert bekommt man da angeboten.
Ich konfrontiere mal „Mr. Trail-Maniak“ Mario Schönherr, Chef des Wörthersee-Trails und Miterfinder der Namensgebung zur Idee die hinter dem Begriff steckt. „Ja, ganz einfach, schau doch mal in den Spiegel“, bekomme ich zur Antwort.
Obwohl ganz im Süden von Österreich, nur ca. 50 Kilometer von der slowenischen Grenze gelegen, ist die Anreise aus Deutschland doch relativ zügig zu schaffen. Ab München benötigt man noch 3 Stunden für die Strecke, die ausschließlich über Autobahnen führt. Selbst die für gewöhnlich hochfrequentiert A8 München – Salzburg präsentiert sich jetzt im September, wo die meisten Urlauber schon wieder zu Hause sind, recht zahm und staufrei.
Begeistert bin ich von der Video-Mautspur am Tauerntunnel. Nicht unbedingt weil mir da 10 Euro abgeknöpft werden, sondern weil es super funktioniert. Im Internet wird gebucht und bezahlt, das war‘s. Wäre jetzt der Teufel los, wäre das richtig geil, wie man an den Wartenden vorbei durchrauschen kann.
Der „Trail-City“ genannte Eventbereich liegt gerade mal 500 Meter von der Autobahn-Ausfahrt Klagenfurt West im 22 Hektar großen Europapark, einer der größten Parkanlagen Österreichs. In unmittelbarer Nähe des Wörtherseeufers gelegen mit vielen Parkplätzen direkt vor dem Eingang ist er super easy zu finden.
Schon beim Eintreten in das große Veranstaltungszelt kann ich feststellen, dass man wieder kräftig expandiert hat. So nimmt den letztjährigen kompletten Eventbereich heuer alleine die Ausrüstermesse ein. Alle haben Schnäppchen im Angebot oder räumen Messerabatte ein. Jan nutzt das gehörig aus. Wusste gar nicht, dass er noch so viel Equipment und Mittelchen benötigt. So muss noch etwas Platz im Kofferraum geschaffen werden.
Für Pasta-Party, Race Briefing, Entertainment, Siegerehrungen und einfach auch als Treffpunkt vor und nach dem Lauf wurde noch ein zweites großes Zelt nebenan mit direktem Übergang errichtet. Als finaler Gag werden sogar die Zieleinläufe direkt in den Anfangsbereich dieses Zeltes geführt. Neben dem Trail-Maniak über 57K gibt es am Samstag noch den 30K und 15K. So müsste für alle die passende Distanz dabei sein. Als Besonderheit wird auf der Lang- und Mittelstrecke eine Sonderwertung durchgeführt. Auf einem 4 km langen Abschnitt hinauf zum höchsten Punkt der Strecke, dem Pyramidenkogel, werden jeweils die Berg-Könige und -Königinnen gesucht und auch separat geehrt.
Um 17 Uhr sind die offiziellen Eröffnungsfeierlichkeiten. Beim Race Briefing, das verpflichtend ist für alle Athleten, werden uns einige der Streckenänderungen beschrieben und alles sonst noch Wichtige erklärt. Anschließend ist die Startnummernausgabe an die Favoriten. Ich hatte ja gehofft, dass Mario schon nähere Infos über den „Pitztal-Gletscher TRAIL-MANIAK“ raus lässt, dem ist nicht so. Robert Pollhammer hält zum Abschluss noch einen Vortrag über seine Erlebnisse beim Yukon Artic Ultra, dem kältesten und härtesten Ultra-Marathon der Welt.
Jan und mich zieht es noch in die Innenstadt der 95.000 Einwohner zählenden Landeshauptstadt Klagenfurt. Sie ist die größte Stadt von Kärnten und sechstgrößte Österreichs. Viele Mythen und Sagen ranken sich um dieses Gebiet. Vom „Wörthersee-Mandl“ habe ich euch im letzten Jahr erzählt, ich will mir unbedingt den Brunnen dazu in der Fußgängerzone ansehen, dazu fehlte im Vorjahr die Zeit.
Zur Stadtgründung von Klagenfurt gibt es auch eine Sage. Von einem Lindwurm. Er hauste im Sumpf, nur selten wagten sich Menschen in das unheimliche und undurchdringliche Dunkel – denn keiner kam zurück. Tapfere Männer töteten ihn durch eine List. Dann erst konnte Klagenfurt entstehen. Durch seine Fresslust hat es dieses Sagentier sogar in das Stadtwappen und auf ein riesiges, 124 Zentner schweres Denkmal aus Chlorit-Schiefer auf dem Alten Platz geschafft. Direkt daneben wird beim Oktoberfest analog dem bayrischen Vorbild gefeiert.
Durch die im Klagenfurter Becken oft vorherrschende Inversionswetterlage ist eine überdurchschnittlich häufige und lang anhaltende Dunst- und Nebelbildung hier typisch. So versteckt sich auch zur Startzeit um 9 Uhr die Sonne noch hinter den Nebelwolken. Aber bei unserer Anfahrt konnten wir schon erste Wolkenlücken ausmachen, so bleibt Hoffnung auf schnelle Erwärmung der momentanen 9 Grad. Das bedeutet aber für mich vorerst noch Handschuhe und Ärmlinge an, klamme Finger beim Fotografieren mag ich gar nicht.
An vorderster Front unter dem Startbanner steht ein gut gelaunter Vorjahrssieger und Streckenrekordhalter Thomas „B´jak“ Bosnjak und meint: „Ich will heute nur Spaß haben“. Ja, ja, ich glaub’s gleich.
Unter der Dachmarke "TRAIL-MANIAK – european trail running experience" werden neben Lauf-Events auch Trainings-Camps angeboten. Geplant sind u.a. Aufenthalte auf Madeira, Mallorca und in Monaco. Dabei wird B´jak, Österreichs Top-Trailer als Trail Master Guide auch mit von der Partie sein.
Die Startrichtung ist heuer genau entgegengesetzt, es geht nicht mehr am Strandbad vorbei, sondern direkt durch den Europapark. Nach nur wenigen hundert Metern sind wir unter der Autobahnbrücke durch und biegen ab in den Wald. Streckenchef Alfred steht hier und feuert uns an und klatscht fast jeden ab. Er kennt die Gegend wie seine Westentasche und ist für die Streckenänderungen verantwortlich. Das ganze Jahr über tüftelt er an Optimierungen um uns noch mehr Trail-Feeling präsentieren zu können.