Was sagen Sie dazu?
Normalerweise findet Berglauf ohne größeres öffentliches Interesse statt. Beim Zugspitzlauf 2009 ist dies völlig anders. Es sind mehrere Fernsehteams vor Ort und drehen eifrig für ihre Beiträge. Während ich mich mit Thomas aus Berlin über die Verlegung unterhalte kommt ein Team des ZDF auf mich zu und fragt, ob sie mich zum Zugspitzlauf interviewen könnten. Geplant sei ein Beitrag für die Sendung der Drehscheibe Deutschland, Ausstrahlung am Montag nach dem Rennen. Klar bin ich dabei.
So komme ich zwar nicht laufend auf den Gipfel der Zugspitze, aber immerhin in die Drehscheibe Deutschland. Ich werde vor dem Start interviewt und an einer Verpflegungsstation. Dazu erwartet mich das Team im Ziel und ich werde unmittelbar nach dem Zieleinlauf nach meinen Eindrücken befragt.
Trainingslauf mit Zugspitze in Wolken
Doch wie ist nun der Ausweichlauf? Zunächst wird aus logistischen Gründen der Start von 9.00 auf 10.30 Uhr verschoben. Viele Läufer nutzen die Gelegenheit und stürmen die umliegenden Cafes. Die öffnen spontan und haben schon vor der eigentlichen Geschäftseröffnung den Tagesumsatz in der Kasse. Auch ich trinke in Ruhe im warmen Cafe noch einen Milchkaffee. Viele Läufer überbrücken die Zeit zum Start in ihren nahegelegenen Quartieren.
Vor dem Start beobachte ich die Mitläufer. Es scheint so, als hätten viele aus den Ereignissen des letzten Jahres Konsequenzen gezogen. Kurze Hosen und Trägershirts sieht man selten. Viele Läufer haben mehrere Schichten übereinander an und/oder tragen einen Trinkgürtel/Trinkrucksack mit Ersatzkleidung mit sich.
Ich habe mich für eine kurze Hose entschieden, trage aber zwei Unterhemden mit Windschutzfunktion unter meinem Laufshirt. Dazu habe ich wie immer bei Bergläufen Ersatzkleidung im Trinkrucksack. Angesichts der Verlegung der Strecke kommen viele Läufer in Bezug auf die Kleidung in Grübeln. Ich bin jedoch zu bequem noch einmal ins Hotel zu gehen und mich dort überflüssiger Kleidung zu entledigen.
Gedenkminute vor dem Start
Vor dem Start wird den beiden im Vorjahr ums Leben gekommenen Läufern in einer Gedenkminute gedacht. Alle sind im Gedanken bei den Familien der Opfer.
Die juristische Auseinandersetzung um das Geschehen von 2008 ist aktuell in eine neue Runde getreten. Organisator Peter Krinninger erhielt Anfang der Woche vom Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen einen Strafbefehl über 13.500 € wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung, wogegen er Einspruch eingelegt hat. Somit wird es zu einer Gerichtsverhandlung kommen.
Grubigalmer Hügellauf
Direkt nach dem Start drehen die Läufer um 3600 und laufen entgegen der ursprünglichen Laufrichtung nach Lermoos. Das neue Ziel ist die Grubigalm in 1.714 m Höhe. Die Begeisterung unter den Läufern ist gebremst. Von Euphorie keine Spur. Manche sind zum Ausweichlauf gar nicht erst angetreten, etliche sind verärgert über die späte Entscheidung. Einige haben sich am Morgen des Lauftages erst angemeldet und 78,00 € Startgeld bezahlt. Dafür gibt es nun einen Hügellauf. Dass dies auf die Stimmung schlägt, ist nach zu vollziehen.
Beim Lauf ist dies auch das beherrschende Thema unter den Läufern. Viele äußern offen ihre Erwartung oder Hoffnung, dass ihnen der Veranstalter im nächsten Jahr einen finanziellen Bonus beim Startgeld einräumt. Die Veranstalter in Davos haben es 2008 vorgemacht und den Unmut über Vorverlegung des Zeitlimits und den folgenden Disqualifikationen mit einem Angebot zum Freistart in 2009 gemildert. So macht man positive Schlagzeilen.
Der Lauf führt nach Lermoos hinauf über asphaltierte und mit Schotter bedeckte Wirtschaftswege. 700 Höhenmeter sind bis zur Grubigalm zu bewältigen. Der Sieger Ulli Dammenmüller läuft in knapp 56 Minuten vor dem mehrfachen Sieger des Alpin-Marathons in Oberstaufen Michael Barz über die Ziellinie.
Ich lasse mir Zeit und gebe dem ZDF-Team gerne die zugesagten Interviews an der Verpflegungsstelle und im Ziel. Die Strecke ist so, dass man sie fast durchgängig laufen kann. Ich gehe jedoch bewusst einige laufbare Streckenabschnitte, um einen besseren Trainingseffekt für Davos zu haben.