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31.12.12 - Zagora Sahara Trail

Zurück in die Wüste

Autor: Joe Kelbel

Sehr viele hochgestellte Beamte sind anwesend. Marathon ist hier wie bei uns Fußball und die MdS-Läufer Halbgötter, wie Beckenbauer oder Gerd Müller. Ausländische Läufer werden begrüßt wie Olympiateilnehmer und niemand ahnt, dass Gabi die Weltordnung mit ihrem zweiten Platz heute zu Fall bringen wird.

Monika läuft ihren ersten Marathon, ausgerechnet in der Wüste. Niemand glaubt, dass sie heute finishen wird. Andreas hat die riesige Deutschland- Fahne vom Dach der Deutschen Botschaft organisiert. Startfoto vor der Tafel mit der Aufschrift “52 Tage bis Timbuktu”, das muss sein. Das Original der Kacheltafel hängt im Museum, war ein Wegweiser für die Karawanen nach Timbuktu. Erst 1591 wurde Timbuktu durch die Expedition der Saadiens entdeckt.

Auch Marokko hat seine blinden Läufer, Didier Benguigui “le malvoyant des sables“, auch mehrfacher MdS-Teilnehmer, wird von der Presse belagert. Lahcen Ahansal hat alle großen Läufer hier für den 9ten Extremmarathon versammelt, leistet damit sportliche Aufbauhilfe für die Jugend.

Wie in Marokko üblich, gibt es sehr viele “Mitläufer”, kleine Läufer, die mal große Läufer werden wollen. Sie laufen mit enormen Tempo los, um dann irgendwann in der Wüste erschöpft umzudrehen. Man darf sich da nicht mitreißen lassen, auch wenn man sogleich am Ende des Feldes ist.

 
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Der Halbmarathon beträgt nicht mehr 24 Kilometer, sondern 21,1 km , da die Runde durch die Innenstadt entfällt. Es geht gleich hinaus in die Wüste. Der Marathon erhält dadurch ein paar Dünen mehr. Der Sand macht das Laufen schwer, jeder sucht sich die beste Passage durch Steine und dornige Büsche. Die Ideallinie zu finden gelingt mir  nicht. Meine Lunge signalisiert mir, dass wir auf einem Hochplateau laufen (ca. 900 M.ü.NN).

 
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Bei km 6 die erste Verpflegungsstation: Datteln, Mandarinen, Zucker und Wasser, dann geht es bis zum Horizont, wo sich flimmernde Läufer mit der heißen Wüstenluft vermischen. So ziehen wir durch die endlose Geröllwüste, bis wir am Draa ankommen und eiskaltes, kristallines Wasser die Laufschuhe durchnässt.

 
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Kurz hinter der Marathonweiche in der Oase Ait Khadou nehmen Raimund und Gabi den falschen Weg. Gabi verpasst damit Platz 1. Aber egal, die Flussoase steht unter dem Schutz des Weltkulturerbes, muss man einfach gesehen haben. Dann geht es wieder hinaus, einfach weg von Allem. Polizeibeamte sichern noch den Rest Asphalt der Straße nach El Hamid, die irgendwann im Sande, kurz vor der verbotenen Grenze zu Algerien, endet. Dann ist absolute Ruhe.

Wortlos überhole ich Italien, Frankreich, Reste von Deutschland und Marokko, bis zu dem Zelt, wo Lahcen Ahansal lachend in einem Zelt sitzt und per Handy die Strecke überwacht. Dann beginnt der unendliche Anstieg hoch zu km 27, dem Pass der Sanddünen (so die Übersetzung).

Wie letztes Jahr bin ich überwältigt von diesem Anblick hier oben. Wahrscheinlich 600 Meter über der Laufstrecke geht der Blick zunächst zurück und dann nach vorne in die unendlichen Sanddünen, die nur von Beduinenzelten unterbrochen werden. Selbstauslöserfotos halten mich auf, aber das muss einfach sein, es ist der schönste Ort der Welt!

Direkt unter mir das Bivouac der Ahansals, wo wir morgen Silvester feiern werden. Dann lasse ich mich die 600 Hm die Dünen hinunterfallen, meine ausgelassenen Lustschreie verhallen irgendwo zwischen den jungfräulichen Dünen. Dann ist etwas gänzlich anders als letztes Jahr: der Wind hat den Sand vertrieben, jetzt gibt es guten, laufbaren Untergrund auf kleinen, sonnengeschwärzten Steinchen.

 
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Nicht ein Tropfen Schweiß klebt an mir, keine Fliege, kein Gel, nur Lust, also die des  Laufens, als ich einen Schwarzafrikaner überhole und ihm die volle Flasche Wasser in die Hand drücke.

Die meterlange Rippe, die mir letztes Jahr den Weg gewiesen hatte, ragt aus dem Sand hervor. Ich grabe sie aus, um ein Foto zu schießen. Da entdecke ich ein mumifiziertes Kamelskelett nicht weit entfernt.

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Informationen: Zagora Sahara Trail
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