Baden-Baden bringt man ja eher nicht mit Marathon oder gar Ultralauf in Verbindung. Auch bei der jährlich im Kurhaus stattfindenden Ehrung der Sportler des Jahres spielen mangels Erfolg und Öffentlichkeit Vertreter dieser Laufdisziplinen keine Rolle. Und dass eines der beliebtesten Laufportale im deutschsprachigen Raum hier ansässig ist, weiß in der Kurstadt auch kaum jemand.
Manchmal kommt es aber vor, dass dem hier beheimateten Südwestrundfunk der eine oder andere Extremläufer ins Thema passt. So geschehen in diesen Tagen, als zu Aufnahmen zur Sendung „Die Wüsten dieser Erde“ (Sendetermin 12. März 2011, 20.15 Uhr, SWR 3) Brigid Wefelnberg und Lahcen Ahansal in der Kurstadt weilten. Beide traf ich zu einem kurzen Kaffeeklatsch.
Lahcen Ahansal ist in der Branche ein absoluter Weltstar. Er kommt aus Marokko, genau gesagt aus Zagora, wo ganz zu Anfang der Marathon des Sables (MdS) gestartet wurde. Klar, es war sein Traum, einmal an diesem Rennen teilzunehmen und es vielleicht sogar zu gewinnen. 10mal hat er sich bisher in die Siegerlisten dieses einmaligen Etappenlaufes durch die Wüste seiner Heimat eingetragen, 3mal übrigens auch sein Bruder Mohamed. 2001 gewann er auch einmal den K78 beim Swiss Alpine, dazu viele weitere extreme Ultras und Etappenläufe.
Trotz dieser Erfolge, die Lahcen nicht nur in seiner Heimat zur Legende machen, spricht der sympathische Sportler mehr von seinen jüngsten Läufen und weiteren Plänen, als von vergangenen Heldentaten. Zum Beispiel vom Al Andalus Ultra Trail, einem Lauf über 220 km in 5 Etappen (37km-42km-42km-61km-37km) durch Andalusien.
Hey, das hört sich doch an, als wäre das was für die m4y-Leserinnen und Leser. Fünf Tage sind überschaubar und die Distanzen auch nicht extrem. Eine ideale Möglichkeit, seine Grenzen auszutesten und neue Erfahrungen zu sammeln? Brigid Wefelnberg schaltet sich ein. Sie war im letzten Jahr auch dabei und eine von insgesamt 60 Finishern. Lahcen war natürlich Erster und hat alle Etappen gewonnen. Beide bestärken mich in meiner Einschätzung.
„Einfach ist der Lauf allerdings nicht,“ warnt Brigit und weist darauf hin, dass die Strecke sehr anspruchsvoll ist, zum Teil „gewaltige Steigungen“ aufweist und dass es heiß ist im Juli in Andalusien. Dann leuchten aber ihre Augen und sie sagt: „Aber schön ist es, sehr, sehr schön!“ Auf jeder Etappe gäbe es zahlreiche Checkpoints und Verpflegungsstellen, zusätzlich seien motorisierte Helfer mit Verpflegung unterwegs, Sicherheit werde großgeschrieben. Übernachtet werde in Turnhallen und teilweise in kleinen Ein-Mann-Zelten, die der Veranstalter zur Verfügung stelle, erzählt die erfahrene Extremläuferin weiter, die Etappenläufe zu ihren absoluten Favoriten zählt. Im letzten Jahr nahm sie außer am Al Andalus Ultra Trail auch am MdS teil, an Läufen in Laos und Vietnam und am Himalaya Run.
Von beiden, Brigid Wefelnberg und Lahcen Ahansal, handelt übrigens das Buch „Bis ans Limit“ das im März erscheinen und auch in der bereits erwähnten Fernsehsendung präsentiert wird.
Zurück zur Wüste, zurück zu Lahcen Ahansal. Als er merkt, dass es für meinen Geschmack nicht unbedingt gleich das Extremste sein muss, erzählt er von einem echten Leckerbissen, dem Zagora Marathon. Zagora liegt ungefähr 300 km südlich Marrakech und ist die Heimat von Lahcen und seinem Bruder Mohamed, der sehr gut Deutsch spricht. Zusammen organisieren sie den Zagora Marathon, dieses Jahr bereits zum 8. Mal.
Zagora Marathon, das sind 42,195 km durch die Wüste mit allem Drum und Dran: Trockentäler, Dünen, Oasen, steinige Flächen, Anstieg zum Zagora-Berg und steiler Abstieg. 600 HM seien auf dem Rundkurs zu bewältigen, 7 Stunden habe man Zeit, erzählt Lahcen. Ungefähr alle 5 km gäbe es Wasser und Verpflegung. Es wird auch ein Halbmarathon angeboten. Immerhin 600 Teilnehmer wurden zuletzt für beide Läufe registriert.
Der Lauf findet an einem ganz besonderen Tag statt: 31. Dezember 2011. Da versteht es sich, dass außer einem außergewöhnlichen Erlebnislauf ein nicht alltäglicher Jahreswechsel gefeiert wird. Dazu geht es in die Wüste, wo in einem extra für diesen Anlass errichteten Bivouac , fernab jeder Zivilisation unter einem unvergesslichen Sternenhimmel das neue Jahr begrüßt wird.
Wer sich für den Zagora Marathon interessiert, bekommt auf der Veranstalter-Website viele weitere Informationen, teilweise sogar in Deutsch.