Überraschend und zugleich sensationell lief am dritten Swiss Irontrail eine Frau als Overallsiegerin durchs Ziel in Davos. Denise Zimmermann aus Mels distanzierte die männliche Konkurrenz auf den über 200 Kilometern um 39 Minuten und mehr.
Sie sei ein verrücktes Huhn, sagt Denise Zimmermann von sich. Am Swiss Irontrail erhielt diese Aussage, die auf ihrem Wesen und dem Laufpensum basiere, eine zusätzliche Bedeutung. Auf den 202 Kilometern stellte sie mit 38:15:54 Stunden die absolute Bestzeit auf. Und unbewusst spielte sie mit der männlichen Konkurrenz geradezu. „Zimmermann machte stets nur kurze Pausen. Dies warf mich aus dem Konzept, weil ich dadurch – um den Anschluss nicht zu verlieren – nicht mehr das eigene Tempo lief.“ Diese Worte stammten von Thomas Ernst, welcher der Melserin als einziger im Feld der auf dem T201 144 Gestarteten einigermassen Paroli zu bieten vermochte.
Zwischen Fuorcla Surlej, die mit ihren 2755 Metern Höhe den Kulminationspunkt des gemäss Eigenwerbung „schönsten Ultratrail der Welt“ bildet, und der Alp Flix liefen die beiden oft zusammen oder in nahem Abstand zueinander. Anschliessend machte sich Zimmermann auf und davon und holte auch bald einmal den zu jenem Zeitpunkt führenden Michael Kaufmann aus Dürnten ein. Letztlich betrug ihr Vorsprung 39 Minuten. Der Rückstand auf die, für die Spitze offenbar überaus optimistisch kalkulierte Marschtabelle betrug rund acht Stunden.
Pikantes Detail: Die 39-Jährige war lediglich eine Minute länger unterwegs als der siegreiche und diesmal auf dem T81 gestartete (3. Platz) Andreas Allwang aus München vor Jahresfrist.
„Es ist ein cooles Gefühl, den Swiss Irontrail als Overallsiegerin zu beenden“, so Zimmermann am Samstag kurz nach zwei Uhr nachts. Auf der sportlichen Reise, die am Donnerstag um die Mittagszeit begonnen hatte, durchlebte die zweimalige Schweizer Meisterin über 100 Kilometer sowie aktuelle Schweizer Rekordhalterin im 24-Stunden-Lauf (210 Kilometer) und die anderen Ausdauersportler ein Wechselbad der Gefühle. Positive Emotionen kamen ebenso auf wie kritische Momente. „Krisen, die bei einem derart langen Lauf nun einfach einmal dazu zählen, verdrängte ich“, so die Läuferin aus dem Sarganserland. Unvergesslich in Erinnerung bleibt ihr wegen des „wunderschönen Sonnenunterganges und der am Himmel funkelnden Sterne“ der Aufstieg auf Muottas Muragl.
Für Ernst stellte der Schneesturm auf dem Weisshorn das eindrücklichste Erlebnis dar. Überhaupt sahen sich die Läufer mit der gesamten Wetterpalette von Sonnenschein, Wolken, Nebel, Regen, Schnee und Eis konfrontiert. Doch: „Die Bedingungen waren weniger schlimm wie befürchtet“, sagte Zimmermann. Gleichwohl forderten sie die Läufer auf den mehr als 200 Kilometern, auf denen es je 11 480 Meter auf- und abwärts ging, zusätzlich. „Ich bin müde“, lautete denn auch die Antwort der Frauensiegerin und des Männergewinners auf die Frage nach dem körperlichen und geistigen Zustand. „Aber schön wars.“
Als Erster überhaupt traf in der Nacht auf Samstag Marco Gazzola in Davos ein. Der Tessiner gewann den in der Nacht auf Freitag in Samedan gestarteten T141. Die 145,8 Kilometer, auf denen es 8220 Meter auf- und 8370 Meter abwärts ging, meisterte der frühe Eishockeyspieler (HC Davos und EHC Chur) in 22:33:18 Stunden. Eindrücklich war seine Vorstellung speziell auf dem Schlussabschnitt: Den sechs Kilometer langen Weg vom Strelapass hinunter zur höchstgelegenen Stadt Europas meisterte er in gerade einmal 22 Minuten.
Gazzola hatte gleich doppelten Grund zur Freude: Seine Freundin Arianna Regis, ebenfalls eine erfahrene Ultraläuferin, war auf der gleichen Distanz in exakt 30 Stunden die schnellste Frau. „Unterwegs dachte ich mehrmals an sie. Speziell auf schwierigen Abschnitten „hoffte ich, dass auch sie den Lauf erfolgreich schafft.“ Die telefonisch erteilten Ratschläge scheinen ihre Wirkung erzielt zu haben.
Die Sieger im T81 hiessen Jay Aldous (I-Roma) und Brigitte Eggerling (Chur), jene im T41 Gion-Andrea Bundi (Davos Platz) und Simone Philipp (D-Weitnau). Den erstmaligen T21 entschieden Martin Guess (USA-Colorado) und Lena Kropf (Rabius) für sich.
Hier gibt es die ersten Bilder
T201 (201,8 km; Davos–Davos; +/-11 480 m).
Männer:
1. Thomas Ernst (Winterthur) 38:54:15.
2. Marcel Knaus (FL-Ruggell) 25:52 zurück.
3. Chad Lasaster (UAE-Abu Dhabi) 2:19:06.
Frauen:
1. Denise Zimmermann (Mels) 38:15:54.
2. Marta Poretti (I-Busto Arsizio) 8:43:06.
3. Jeanette Dalcolmo (Klosters) 11:41:08.
T141 (145,8 km; Samedan–Davos; +8220 m/-8370 m).
Männer:
1. Marco Gazzola (Claro) 22:33:18.
2. Florian Grasel (A-Erlach) 2:00:01.
3. Frank Maier (D-Aichwald) 8:34:49.
Frauen:
1. Arianna Regis (Claro) 30:00:34.
2. Jeanette Odermatt (Siebnen) 7:27:14.
3. Nicole Pfaue (D-Remshalden) 7:27:19.
T81 (88,1 km; Savognin–Davos; +5010 m/-4630 m).
Männer:
1. Jay Aldous (I-Roma) 12:29:20.
2. Alister Bignell (F-Servoz) 15:38.
3. Andreas Allwang (München) und Jacques Dehnbostel (DK-Kbenhavn) 37:59.
Frauen:
1. Brigitte Eggerling (Chur) 14:25:01.
2. Anja Hofmann (Ladir) 2:13:54.
3. Kimberly Strom (F-Challex) 3:44:46.
T41 (42,7 km; Lenzerheide–Davos; +2660 m/-2510 m).
Männer:
1. Gion-Andrea Bundi (Davos Platz 4:23:39.
2. Marco Wildhaber (Flumserberg) 21:14.
3. Anton Philipp (D-Weitnau) 22:31.
Frauen:
1. Simone Philipp (D-Weitnau) 6:10:54 und Ildikó Wermescher (D-Landsberg am Lech) 22:31.
3. Natalia Roman (Goldau) 54:03.
T21 (21,1 km; Arosa–Davos; +1140 m/-1330 m).
Männer:
1. Martin Guess (USA-Colorado) 2:07:27.
2. Lorenzo Naldi (I-Firenze) 6:31.
3. Andreas Hobi (Sargans) 12:05.
Frauen:
1. Lena Kropf (Rabius) 2:44:59.
2. Brooke Mcmillen (USA-Boulder) 2:22.
3. Nadia Placereani (Sissach) 9:12.