Mit begeistertem Feedback der insgesamt über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, einer spektakulären wie herausfordernden Streckenführung und einer eindrucksvollen Live-Übertragung des gesamten Rennens hat der Rheinquelle-Trail auch unter den besonderen Bedingungen eines umfangreichen COVID-19-Schutzkonzeptes am Samstag eine Traum-Premiere gefeiert.
An der Spitze der 41,1 Kilometer langen Runde des «Tomasee-Trails» sorgten trotz Top-Besetzung mit gleich einigen Athletinnen und Athleten der absoluten Trail- und Skyrunning-Weltspitze die Lokalmatadorin Nina Zoller sowie der in Bedanno im Tessin lebende Marrokaner Elazzaoui Elhousine für Solosiege. Elhousine hatte bereits an der ersten Zwischenzeit an der Bergstation der Tgom-Bahn 2:36 Minunten Vorsprung und baute diesen in einem souveränen Rennen auf maximal 8:02 Minuten an der siebten Zeitmessung auf dem Oberalppass aus. Auf dem Rückweg Richtung Sedrun rückte der 27-Jährige in Ollon lebende Franzose Kevin Vermeulen dem Afrikaner zwar näher, aber mit 6:59 Minuten Vorsprung war es für Elazzaoui, der in Graubünden 2018 unter anderem schon Zweiter beim Davoser «K27» geworden ist, am Ende trotzdem ein souveräner Sieg. «Ich habe noch nie ein Rennen mit so vielen Höhenmetern gemacht», so der 28-Jährige. «Ein unglaublich schönes Rennen und perfekt organisiert.» Dritter wurde in 4:52:20 Stunden Lucien Epiney aus Zinal. Jonas Russi und Patrick Cathry aus Andermatt kamen auf den Rängen fünf und acht ins Ziel.
Duathlon-Weltmeisterin Nina Zoller setzte sich wie Elhousine bereits auf den ersten Metern des ersten Anstieges ab und lief danach ihr eigenes Rennen. Auf der Alp Tgom hatte sie bereits 2:46 Minuten Vorsprung. «Ich wusste, dass ich vorne war, aber ich hatte keine Ahnung zu den Abständen nach hinten», so die 33-Jährige. Ähnlich wie der Sieger der Männer konnte sie ihren Abstand zunächst immer weiter ausbauen und passierte die fünfte Zeitnahme auf der Maighelshütte mit 8:28 Minuten Vorsprung auf die zweifache Siegerin des Eiger Ultra Trail 101, Kathrin Götz aus Bellach.
Danach kam die 40-Jährige Ultra-Spezialstin der Führenden allerdings wieder näher. Auf dem Gipfel des Pazolastocks lag sie nur noch 7:23 Minuten hinter Zoller, auf dem Oberalppass war sie schon bis auf 5:17 Minunten aufgerückt. Näher als 2:10 Minuten bei der letzten Zwischenzeit in Denter Auas kam Götz, die 2018 auch den K54 Scenic Trail beim Swissalpine in Davos für sich entschieden hatte, der Bündner Multisportlerin aber nicht mehr. Nach 5:36:31 Stunden setzte sich Nina Zoller mit 2:16 Minuten Vorsprung durch. Dritte wurde die Deutsche Daiela Oemus aus Stadtroda.
Ein super starkes Rennen lieferte auch die erst 20-jährige Ski- und Trailsportlerin Lena Kropf aus Rabius in 6:10:03 Stunden auf Platz vier. Corina Hengartner aus Lohn, im vergangenen Jahr Siegerin des «K43» in Davos und Dritte beim Transruinaulta, wurde in 6:17:12 Stunden Fünfte – knapp vor der 31-jährigen Lokalmatadorin Ursina Condrau aus Disentis/Mustér und der siebenfachen Gigathlon-Siegerin Nina Brenn aus Flims-Waldhaus. Top-Favoritin Francesca Canepa musste das Rennen mit Wadenproblemen bereits nach vier Kilometern aufgeben. Die Siegerin des Ultra Trail du Mont Blanc und Fünfte des «T88» 2018 in Davos, war mehr als enttäuscht.
Auf der kleinen Runde der Trail-Premiere in Disentis Sedrun, dem «Tgom-Trail», setzte sich nach 16,2 Kilometern und 1:45:25 Stunden Samuel Jud aus Männedorf mit 16 Sekunden Vorsprung vor Cla-Ursin Nufer aus Rueras durch. Dritter wurde Isai Näff aus Sent – 5:46 Minuten zruück. Nufers Bruder Jon-Fadri wurden Sechster. Den Sieg bei den Frauen holte Sabina Bigger aus Klosters, die sich in 2:01:11 Stunden deutlich vor Tamara Kamm aus Zürich und Karin Bühler aus Rüti durchsetzte. Janna Venzin aus Curaglia wurde in 2:23:39 Stunden Sechste.
Am Morgen hatte die Rennleitung mit Blick auf die Wettersituation auf dem Tgom den Start des Rheinquelle-Trail kurzfristig eine halbe Stunde nach hinten verschoben. Ansonsten verlief die Premiere des neuen Events aber abgesehen von einigen kleineren Stürzen und Schürfwunden reibungslos und dann sogar fast komplett trocken. «Ich glaube, wir können zufrieden sein und darauf jetzt aufbauen», so Simona Barmettler, OK-Präsidentin des Rennens. «Mit dieser Premiere haben wir erst einmal Massstäbe gesetzt», bilanzierte auch Projektleiter Stefan Schwenke zufrieden. «Irgendwas kann man immer verbessern – aber aktuell sind wir einfach überwältigt vom positiven Feedback, das uns überrollt.»
An beiden Event-Tagen waren bei Start und Ziel und entlang der gesamten über 40 Kilometer langen Strecke insgesamt über 100 Voluntaris im Einsatz, um die Veranstaltung zu stemmen. «Das war einfach unglaublich. So perfekt organisiert. Ich habe versucht, mich an der Strecke bei jedem zu bedanken – aber das ging gar nicht», so Emma Pooley, zweifache Zeitfahr-Weltmeisterin und Gewinnerin der Silbermedaille im Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in Peking. Die 37-jährige Britin, die in Hausen am Albis lebt, hatte noch drei Tage vor dem Rheinquelle-Trail einen neuen Everesting-Weltrekord aufgestellt und die alte Bestmarke der Frauen für 8848 Höhenmeter auf dem Rennrad um sensationelle 15 Minuten unterboten. In Sedrun kam die 37-Jährige, die für das Team Salomon Switzerland läuft, mit 1:32:47 Stunden Rückstand auf Zoller auf Rang 13 ins Ziel.
In einem aufwändig produzierten Livestream konnte der Rheinquelle-Trail am Samstag in voller Länge weltweit über YouTube und im mit umfangreichen COVID-19-Massnahmen gesicherten Start- und Zielgelände verfolgt werden. «Für eine Veranstaltung dieser Art so wohl bisher nahezu einmalig – und für eine Premiere sowieso», so Stefan Schwenke. «Riesengrosses Kompliment an das Team von Livemotion und Dank an die Kommentatoren Roger Alig und Stephan Wenk.» Wenk, Mitglied der Schweizer Trail-Nationalmannschaft und selbst mit Startnummer 2 für den Rheinquelle-Trail gemeldet, musste seine aktive Teilnahme als Läufer kurzfristig absagen und konnte so als Experte die eindrucksvolle Live-Übertragung noch weiter aufwerten. Einzig beim Upload des fertigen Signals gab es immer wieder Probleme. Während die Zuschauer im Zielbereich perfekte Bilder aus dem Rennen geniessen konnten und Sieger Elhousine dank herausragender Kameraläufer beinahe die gesamte Strecke über direkt auf den Fersen blieben, stockte die Übertrag bei Social Media. «Da waren die Kapazitäten der Leitungen einfach an der Grenze – oder auch komplett ausgeschöpft», so Produktionsleiter Raffael Huber.
Um den Rheinquelle-Trail durchführen zu können – parallel zum Bike Giro im Engadin die erste grössere Sportveranstaltung für diesen Sommer in Graubünden – hatten die Veranstalter aufwändige COVID-19-Sicherheits-Konzepte eintwickelt und mit der Gemeinde abgestimmt. Dazu gehörte unter anderem eine Erfassung aller Personen auf dem Eventgelände. Die zweite Austragung des Rheinquelle-Trails ist für den 10. Juli 2021 geplant.
www.rheinquelletrail.ch
09.07.22 | Ad fontes |
Daniel Steiner |