Der Atem rast, ich muss alle paar hundert Meter eine Gehpause einlegen. Haben denn das Bergtraining und die Akklimatisation auf einer Meereshöhe von 1600m gar nicht geholfen? Mit Mühe schleppe ich mich ins Ziel auf dem Riffelberg.
Mit solchen Erinnerungen an meine bisher einzige Teilnahme am Zermatt-Marathon im Jahr 2006 belastet reise ich in den Schweizer Kanton Wallis. Bereits seit den späten neunziger Jahren verbringen wir regelmäßig unseren Urlaub oberhalb von Brig, in der Marathonszene auch bekannt als Ziel- und Startort des Gondo-Marathons. Aber auch bis Zermatt ist es nicht weit und was liegt da näher, als den Marathon „am schönsten Berg der Welt“, dem Matterhorn, zu laufen.
Es hat einige Zeit gedauert, Urlaubs- und Marathonpläne übereinander zu legen, aber dieses Jahr soll es sein. Bereits im letzten Oktober hatte ich mich angemeldet und glaubte, meine Form bis zum ersten Juli-Samstag, an dem der Gornergrat-Zermatt-Marathon (GZM), wie die Veranstaltung nun offiziell heißt, soweit zu steigern, dass ich es mit dem Ziel auf dem Gornergrat aufnehmen könnte. Denn seit 10 Jahren gibt es neben dem Marathonziel auf dem Riffelberg auf 2.582 Meereshöhe auch das Ultraziel auf dem Gornergrat, Höhe 3089 Meter. Zu den 1944 Steigungsmetern des Marathons kommen beim Ultramarathon also noch gute 500 Meter hinzu, was schwerer ins Gewicht fällt als die zusätzlichen 3,5 Kilometer Strecke.
Eingedenk der Erfahrungen von 2006 hatte ich mir bei der Anmeldung natürlich vorgenommen, noch mehr Bergtraining, auch in Höhenluft, zu absolvieren und noch stärker auf mein Gewicht zu achten. Gesagt getan, ich reise also mit weniger Bergtraining an als damals, dafür aber mit mehr Gewicht. Beste Voraussetzungen also für den zweiten Anlauf.
Wir treffen bereits am Mittwoch in unserem Feriendomizil ein. Im alten Dorfkern unseres Ferienortes gruppieren sich dunkle Holzhäuser und Speicher um die Dorfkirche, ein Postkartenidyll und eine schöne Einstimmung auf den Lauf.
Bevor es am Freitag zur Abholung der Startunterlagen in St. Niklaus geht, machen wir noch einen Spaziergang durch die Altstadt von Brig, bekannt auch durch das Stockalperschloss. Hier ist vom Tourismus nicht so viel zu spüren wie in dem unserer Veranstaltung namensgebenden Zermatt.
In St. Niklaus ist es ebenfalls ruhig. Zwar weisen uns schön gestaltete Plakate den Weg zur Regionalschule, in der die Startnummernausgabe ihren Platz gefunden hat. Aber auf die Atmosphäre einer Pasta-Party müssen wir pandemiebedingt verzichten. So finden sich immer nur vereinzelt Läufer zur Abholung ihrer Startnummer (rot für Ultra, blau für Marathon und grün für Staffel) ein.
Da ist es schon ein großer Zufall, dass ich auf Jens und Ricarda treffe, die Veranstalter der in der Ultramarathonszene bestens bekannten TorTour der Ruhr, einem Ultramarathon mit Distanzen ab 100 km. Mangels Pasta-Party führe ich mir in einem nahegelegenen Cafe Kohlenhydrate in Kuchenform zu und genieße dabei den Blick auf die hohen Berge. Das Wallis ist die Region mit der höchsten Konzentration von Viertausendern (38 von 82) in den Alpen. Und das Mattertal, in dem wir uns befinden, ist das tiefste Tal der Alpen. Ausschlaggebend für diese Bewertung ist die Höhendifferenz von über 3.900 Metern zwischen dem höchsten Berg und dem Talboden. Höchster Berg ist übrigens die Dofourspitze mit 4634 m und nicht das Matterhorn, welches es „nur“ auf 4478 m bringt.
Ein schöner Sonnenaufgang begrüßt mich am Samstagmorgen, als ich unser Chalet verlasse. Aber gleichzeitig künden Wolken von der Wetterprognose für heute. Wenig Sonne, zur Tagesmitte immer mehr zuziehend und ab dem frühen Nachmittag Regen. Während die Temperaturen im Mattertal läuferfreundliche 16-18 Grad aufweisen sollen, sind fürs Gornergrat 3 Grad vorhergesagt. Am Marathonziel Riffelberg dürften es etwa 13-14 Grad werden. Viele Ultras, an ihren roten Startnummern erkennbar, laufen dennoch in kurz/kurz, oft auch ohne Rucksack. Mir wäre das zu kalt, daher wird mir meine Frau, die ich bei km 39 an der Riffelalp treffen werde, ein Langarm-Shirt, eine Jacke, Mütze und Handschuhe mitbringen. Davon werde ich allerdings nur Gebrauch machen, falls ich bis zum Gornergrat hochlaufe, was ich wegen des Wetters nahezu ausschließe.
Doch so weit sind wir noch nicht, am Bahnhof in St. Niklaus entsteigen jetzt die Läufer den regelmäßig eintreffenden Zügen aus Zermatt und Brig. Für Teilnehmer ist die Fahrt zwischen Brig und Zermatt und weiter aufs Gornergrat für das ganze Wochenende kostenfrei – der Normaltarif für eine Fahrt hin- und zurück beträgt alleine ca. 160 CHF, also mehr als der Teilnehmerbetrag für den Ultramarathon von 155 CHF. Daher kommt kaum jemand mit dem Auto, auch ich habe mein Fahrzeug am Bahnhof in Brig abgestellt. Wer noch keine Startnummer abgeholt hat, kann dies jetzt nachholen, alle anderen wenden sich gleich zum Check-In. Hier müssen wir nachweisen, entweder gesundet, frisch getestet oder geimpft zu sein. Ich kann letzteres auf meiner App nachweisen, die vom Check-In Personal gescannt und für in Ordnung befunden wird.
Dann darf ich in das Startareal. Auf einer Wiese bietet sich die Gelegenheit für letzte Vorbereitungen, Packen, Dehnübungen, Cremen oder einfach nur Entspannen vor den kommenden Herausforderungen. Gleich nebenan auch der Gepäckwagen. Die Kleiderbeutel tragen die Farbe der Startnummern, sind sehr hochwertig und haben eine Innentasche mit Reißverschluss. Sehr praktisch, habe ich bislang noch nirgendwo erlebt.
Ebenso praktisch der wasserdichte Laufgürtel, in dem sich zwei Masken in der Veranstaltungsfarbe rot befinden. Durch die aktuellen behördlichen Verordnungen bleibt es uns allerdings erspart, diese wie ursprünglich geplant im Start- und Zielbereich tragen zu müssen. Ich verstaue in dem Laufgürtel meine Wertsachen und kann daher auf den ebenfalls angebotenen Wertsachenservice verzichten. Bevor es zum Start geht treffe ich schon wieder auf Jens und Ricarda. Wir sprechen über die Herausforderungen, denen sich die Veranstalter in der Pandemie ausgesetzt sehen. Vielen Dank bei dieser Gelegenheit an alle Veranstalter, insbesondere aber an Andrea Schneider, Chefin des GZM, und dem Team für die Mühen und Risiken, die Ihr auf Euch nimmt, um uns ein tolles Erlebnis zu ermöglichen. Dann geht es in die Startaufstellung, die ausnahmsweise in Blöcken erfolgt, tadellos organisiert, es läuft wie ein Schweizer Uhrwerk.
Ob es bei mir auch wie bei einem Schweizer Uhrwerk laufen wird? Das Startsignal verscheucht meine Gedanken und ich mache mich im letzten von 4 Startblöcken mit Ultraläufern auf den Weg. Nach uns starten dann ebenfalls in Blöcken die Marathon- und Staffelläufer. Wenige hundert Meter geht es auf der Talstraße, dann durchlaufen wir kurz die Fußgängerzone und in Richtung Bahnhof. Hinter dem Bahnhof geht es kurz durch den Wald. Während sich hier normalerweise ein Stau ergibt, hat sich das Problem durch den Blockstart komplett entschärft. Schon bin ich wieder einmal am Ende des Läuferfeldes, kann aber den einen oder anderen noch hinter mir lassen. Später laufen dann die Marathonläufer auf, so dass es nicht einsam wird auf der Strecke.
Die nächsten Kilometer sind gut zum Einrollen, auf Asphalt und nur geringe Steigungen, immer entlang der Bahnlinie, die wir mal unterqueren oder über Bahnübergänge kreuzen. Kommt dann ein Zug, heißt es warten, ich habe aber heute Glück. Auch die Mattervispe, ein kleiner, aber wilder Fluss, der scharfe Einschnitte in das Mattertal geformt hat, werden wir heute mehrfach auf Brücken queren. Bei Mattsand wird sie für das nahe Kraftwerk Ackersand zu einem Ausgleichsbecken, an dem wir entlanglaufen, aufgestaut.
Kurz danach erreichen wir den ersten Verpflegungspunkt Herbriggen. Die ausweislich ihrer Shirts genannten „Edelhelfer“ sind hier, wie an der ganzen Strecke, richtig gut drauf und reichen uns Wasser, Iso, Bananen, Schwämme, später auch Gel, Riegel, Cola und Bouillon. Ich schnappe mir je ein Becher Wasser und Iso und behalte dies fortan unter Ergänzung von Gel bei – meinem mitunter empfindlichen Magen war’s recht. Nah Herbriggen wechselt der Untergrund, nun geht es auf Forstwegen weiter. Es wechselt leider auch der Steigungswinkel, denn vor Randa müssen wir auf einem etwa 1 Kilometer langen Abschnitt ca. 100 Höhenmeter überwinden, die ich kräftesparend lieber gehe. Insgesamt verteilen sich auf die ersten 10 km bis Randa nur 280 Höhenmeter, weswegen die Bezeichnung „Flachetappe“ zumindest relativ gerechtfertigt ist.
Fast hätte ich übersehen, dass wir hier am gewaltigen Bergsturz von 1991 vorbeikommen, denn die Sicht auf den Schuttkegel ist versperrt durch Bäume und Sträucher. Offensichtlich dient der Schuttkegel als natürlicher Steinbruch, wie eine LKW-Waage, die wir passieren, erkennen lässt. Ursache für den Abbruch waren übrigens Wechsel von Frost- und Tauperioden seit der letzten Eiszeit, die das Gestein brüchig machten. Durch Beobachtung des Gebirges war man bereits einige Tage zuvor auf ein Ereignis, wenn auch nicht in dem Ausmaß, vorbereitet, so dass sich in den wenigen verschütteten landwirtschaftlichen Gebäuden und Ferienhäusern niemand aufhielt.
In Randa folgt im Dorfkern die zweite Verpflegung, danach schließt sich bis Täsch ein weiterer flacher, asphaltierter Abschnitt an, ein kurzes Stück müssen wir direkt entlang der Kantonstraße laufen, der einzige eher langweilige Abschnitt der Strecke. In Täsch erreichen wir bei km 14 die nächste Verpflegungsstelle, die sich hier sehr üppig auf gleich drei Bereiche aufteilen.
Hinter dem Ort folgen wir der für den allgemeinen Verkehr gesperrten Straße, denn Zermatt ist nicht nur am Marathontag autofrei. Wer nicht gleich mit der Bahn anreist, muss sein Auto im „Matterhorn Terminal Täsch“ stehen lassen und mit dem Bahn-Shuttle weiterfahren. Dergleichen Probleme haben wir nicht, denn wir „reisen“ zu Fuß und dürfen dabei sogar einen Straßentunnel nutzen. Schon einige Zeit geht es wieder aufwärts, daher bin ich froh, als wir von der Straße weg auf einen Trail geleitet werden, der uns auf dem „Hohsteg“ die Mattervispa überqueren lässt.
Fortan geht es wellig entlang des Flusses und der Bahnlinie entlang, felsiger Untergrund und leicht ausgesetzte Stellen erfordern jetzt mehr Aufmerksamkeit. Roland überholt mich und erzählt von seinen mehr als 10 Teilnahmen, davon 3*Ultra, beim GZM. Nur kurz stört ein Kies- und Betonwerk die Idylle des Trails, dem wir noch eine ganze Weile folgen. Dann ist plötzlich hinter einer Kurve „der schönste Berg der Welt“ sichtbar, jedenfalls der untere Teil, der Rest bleibt heute in den Wolken. Nun ist es nicht mehr weit bis Zermatt.
Der Heliport (Hubschrauberlandeplatz) am Ortsrand ist heute leergefegt, alles ausgeflogen. Liegt es daran, dass uns Läufern ein Gutschein von 30 CHF auf den Flugpreis von 220 CHF für eine Matterhornrundflug in den roten Helikoptern von Air Zermatt angeboten wird? Ich bleibe lieber am Boden, auch von dort weitet sich der Blick auf Zermatt. Wir laufen bergab zum Bahnhof (insgesamt verlieren wir auf der Strecke knapp 500 Höhenmeter), und gönnen uns dort wieder Verpflegung, bevor wir in Zermatt die Halbmarathonmarke erreichen.
Dort ist auch Wechsel der Staffeln und Start des Halbmarathon, der aus Pandemiegründen zur Entzerrung der Teilnehmerfelder ausnahmsweise erst am Sonntag stattfindet. Dann geht es durch langgezogen durch Zermatt, heute ist es eher leer und von den gefürchteten Elektroflitzern, die sonst Fußgänger gewagt umkurven, ist auch nichts zu sehen. Imposante Gebäude erregen meine Aufmerksamkeit. Wie die Pfarrkiche St. Mauritius, hinter der sich der Bergsteigerfriedhof befindet - das Matterhorn ist nicht nur schön, sondern auch der gefährlichste Berg der Schweizer Alpen, wie sich schon bei der Erstbesteigung durch den Engländer Edward Whymper 1865 zeigte.
Auffallend ist auch das Luxushotel Zermatterhof. Wohltuend bescheiden wirkt dagegen das Hotel Monte Rosa, mit dem Alexander Seiler 1839 den Tourismus in Zermatt begründete. Dann verlassen wir den Ortskern und laufen an der Mattervispa weiter Richtung Gornerschlucht, in der der Fluss, der hier seinen Namen in Gornervispa oder Gornera ändert, eine Klamm gefressen hat. Vor der Schlucht kehren wir allerdings um und laufen auf der anderen Seite des Flusses zurück. Nach einem kurzen Begegnungsstück und einer weiteren Verpflegung beginnt nun in Zermatt bei km 24,5 die Rampe zur Sunnega.
Auf 7 km haben wir fast 650 Höhenmeter vor der Brust, auf die uns eine kleine 2-Mann-Band musikalisch einstimmt. Immer wieder überholen mich nun Staffelläufer laufend, während die Marathonläufer unisono gehen. Trotz der nicht endend wollenden Steigung genieße ich die schöne Passage durch den Wald, freue mich aber auch, als die Verpflegungsstation an Patrullarve (km 28) auf 2000m das baldige Ende der Steigung ankündigt.
Auch Namensvetter Thomas scheint sich zu freuen, was mir angesichts der Tatsache, dass er barfuß läuft, nicht ganz erklärlich ist. Ab km 30 geht es weitgehend eben weiter, ich wechsele zeitweise wieder in den Laufschritt, bis zur nächsten Verpflegungsstelle bei km 32 Sunnegga (Sonnenecke) auf 2280m. Oberhalb der Baumgrenze ist es zweifelsohne eine sonnige Ecke, nur heute nicht. Dennoch ist viel los, da eine unterirdische Standseilbahn von Zermatt Besucher bequem in wenigen Minuten hier hochfährt. Man merkt der Landschaft bzw. den zahlreichen Bauten hier an, dass diese vorrangig auf den winterlichen Skibetrieb ausgelegt sind.
Weiter geht’s durch den Wolli Erlebnispark und am Leisee entlang. Bei schönem Wetter spiegelt sich das Matterhorn im See, heute allenfalls zu erahnen. Wir laufen weiter auf einem wunderbaren Single-Trail. Nach einem kurzen Abstieg erwartet uns eine weitere heftige Steigung. Hier merke ich dann doch die Höhenluft und beschließe, es heute beim Marathon zu belassen. Immer weiter führt uns der teilweise leicht ausgesetzte Weg in eine scheinbare Mondlandschaft. Tief unter uns liegt der smaragdgrüne Mosjesee, ein künstlich angelegter Wasserspeicher.
Wir passieren auf Holzbohlen einen kleinen Lärchenwald am Rande des Grindjisees und erreichen einen Schotterweg, der uns noch weiter in den Talschluss führt. Dann geht es mit Überquerung des Findelbaches bei km 35 an der anderen Talseite zurück. Vom Findelgletscher, der den Bach speist, ist hier nichts mehr zu sehen, nur das Geröll lässt erahnen, wie weit er einmal reichte. Beruhigend ist übrigens, dass ab Zermatt ca. alle 500 m ein Streckenposten vom Zivilschutz oder vom Helferteam auf uns aufpasst, selbst in dieser Abgeschiedenheit. Bis zur nächsten Versorgung an der Mountain Lodge „ze Seewjinu“ (km 36) führt uns ein meist ebener breiter Schotterweg. Ich bleibe dennoch lieber beim Gehen um mir Kräfte fürs Finale zu sparen.
Der folgende Abschnitt durch den Arvenwald, aber auch über Felsgeröll, ist wunderschön und abwechslungsreich, aber stolperanfällig. „You can call me Beat“ werde ich von einem Läufer angesprochen. Ich falle darauf rein, und antworte auf Englisch, bis mich Beat (so heißt der spaßige Schweizer mit Vorname) aufklärt. Er hat schon 20mal den Jungfrau-Marathon gefinisht, ich noch nie. Da muss ich auch mal hin, aber heute ist Riffelberg beim Ziel.
Kurz davor schützt ein hoher Zaun vor Leichtsinn und Unachtsamkeit, denn tief unter uns erblicken wir Zermatt. Bei Riffelalp müssen wir die Bahngleise der Gornergratbahn queren und laufen ein kurzes Stück entlang der höchstgelegenen Trambahn Europas, die den Bahnhof der Gornergratbahn mit dem Hotel Riffelalp verbindet. Hier ist für mich die vorletzte Verpflegungsstation, außerdem wartet meine Frau mit den warmen Sachen fürs Gornergrat auf mich, die ich nun doch nicht brauche.
Animiert von einem Alpenhorntrio geht es nun an die letzte Steigung, 360m auf 3 km. Hoch über uns sehen wir die Einhausung der Gornergratbahn, an der entlang uns der Weg führen wird. „Der Atem rast, ich muss alle paar Hundert Meter eine Gehpause einlegen“ -so ging es mir beim letzten Mal. Diesmal nicht, es zahlt sich die Einteilung der Kräfte aus. Zwar geht es langsam, aber kontinuierlich bis zum Riffelberg hoch.
Dort oben angekommen müssen wir noch einige kleinere Steigungen erklimmen, bis wir zur Ultraweiche kommen. Diese ist schon zu, den Cut-Off habe ich um 12 Minuten verpasst. Ich muss mir aber eingestehen, dass heute nicht mehr drin gewesen wäre und so war es allemal besser, langsam zu machen und die Landschaft zu genießen. Daher freue ich mich, jetzt ins Ziel am Riffelberg zu laufen.
… so steht es auf dem Zielbanner geschrieben. Ein fantastischer Empfang durch die Ziel-Moderatorin, die auch große Ausdauer zeigt, um auch die letzten zu begrüßen. Ich bekomme eine sehr schöne Medaille umgehängt, diesjähriges Motiv Stecknadelhorn. Fröhliche Edelhelfer im Verpflegungszelt, das sich dem Ziel unmittelbar anschließt. Hier gibt es auch das Finisher-Shirt, heuer in Gelb, und eine Kälteschutzfolie, denn inzwischen ist es zugig und es regnet. Ich gratuliere Klaus und Ulrike, wir hatten auf den letzten Kilometern viel Spaß zusammen. Ulrike hat heute übrigens ihren ersten Marathon überhaupt gelaufen, eine Wahnsinnsleistung!
Die Kleiderbeutel liegen schon für uns bereit, schnell noch umziehen – Dusche fällt pandemiebedingt leider aus – und dann mit der Gornergratbahn runter nach Zermatt. Vor dem Bahnhof treffe ich auch meine Frau wieder, um bei einer Pizza das Abenteuer ausklingen zu lassen, bevor es mit dem Zug nach Brig zurückgeht.
Als Nachbereitung für die Muskeln steht am Sonntag eine kleine Bergwanderung mit meiner Frau an. 500 Höhenmeter oberhalb unseres Chalets (wir nehmen die Seilbahn) gibt es einen schönen Panoramaweg (mit Straßenbeleuchtung!), von dem man bei schönem Wetter neben dem Simplonpass, über den der Gondo-Marathon führt, auch das Matterhorn sehen kann.
Der Weg führt schließlich zu einem Plateau, von dem man eine hervorragende Sicht auf den Aletschgletscher hat. Direkt daneben der Aletschwald, in dem jährlich im Juni der Aletsch Halbmarathon stattfindet… ich verscheuche den Gedanken mit einem Kaffee und Nusskipferl auf der Terrasse des Berghotels.
Danke an Andrea und das gesamte Orga- und Edelhelferteam von GZM!
Und beim nächsten Mal laufe ich aufs Gornergrat.
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