Mit Florian Jäger haben wir einen, der sehr gut laufen und schreiben kann. Das eigentlich Besondere aber: Er hat Psychologie studiert. Das emphatisch Analytische und Beschreibende schwingt durch sein gesamtes Buch.
„Im Rhythmus des Laufens“, im Wiener egoth Sport-Verlag erschienen, ist erlebnisnah von „Innen“ herausgeschrieben. Die einzelnen Kapitel sind in sich abgeschlossene Laufberichte. Klar, es geht um Training und Wettkampf, um die Marathons in Berlin, Düsseldorf und München, die der Autor erfolgreich bestritt. Er schildert seine Erlebnisse als Helfer beim Berlin Marathon, wenn er mal nicht selbst dort lief. Amüsant und nachvollziehbar auch seine Reflexionen vom Rennsteiglauf und dem Zugspitz Ultratrail. Wunderbar sind Jägers Schilderungen vom einfach draufloslaufen, sei es vor der eigenen Haustür in Berlin oder auf Trails beim japanischen Fuji, dem kalifornischen Yosemite und dem Südtiroler Meran. Florian Jäger ist ein Abenteurer, der auch mal Grenzerfahrungen sucht.
Der Autor zeigt uns die Vielschichtigkeit des Laufens auf. Wer das Laufen wirklich lebt, für den zählen nicht nur Kilometer, Zeiten und Wettkämpfe. Jeder Läuferort hat seine Stimmungen und seinen Charakter. Man muss sich nur drauf einlassen und natürlich laufen…
Für mich ist es ein Buch das Spaß macht, von einem Läufer für Läufer. Einem Nichtläufer würden sich die inneren Gedankengänge um das Laufen vielleicht nicht erschließen, zum Laufen animieren können sie aber schon.
Ich empfehle, das Buch nicht in einem Rutsch durchzulesen. Besser erlebte ich den Lesegenuss bei jedem Tag ein Kapitel mit einer Tasse Tee und danach ging es auf die Laufrunde. Für die 20 Kapitel kann sich der Leser also ruhig drei Wochen Zeit lassen. So lässt es sich etappenweise auf das besonders philosophisch nahegehende Schlusskapitel hinarbeiten, in dem der Autor den Zeitgewinn des Läufers beim Laufen entwickelt.
„An der Oberfläche finden im Laufen verschiedene Bedürfnisse Anklang: Sporttreiben, Naturerleben, Gesundheitsvorsorge, Abschalten, Entspannen, Meditation, Sightseeing, Wetteifern, sich Fortbewegen. Etwas tiefer darunter laufen zahllose Gefühle, Gedanken und physiologische Prozesse mit – alles unübersichtlich verästelt. Schaut man aus etwas Distanz darauf, wird das alles zu einem Einzigen, einer nicht Einzelnen unterscheidbaren Gleichzeitigkeit.“
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