Wir verlassen die Landstraße und biegen für ein kurzes Stück in ein schattiges Wäldchen ein, km 30 wird genommen. Für eine kleine Strecke haben wir das Ufer verlassen und nehmen quasi eine Abkürzung quer übers Land. Eine nette Brücke bringt uns über den Zinkenbach und wir erfreuen uns wieder an der lieben Sonne. So nähern wir uns der Ortschaft Gschwendt, in der mei Oide, ganz gschwind, zu ihrem 10 km-Uferlauf aufgebrochen ist und zum jetzigen Zeitpunkt schon frisch geduscht im Ziel sein müsste.
Ein wunderbarer Spazierweg ist der nächste Untergrund, fast trailartig geht es wieder zum See. Der Bürgelstein, ein riesiger, in den See ragender Felsen, ist bereits auszumachen. Ich weiß, dass die Panoramaläufer diesen im Gegensatz zu uns seeseitig über eine lange Bohlenbrücke passieren dürfen. Da entgeht uns echt etwas! Das jammere ich später dem Zimmermann Franz, dem „Erfinder“ und stolze 40 Jahre langen Gesamtleiter des Laufs (Vorgänger vom Sperrer Franz) vor und bilde mir ein, einen klugen Vorschlag gemacht zu haben. Weit gefehlt, denn der Franz fragt zu recht, wo er denn die Mehrkilometer einsparen solle? Nee, dann doch lieber wie gehabt an der tollen Trinkhalle in Bad Ischl starten. Gut, wenn man sich mit Erwachsenen unterhält!
Durch eine sehr attraktive Birkenallee nähern wir uns Strobl, dem Startort des 5,2 km-Panoramalaufs. Auch hier stehen etliche wunderschöne Ruhebänke, die mit wertvollen Informationen versehen sind, geschmackvolle Orte, an denen man gerne ist. „Gschma Platzl“ nennen sie hier solche netten Fleckchen. Dann ist auch der Startbogen der kürzesten Strecke unterquert und damit sind die letzten fünf km, in Strobl beginnend, angebrochen. Eine breite Teerstraße bringt uns über ein Gewässer wieder an die Landstraße in Richtung St. Wolfgang, wo zwar nur wenige, zu diesem Zeitpunkt aber unangenehme Höhenmeter auf uns warten. Aber auch die haben schnell ein Ende und für uns hat sich der Kreis geschlossen, denn die letzten vier km kennen wir bereits als km 11 bis 15. Daher lasse ich die Fotos für sich sprechen.
In St. Wolfgang auf den letzten Metern erfolgt wieder das hochbeliebte Schaulaufen, jede Menge Leute haben sich eingefunden, uns den Abschluss dieses tollen Laufs zu versüßen. Unmittelbar auf die Kirche mit ihrem Pilgerbrunnen zu, das „Weiße Rössl“ zur Linken, geht es ein letztes Mal rechts um die Kurve und auf blauem Teppich sehr nett vom Moderator begleitet, hat dieser Lauf – wirklich! - leider schon sein Ende. Der Sperrer Franz fängt mich sofort ab und will wissen, wie es mir gefallen hat. Gerechnet hat er wahrscheinlich mit zwei Sätzen, bekommt aber diesen Bericht in Kurzform aufs Ohr gedrückt. Ja, lieber Franz, da mußtetst Du jetzt durch, situationselastisch quasi, wie der AUT-Verteidigungsminister beim Graz-Marathon! Seinem breiten Grinsen entnehme ich jedoch, dass er mit meinem Redeschwall gut umgehen kann.
4 Stunden und fünf Minuten sind doch ganz anständig für einen älteren Herrn, entsprechend zufrieden bin ich auch damit. Und wenn die Zeit beim einen oder anderen nicht stimmt? Richtet Euch auf an den Worten aus dem „Im weißen Rössl am Wolfgangsee“ und schon geht’s leichter:
S’ ist einmal im Leben so,
andern geht es ebenso
was man möcht’ so gern,
liegt so fern!
Wenn man alles haben könnt’,
wenn man ohne Mühe fänd’,
was man nie erreicht,
dann wär’s leicht.
Doch man sieht allmählich ein,
man muss hübsch bescheiden sein.
Schweige und begnüge dich,
lächle und füge dich,
s’ist einmal im Leben so,
allen geht es ebenso:
g’rad der allerschönste Traum
bleibt nur Schaum!
Ich bekomme eine tolle Medaille mit zwei (!) gestalteten Seiten, die einen Ehrenplatz an meiner heimischen Wall of fame erhalten wird. Mit leckerem Trank und Speis, u.a. frisches Müsli im Becher inkl. Löffel, mit Milch oder O-Saft (und damit für Veganer geeignet) sorgt man auch kulinarisch für gleichbleibendes Niveau. Niveauvoll, das ist die richtige Bezeichnung für diesen Lauf, und attraktiv, tadellos organisiert, kurzum: Es hat riesigen Spaß gemacht. Leute, auf nach St. Wolfgang am Wolfgangsee!
In Sankt Wolfgang am Wolfgangsee,
da steht das Glück vor der Tür,
und ruft dir zu: "Guten Morgen,
tritt ein und vergiss deine Sorgen!"
Und musst du dann einmal fort von hier,
tut dir der Abschied so weh;
dein Herz, das hast du verloren
an den Lauf am Wolfgangsee!
(Klaus und Margot Duwe)