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19.07.09 - Zugspitz-Extremberglauf

Drehtag an der Zugspitze

Extremberglauf vom Feinsten

Das verspreche ich mir von einer erstmaligen Teilnahme am Zugspitz Extremberglauf. Wie die gesamte Laufszene war auch ich von den tragischen Ereignissen beim Lauf 2008 mit zwei Todesfällen schockiert. Aber ich bin der Meinung, dass es richtig ist, trotz dieser Tragödie den Lauf in 2009 wieder zu veranstalten. Wem hätte eine endgültige Absage des Laufes etwas gebracht?
Mich hat in 2009 keine Sensationslust zur Teilnahme am Lauf bewogen. Ich wollte diesen Lauf schon immer einmal machen, geht es doch in herrlicher hochalpiner Landschaft auf den höchsten Berg Deutschlands. Das Ziel in 2.963 Metern Höhe – das hat doch was.

Ich kenne die Region vom Bergwandern. Vor drei Jahren habe ich nach dem Osterfelder Berglauf in Garmisch die Gelegenheit genutzt und bin über den Klettersteig durchs Höllental auf den Gipfel der Zugspitze geklettert und auf der anderen Seite über Sonnalpin und Knorr Hütte wieder hinuntergewandert.

Vorbereitung für Davos – K 78

Der Zugspitz Extremberglauf führt über eine Strecke von 17,94 km von Ehrwald/Tirol zum Gipfel der Zugspitze. Es ist nicht die Länge des Laufes, die ihn so extrem schwierig macht. Es ist der Höhenunterschied von 2.235 m auf dieser relativ kurzen Streckenlänge. Der Lauf ist nichts für unerfahrene Bergläufer. Zum Einstieg in die Berglaufszene ist er nicht geeignet. Ich war daher überrascht, als ich bei meiner Anreise im Zug nach Ehrwald einen Teilnehmer aus Dänemark traf, der noch nie einen Berglauf gemacht hat und dennoch gleich auf die Zugspitze laufen wollte.

Für alle Läufer, die den letzten extremen Aufstieg nach Sonnalpin auf den Gipfel nicht mehr mitmachen wollen oder können, wird eine zweite Variante mit Beendigung des Laufes bei Sonnalpin angeboten. Hier in 2.576 m Höhe haben die Läufer eine Strecke von 16,61 km und 1.836 Höhenmetern bewältigt. Das sind immer noch so viele Höhenmeter wie beim Alpin-Marathon in Oberstaufen oder beim weltberühmten Jungfrau Marathon.

Ich möchte eine Woche vor dem Swiss Alpine in Davos an der Zugspitze einen letzten Härtetest absolvieren. Da es beim Zugspitz Extremberglauf  kaum Streckenabschnitte mit Gefälle gibt, ist er für mich ein idealer Test für den K 78, denn die Regeneration geht nach einem solchen Lauf doch recht schnell.

Freitags entschlossen und Sonntag gelaufen

Ich entschließe mich daher am Freitag, das Wochenende nicht in den Hügeln des Königsdorfer Waldes zu verbringen und buche meine Fahrt mit der Bahn nach Ehrwald in Österreich. Der Zugspitz Extremberglauf startet seit einiger Zeit nicht mehr von der deutschen Seite in Garmisch-Partenkirchen. Der Start erfolgt nunmehr von Ehrwald/Österreich. Hier gibt es eine wunderschöne Region zum Bergwandern, Klettern und auch Berglaufen.

Die Strecke führt über die Ehrwalder Alm und Hochfeldern Alm zum Gatterl, wo die Landesgrenze nach Deutschland überschritten wird. Es geht nun hinein in den hochalpinen Teil vorbei an der Knorr Hütte, wo man sich schon über 2.000 Meter Höhe befindet. Immer stetig ansteigend geht es durchs Zugspitzkar hinauf bis zur Station Sonnalpin. Wer hier nicht aussteigt hat das Härteste nun noch vor sich: den Aufstieg über den windanfälligen Grat, ca. 400 Höhenmeter steil ansteigend über Fels und Stein. Wahrlich ein Streckenabschnitt nur für erfahrene und gut trainierte Bergläufer!

Ehrwald im Regen

Das Wetter lässt am Tag vor dem Lauf zu wünschen übrig. Die schwüle Hitze der letzten Tage ist weg, es regnet in Strömen. Man sieht an den Hängen der Berge, so man überhaupt hinauf schauen kann, frischen Neuschnee. Die Schneefallgrenze scheint unter 2.000 m gefallen zu sein. Das verheißt nichts Gutes für den Lauf am Sonntag. Mit jedem Meter Höhe sinkt die Temperatur der Luft ab. Im Tal ist es deutlich kühler als 20 Grad C, damit dürfte es in der Gipfelregion schneien.

 
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Ich treffe Thomas aus Berlin. Auch er ist extra für den Zugspitzlauf angereist. Wir sind uns nicht sicher, ob es morgen auf den Gipfel gehen wird. Keiner von uns ist wild darauf, den Lauf bei Sonnalpin zu beenden oder die Ausweichstrecke zur Grubigalm zu laufen.

Nach einer Nacht mit weiterem Regen im Tal und Schnee in der Höhe ist der Morgen zunächst klar. Als ich gegen 6 Uh aus dem Fenster schaue kann ich die Gipfel der umliegenden Berge frei sehen. Das ändert sich allerdings rasch. Es zieht sich wieder zu. Die Gipfel liegen in Wolken.

Aber es ist trocken. Gottlob fäll kein Regen mehr. Ich frühstücke in aller Ruhe auf meinem Zimmer im Hotel Residence. Da das Frühstück im Hotel erst um 7.30 Uhr beginnt, wurde allen Läufern ein Frühstück schon am Vorabend aufs Zimmer gebracht. Ein netter Service.

Sekt oder Selters – Gipfel, Sonnalpin oder Grubigalm

Der Start des Laufes ist für 9 Uhr vorgesehen. Ich habe genug Zeit noch einmal die 500 m zum Zugspitzsaal zu gehen und mich dort umzuschauen.

Wie alle Läufer möchte ich natürlich etwas erfahren über eine mögliche Verlegung es Ziels. Um 7.45 Uhr ist im Zugspitzsaal noch keine Entscheidung bekannt. Es melden sich immer noch Nachmelder für den Lauf an. Jeder Läufer erhält mit den Startunterlagen ein Ticket für die Talfahrt mit der Tiroler Zugspitzbahn und eine Zugspitzlauf-Kappe. Zur Zeitmessung ist ein Chip an der Startnummer befestigt. Er wird gleich nach dem Zieleinlauf wieder zurück gegeben.

Ich gehe zum Startgelände auf dem Martinsplatz (1.030m). Dort sind schon viele Läufer versammelt. Gerade als ich meine Wechselkleidung zum Transport auf den Zugspitzgipfel abgeben möchte, höre ich die unangenehme Nachricht. Es gibt nur Selters. Der Veranstalter hat weiter oben am Startbogen bekannt gegeben, dass aus Sicherheitsgründen die Ausweichstrecke zur Grubigalm gelaufen wird.

Heftige Diskussionen

Diese Entscheidung wird unter den Läufern heftig diskutiert. Die Meinungen gehen z. T. weit auseinander. Niemand freut sich über die Verlegung. Die Mehrheit ist aber mit der Entscheidung des Veranstalters einverstanden, insbesondere mit Blick auf die tragischen Ereignisse des vergangenen Jahres.
Ich treffe Helmut Reitmeir, Urgestein der deutschen Bergläuferszene. Helmut war am Samstag noch oben in der Gipfelregion und berichtet von großen Schneemassen. Dennoch möchte ein neben uns stehender Läufer unvermindert zum Gipfel laufen. Wer am Abend die Fernsehbilder vom Gipfelbereich gesehen hat, wird jedoch die Entscheidung des Veranstalters für absolut vernünftig ansehen.

Angesichts von 60-70 cm Neuschnee wäre eine Durchführung des Laufes auf der Originalstrecke zu gefährlich. Für Veranstalter Peter Krinninger gab es neben den Neuschneemassen noch zwei weitere Gründe für die Verlegung: Temperaturen um Minus 4 Grad C und starker Wind. Der Wind hätte durch den Windchillfaktor die gefühlten Temperaturen weit unter 10 Grad  C Minus sinken lassen. Dies wäre vor allem auf dem Schlussanstieg über den windausgesetzten Grat zum Gipfel unverantwortbar gewesen.

Auch ich bin enttäuscht. War doch Gipfel mein Ziel, deshalb bin ich hier. Aber ich halte die Entscheidung des Veranstalters für die einzig Richtige. Auch eine Verlegung des Ziels nach Sonnalpin wäre angesichts der Neuschneemassen nicht vertretbar. Zu groß wären die Gefahren im hochalpinen Bereich oberhalb der Knorr Hütte gewesen.

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Informationen: Zugspitz-Extremberglauf
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